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Jede Generation hat ihre eigenen Merkmale. Einige ältere Menschen sind überzeugt: Die junge Generation ist besonders spießig. Ein Experte erklärt, was dahinter steckt.
„Mir fällt auf, wie regelhörig, korrekt, aber auch wie unfassbar konform viele Jüngere geworden sind“, schreibt ein Nutzer im Online-Forum Reddit. Unter der Überschrift „Alles Spießer?“ beschwert er sich über die Generation Z. Sie würden „mit Stolz“ Falschparker melden und Dönerläden verdächtig finden, die keine Kartenzahlung anbieten, da diese „bestimmt Steuern hinterziehen“ würden. Ein anderer Nutzer meint: „Du sprichst mir aus der Seele. Meine Kinder (15 und fast 18) sind spießiger als ich jemals war. Ich hab dran zu knabbern, dass die zwei nie über die Stränge schlagen. Keine Partys, kein Alkohol, kein Ausprobieren.“
Immer wieder wird der Generation Z zugeschrieben, angepasst zu sein – aber stimmt das auch? „Die heutigen jungen Menschen sind ein Beispiel für Neokonventionalismus“, sagt der Psychologe und Generationenforscher Rüdiger Maas BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. „An der Beobachtung ist schon etwas dran.“ Als Beispiel nennt der Experte das Verhalten während der Corona-Pandemie: Junge Menschen hätten kaum illegale Partys gefeiert, sich stark an die Vorgaben gehalten und diese „sehr schnell internalisiert“. Das sei vernünftig und auch sinnvoll gewesen, betont Maas, „aber typisch für junge Menschen ist das nicht.“
Generationenforscher: Gen Z ist das beste Beispiel für Angepasstheit
Der Nutzer, der sich über die jungen Menschen beschwert, gibt an, in den 80ern geboren zu sein und ist somit entweder ein Millennial (1981 bis 1995) oder Xennial. Xennials sind eine Mikrogeneration zwischen der Gen X (1965 bis 1980) und den Millennials und zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine analoge Kindheit und digitale Jugend erlebt haben.
In den Kommentaren unter dem Reddit-Beitrag stimmen nicht alle dem Bild der angepassten Gen Z zu. Einige Nutzer verweisen auf die Proteste der Letzten Generation oder Fridays for Future in den vergangenen Jahren, bei denen junge Menschen auf politische Themen aufmerksam gemacht haben. Zumindest die Fridays-for-Future-Bewegung sei allerdings das „beste Beispiel für Angepasstheit“, sagt Generationenforscher Maas. Sie seien sechs Jahre lang auf die Straße gegangen, „jeden Freitagnachmittag, wo ohnehin keine Schule mehr ist, wo es sozial erwünscht ist, wo die Eltern dahinterstehen, und die ganze Gesellschaft das gut findet. Was ist das für eine Form von Rebellion?“
Raver in den 90ern waren nicht unbedingt politisch – aber weniger angepasst als die heutige Jugend. (Symbolbild) © IMAGO / POP-EYEExperte: Social Media hemmt die Gen Z
In früheren Generationen seien Jugendliche nicht zwangsläufig politischer gewesen, doch sie hätten versucht, sich abzugrenzen: „Die Kids in den 80ern mit Iros oder in den 90ern auf den Rave-Partys haben meist nicht über Politik nachgedacht, sondern wollten auffallen, dagegen sein“. Masse oder Mainstream seien damals Schimpfwörter gewesen, „je kleiner die Gruppe, desto cooler“. Heute würden Eltern, die in den 80er- und 90er-Jahren sozialisiert wurden und rebelliert haben, ihren Kindern dies nicht jedoch mehr ermöglichen, „weil sie permanent überall sind“, erklärt Maas.
Andere Reddit-Nutzer geben zu Bedenken, dass der Druck, sich gut zu präsentieren, „riesig“ sei: „Fehlverhalten landet sofort auf Social Media. Nicht nur die Jugend hat sich geändert, die Umstände eben auch“, heißt es in einem Kommentar. Auch Maas bestätigt: „Junge Menschen können heute sehr schnell einen Shitstorm bekommen und sind deshalb oft vorsichtiger und am Ende passiver.“ Man erlaube den Kindern heutzutage nicht mehr, rebellisch zu sein. „Sie können es eigentlich niemandem recht machen.“