Berlin. Bunter Ausnahmezustand: Das sagen Anlieger, Polizei und Veranstalter zum Karneval der Kulturen 2025 und dem Umzug durch Friedrichshain und Mitte.
Im Epizentrum der Großveranstaltung zeugen am Mittag danach auf und rund um die breiten Bürgersteige noch Glasscherben, Abfallreste und volle Mülleimer von der Party. Es ist ruhig, der Verkehr fließt – und die Gewerbetreibenden an der Frankfurter Allee sind hochzufrieden. „Es war super“, erzählt Monika der Morgenpost. Die Berlinerin betreibt einen Dönerladen in der Hauptstraße in Friedrichshain, unweit der Ecke Proskauer Straße, dem Startpunkt des Umzugs zum Karneval der Kulturen, der laut Veranstalter am Sonntag rund 750.000 Besucher anzog.
Es habe mehr Platz gegeben als sonst, so Monika. Normalerweise führt die Parade durch Kreuzberg. Aufgrund einer Baustelle in der Gneisenaustraße wurde sie erstmals auf die Frankfurter Allee und Karl-Marx-Allee verlegt, von Friedrichshain nach Mitte. Vor dem Dönerladen haben sie Getränke verkauft. „Keine Klopperei, keine Besoffenen“, fasst Freundin Angelika zusammen, die beim gestrigen Betrieb mithalf. Das sei an normalen Wochenenden oft anders. Um 22 Uhr war der Zauber vorbei, das Entsorgungsunternehmen ALBA übernahm. „Und um 1 Uhr nachts war es wieder erstaunlich sauber“, sagt Monika.
Laut Veranstalter zog allein der Straßenumzug am Sonntag auf Frankfurter Allee und Karl-Marl-Allee 750.000 Besucher an.
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Karneval der Kulturen in Berlin: Gewerbetreibende sind zufrieden
Angelika spricht von einer Aufwertung für den Kiez, ganz Friedrichshain, hofft, dass das Event nachwirkt, „denn seit Corona krankt der Friedrichshain.“ Auch Geschäfte in den Seitenstraßen hätten profitiert. Angelika appelliert, den Karneval der Kulturen auch in Zukunft „auseinanderzuziehen“, mit dem Umzug auf einer breiten Magistrale. Es müsse nicht dieselbe Route sein. „Letztes Jahr wurden U-Bahn-Stationen in Kreuzberg zeitweise zugemacht“, so Angelika. Nicht so dieses Jahr: der ÖPNV habe gut funktioniert.
Einen gelungenen Tag bestätigt auch Roman der Morgenpost. Er betreibt einen Späti am Frankfurter Tor. Vor dem Geschäft spielte eine DJane. Es habe keinerlei Auseinandersetzungen gegeben. Nur Leute, die die Schlange überspringen wollten. Der Umsatz sei hervorragend gewesen. „Der Verschleiß wahrscheinlich auch. Bestimmt wurde auch eine ganze Menge geklaut“, vermutet er, nimmt es aber gelassen. Einige Male habe man den Späti kurz schließen müssen, um aufzufüllen. In einer Ecke stapeln sich leere Bierkästen bis an die Decke. „Ich glaube, dass es besser war als in Kreuzberg“, sagt der Betreiber. Es habe viel mehr Raum gegeben.
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Polizei zum Straßenumzug: „Weitestgehend ohne weitere Vorkommnisse“
Die Polizei zeichnet gegenüber der Morgenpost ebenfalls ein positives Bild des Umzugs, „weitestgehend ohne weitere Vorkommnisse“. Die Bilanz mit Stand aus der Nacht zu Montag: 46 Festnahmen und 36 Strafermittlungsverfahren, unter anderem wegen Körperverletzungsdelikten, Raub, sexueller Belästigung, Sachbeschädigung und tätlicher Angriffe auf Vollstreckungsbeamte. 1500 Polizeikräfte seien dort im Einsatz gewesen, unterstützt von Kräften aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Brandenburg.
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Schäden an den denkmalgeschützten Laternen an der Stecke, um die im Vorfeld diskutiert wurde, seien bisher keine bekannt. Sowohl das Straßenfest am Blücherplatz in Kreuzberg als auch der Straßenumzug „wurden lageangepasst von der Polizei Berlin vor widerrechtlich einfahrenden Fahrzeugen geschützt“, heißt es weiter.
Auch das Straßenfest am Blücherplatz in Kreuzberg wurde laut Veranstalter gut besucht. Es habe keine „größeren Zwischenfälle“ gegeben.
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Veranstalter spricht von „erfolgreichem und friedlichem Karneval“
Der Veranstalter des Karnevals der Kulturen spricht auf das gesamte Fest bezogen von „einem erfolgreichen und friedlichen Karneval“. Die neue Umzugsroute sei gut angenommen worden, so eine Sprecherin zur Morgenpost. Da es mehr Raum gab, hätten sich die Massen gut aufgelöst. „Zur Verkehrslenkung mussten zwischenzeitlich Passanten mit in den Zug genommen werden, weil es trotz der Weite an einigen Stellen sehr dicht war“, sagt sie. Etwa 100.000 Menschen mehr als 2024 seien gezählt worden. Gegen die verbliebenen Müllreste auf der Umzugsroute kamen am Montagnachmittag in Kooperation mit den Kehrbürgern von der BSR Freiwillige zur „Clean-Up“-Aktion zusammen.
Zum Straßenfest, das am Montagabend endet, liegen dem Veranstalter am Nachmittag noch keine Zahlen vor. Es sei aber „sehr gut besucht“ gewesen, ohne größere Zwischenfälle. „Wir sind froh“, so die Sprecherin, „dass sich das Publikum in diesen Zeiten nicht vom Besuch der Veranstaltungen hat abschrecken lassen.“