Stand: 09.06.2025 09:47 Uhr
Im Internationalen Maritimen Museum Hamburg zeigt die Ausstellung „Korallen – Farbenspiel in Kunst und Wissenschaft“, wie faszinierend das Leben im Meer ist – und wie verletzlich zugleich.
40.000 gehäkelte Korallen in allen Farben bilden sechs künstliche Korallenriffe. Wie ein Fisch fühlt man sich, wenn man vorbeiläuft an den schillernd bunten Riffen. Die niedrige Raumdecke in dem ehemaligen Speicher wirkt wie die nahe Wasseroberfläche. Groß und Klein sind begeistert. Ein Mädchen erzählt: „Ich hab auch schon mal Korallen gesehen, als ich im Urlaub getaucht habe. Und ich finde, dass die genauso aussehen!“
Sechs Lkw-Ladungen Woll-Korallen fürs Maritime Museum
Über 40.000 gehäkelte Korallen bilden im Internationalen Maritimen Museum Hamburg sechs farbenfrohe Riffe – ein Gemeinschaftskunstwerk aus aller Welt.
Damit alle Tentakel, Röhren und Puschel gut sitzen, haben drei Frauen aus Baden-Baden einen langen Tag die Korallen liebevoll frisiert und zurecht gezupft, erzählt Kurator Patrick Riviere. Die Anlieferung sei eine echte Herausforderung gewesen: „Es ging buchstäblich um Zentimeter, ob wir die riesigen Kisten überhaupt ins Gebäude bekommen. Letztlich haben wir sie außen über die Windentore hereingelassen – durch den normalen Eingang wäre das unmöglich gewesen.“ Sechs Lkw-Ladungen voller Korallen waren es insgesamt. „Die Kisten sind so groß, dass man glatt hindurchlaufen könnte.“
Die Riffe sind eine riesige Gemeinschaftsarbeit. Die australischen Künstlerinnen Christine und Margaret Wertheim hatten zum Mitmachen aufgerufen. 2021 konnte weltweit jede und jeder gehäkelte Korallen ans Museum Frieder Burda in Baden-Baden senden. Dazu gab es auch Häkelanleitungen und Häkelempfehlungen.
Einsendungen mit Häkelarbeiten aus alles Welt
Insgesamt gingen rund 40.000 gehäkelte Korallen beim Museum Frieder Burda ein – ein regelrechter Ansturm. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es damals in der Poststelle ausgesehen hat“, sagt Kurator Riviere. Gemeinsam mit der Kunstwerkstatt des Museums überlegten die Künstlerinnen Christine und Margaret Wertheim dann: Wie lassen sich aus all diesen Einsendungen sechs eigenständige Riffe gestalten?
Jedes dieser Riffe hat andere Farben: eines ist eher schwarz und blau, das nächste mehr pink und rot. Und alle glitzern auf ihre Weise. Das kommt vor allem bei Kindern gut an. „Ich finde die Korallen richtig hübsch – und total cool, dass sie aus Wolle gemacht sind“, sagt ein Mädchen. „Ich mag das Glitzernde und die ganzen bunten Farben.“
„Plastikmüll ist ein riesiges Problem für die Korallen“
Auch die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll wird thematisiert. „Das ist ein riesiges Problem“, sagt Riviere. „Wir stehen hier gerade vor einer Koralle, in die ein Plastikring aus einem Bier-Sixpack eingearbeitet wurde – genau so ein Teil, wie es auch im Ozean treibt. Viele Strukturen wurden zudem mit Kabelbindern geformt, um die spitzen Formen der Korallen realistisch nachzubilden.“
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Wenn man dicht rangeht, erkennt man all das Plastik. Im hinteren Teil von Deck 1 kann man dann sogar echte Korallen sehen. Kuratorin Sonja Schäfer hat den naturwissenschaftlichen Teil betreut. Die Korallen stammen aus dem Museum der Natur in Hamburg. Versteinerte Korallen, eingelegte Korallen, gebleichte Korallen. Korallenbleiche, davon hat dieser Junge schon gehört: „Wenn Korallen in eine schlechte Umgebung oder verschmutztes Wasser kommen, sterben sie schneller ab und werden dann grau.“
Ausstellung zeigt verbotenen Korallen-Schmuck
Korallen gibt es zwar schon ewig, aber durch den Menschen sind sie gefährdet. Und damit auch die unzähligen Meeresbewohner, denen sie ein Zuhause bieten. Eine Vitrine überrascht zunächst: Schmuck mit Korallen in Schwarz und Rot. Inzwischen ist das verboten. Der Kurator weiß, was passiert, wenn Touristen nach Deutschland einreisen und der Zoll Korallenschmuck entdeckt: „Dann wird der Schmuck beschlagnahmt und kommt in die Sammlung des Museums der Natur. Einige Beispiele – Ohrringe, Ketten und mehr – zeigen wir hier in der Ausstellung.“
Der kritische Blick wird im naturwissenschaftlichen Teil eindringlicher. Die Botschaft der gehäkelten Riffe bleibt jedoch positiv: Auch wenn Müll die Riffe gefährdet – gemeinsam können wir es schaffen, etwas aufzubauen und zu erhalten.
40.000 Korallen aus Wolle: Wie ein Museum den Meeresgrund nachbaut
Die gehäkelten Korallenriffe zeigen im Maritimen Museum Hamburg, wie schön und zugleich verletzlich die Unterwasserwelt ist.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- 25.04.2025, 10:00 Uhr
- Ende:
- 10.08.2025
- Ort:
-
Internationales Maritimes Museum Hamburg
Koreastraße 1
20457 Hamburg
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 |
Das Hamburger Hafenkonzert |
08.06.2025 | 06:00 Uhr