An diesem Montag wird das kleine Dorf Mormant-sur-Vernisson in der französischen Provinz zum Schauplatz eines ungewöhnlichen Treffens: Rechtspopulistische Spitzenpolitiker aus ganz Europa reisen an, um bei Speis und Trank ihre politischen Wahlerfolge zu feiern. Laut einem Bericht von FranceInfo rechnen die Organisatoren mit 5000 Gästen.

Die Fraktion „Patrioten für Europa“ (PfE) im Europäischen Parlament hat zu einer „Siegesfeier“ eingeladen – einer privat organisierten Großveranstaltung in den Feldern unweit der 130-Einwohner Gemeinde. Bei den Europawahlen wurde das rechte Rassemblement National mit 31 Prozent der Stimmen stärkste Kraft in Frankreich.

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Die PfE-Fraktion vereint derzeit 14 Parteien und hält 84 der 720 Sitze im EU-Parlament. Zu den prominenten Teilnehmern des Treffens zählen der PfE-Vorsitzende Jordan Bardella und seine Parteikollegin Marine Le Pen vom Rassemblement National (RN), der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban (Fidesz), Italiens Vizeministerpräsident Matteo Salvini (Lega) und der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders (PVV).

Für das Treffen stellt der ehemalige Bürgermeister von Mormant-sur-Vernisson, ein Landwirt, anderthalb Hektar seines Ackerlandes zur Verfügung, das er selten bewirtschaftet.

Der amtierende Bürgermeister der Gemeinde äußerte FranceInfo gegenüber keine politischen Vorbehalte bezüglich des Treffens. Seine einzige Sorge sei die Bewältigung der erwarteten Menschenmenge an dem Tag.

Frankreichs Rechte punkten auf dem Land

Ein maßgeblicher Initiator des Treffens ist der Abgeordnete Thomas Ménagé vom Rassemblement National. Er vertritt die Region Loiret in der französischen Nationalversammlung und konnte bei der Parlamentswahl 2024 in Mormant-sur-Vernisson rund 90 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

Ménagé erklärte, es sei eines der Markenzeichen seiner Partei zu zeigen, dass Frankreich nicht nur in Paris, sondern auch auf dem Lande stattfinde.

Außerdem sei es die Aufgabe eines Wahlkreisabgeordneten, seine Region in der Politik bekannt zu machen. Dieser Aufgabe sei er nachgekommen und habe sein Dorf auf die Bühne der EU-Politik gebracht.

Die AfD bleibt außen vor

Das könnte sich für ihn auszahlen. Die französische Landwirtschaft ist stark von EU-Geldern abhängig. Agrarsubventionen machen jedes Jahr den größten Posten im EU-Haushalt aus.

Frankreich ist dabei der Haupt-Empfänger. Im Jahr 2022 flossen rund 9,5 Milliarden Euro an französische Landwirte aus den Töpfen der EU.

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AfD-Politiker dürften nicht zu dem ländlichen Treffen erscheinen. Die Pfe-Fraktion hatte die deutsche Partei kurz vor der Europawahl ausgeschlossen, wegen verharmlosender Äußerungen des damaligen Spitzenkandidaten Maximilian Krah zur nationalsozialistischen SS.

Die AfD hat eine neue, kleinere Fraktion mit anderen rechten Parteien und 25 Abgeordneten gegründet, die sich „Europa Souveräner Nationen“ (ESN) nennt.