Los Angeles kommt nicht zur Ruhe. Nach erneuten Zusammenstößen mit Demonstrierenden hat die Polizei der kalifornischen Metropole in der Nacht zu Montag für die Innenstadt ein Versammlungsverbot erlassen. Mindestens zehn weitere Menschen wurden nach offiziellen Angaben festgenommen – nach 29 in der Nacht zuvor. Der Polizeichef warnte, dass die Proteste außer Kontrolle gerieten. Mehrere Hundert Nationalgardisten bezogen vor Regierungsgebäuden Stellung, um diese vor Vandalismus zu schützen.

Die Tagesspiegel-App Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Dazu die digitale Zeitung. Hier gratis herunterladen. People demonstrate during a protest against federal immigration sweeps in downtown Los Angeles, California, U.S., June 8, 2025. REUTERS/David Ryder

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Die Proteste hatten sich an zahlreichen Razzien der Einwanderungsbehörde ICE entzündet, die auf Anweisung der Trump-Regierung verschärft gegen Migranten ohne Aufenthaltsrecht vorgehen soll, um diese auszuweisen.

Präsident Donald Trump hatte die Entsendung in die Westküstenmetropole am Wochenende befohlen – gegen den Willen des Gouverneurs von Kalifornien, Gavin Newsom. Der Politiker, der den Demokraten angehört, bezeichnete Trumps Anordnung als widerrechtlich. Er warf dem Republikaner vor, absichtlich eine Krise inszenieren zu wollen und gegen Kaliforniens Souveränität zu verstoßen. „Dies sind die Handlungen eines Diktators, nicht eines Präsidenten“, schrieb Newsom auf X.

08.06.2025, USA, Los Angeles: Beamte der California Highway Patrol verhindern, dass Demonstranten eine Autobahn betreten. Seit Tagen wird in Kalifornien gegen Operationen der US-Einwanderungsbehörde ICE protestiert. Foto: Mark Edward Harris/ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Unter den zahlreichen Vertretern der Sicherheitsbehörden, die sich den Demonstrierenden am Wochenende entgegenstellten, waren auch Beamte der California Highway Patrol. Sie sollten verhindern, dass die Protestierenden eine Autobahn betreten.

Los Angeles steht bei den aktuellen Vorgängen besonders im Fokus. Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung hat hispanische Wurzeln oder ist im Ausland geboren.

EDITORS NOTE: Graphic content / People hold placards as protesters clash with law enforcement in the streets surrounding the federal building during a protest following federal immigration operations in Los Angeles, California, on June 8, 2025. Demonstrators torched cars and scuffled with security forces in Los Angeles on June 8, as police kept protestors away from the National Guard troops President Donald Trump sent to the streets of the second biggest US city. (Photo by RINGO CHIU / AFP)

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Die Stadt ist zudem genau wie Kalifornien eine Hochburg der Demokraten und damit dem Trump-Lager ein Dorn im Auge.

Mounted police officers take position during a protest against federal immigration sweeps in downtown Los Angeles, California, U.S. June 8, 2025. REUTERS/David Swanson

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Am Sonntag war es den dritten Tag in Folge zu Protesten gekommen, bei denen immer wieder Gewalt ausbrach. Die Teilnehmerzahlen reichten in den vergangenen Tagen von einigen Dutzend bis zu mehreren Hundert Menschen. Die Polizei wurde nach eigenen Angaben mit Gegenständen beworfen. Fahrzeuge wurden angezündet, Straßen blockiert.

Das FBI bot eine Belohnung von 50.000 Dollar für Hinweise auf einen Verdächtigen, der Steine auf Polizeifahrzeuge geworfen und einen Bundesbeamten verletzt haben soll.

Rauch füllt die Straße, als Demonstranten während einer Demonstration im Paramount-Viertel von Los Angeles den Grenzschutzbeamten gegenüberstehen. Die Demonstranten protestieren gegen die Operation der Bundeseinwanderungsbehörde vom Vortag bei der die Behörden Dutzende von Menschen festgenommen hatten. +++ dpa-Bildfunk +++

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300 Mitglieder der Nationalgarde von Kalifornien bezogen nach Angaben des Militärkommandos an drei Stellen im Großraum Los Angeles Stellung. Trump hat die Mobilisierung von insgesamt 2000 Nationalgardisten angeordnet. Verteidigungsminister Pete Hegseth hat damit gedroht, notfalls auch aktive Soldaten von den Marines zu mobilisieren.

Newsom warf Trump in einem Fernsehinterview vor, die Bedingungen rund um die Proteste geschaffen zu haben. Er kündigte eine Klage gegen die von Trump angeordnete Entsendung der Nationalgarde an. Normalerweise untersteht diese den jeweiligen Bundesstaats-Gouverneuren, in bestimmten Ausnahmefällen kann aber der Präsident das Kommando ergreifen.

LOS ANGELES, CALIFORNIA - JUNE 7: Protests and confrontations between immigration rights supporters and law enforcement are seen taking place in Paramount, California, and downtown Los Angeles, California, United States on June 7, 2025, following recent raids by Immigration and Customs Enforcement (ICE) and Department of Homeland Security (DHS) agents. Demonstrators are seen using blockades and facing tear gas, flash bang grenades, and pepper ball shots, as rising tensions lead to damaged property across the affected areas. (Photo by Taurat Hossain/Anadolu via Getty Images)

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Das Weiße Haus widersprach Newsoms Darstellung und erklärte in einer Mitteilung: „Jeder hat das Chaos, die Gewalt und die Gesetzlosigkeit gesehen.“ Polizeichef Jim McDonnell erklärte auf einer Pressekonferenz, dass die Proteste außer Kontrolle gerieten. Auf die Frage, ob die Nationalgarde nötig sei, sagte er, dass er „dazu nicht sofort übergehen“ würde. Er fügte aber hinzu, dass die Polizei angesichts der jüngsten Gewalt eine Neubewertung vornehmen müsse.

Bürgermeisterin Karen Bass hat die ICE-Razzien scharf kritisiert, aber auch die Demonstranten verurteilt, die zu Gewalt griffen. „Ich möchte nicht, dass Leute dem Chaos verfallen, das meiner Meinung nach von der Regierung völlig unnötigerweise geschaffen wird“, sagte Bass auf einer Pressekonferenz.

Police detain a demonstrator during a protest against federal immigration sweeps in downtown Los Angeles, California, U.S. June 8, 2025. REUTERS/Mike Blake     TPX IMAGES OF THE DAY

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Die bei der jüngsten US-Präsidentschaftswahl von Donald Trump geschlagene Demokratin Kamala Harris hat das Vorgehen seiner Regierung im Bundesstaat Kalifornien mit scharfen Worten kritisiert.

Soldaten der Nationalgarde gegen größtenteils friedlich protestierende Demonstranten einzusetzen, sei „eine gefährliche Eskalation, die Chaos stiften soll“, schrieb Harris in einer auf der Plattform X veröffentlichten Stellungnahme. „Es ist Teil der grausamen, berechnenden Agenda von Trumps Regierung, Panik und Spaltung zu verbreiten.“

LOS ANGELES, CALIFORNIA - JUNE 8: Several cars burn on North Los Angeles street during clashes between protesters and police on June 8, 2025 in Downtown Los Angeles, California. The clashes come after ICE raids swept throughout the city over the weekend.   Jim Vondruska/Getty Images/AFP (Photo by Jim Vondruska / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

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Trump bezeichnete die Demonstranten in einem Online-Beitrag als „gewalttätige, aufständische Mobs“. Er wies seine Kabinettsmitglieder an, „alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen“, um die „Krawalle“ zu stoppen.

Im Gespräch mit Journalisten in New Jersey drohte er Demonstrierenden, die Polizisten oder Nationalgardisten anspucken würden, mit Gewalt: „Sie spucken, wir schlagen.“ („They spit, we hit.“) Er nannte keine konkreten Vorfälle, sagte aber: „Wenn wir eine Gefahr für unser Land und unsere Bürger sehen, wird es in Bezug auf Recht und Ordnung sehr, sehr streng sein.“ (Reuters/dpa)