Soundcheck Juni 2025# 2
Galerie mit 20 Bildern: Hexvessel – Prophecy Fest 2024
„Das Album-Cover habe ich doch schon einmal gesehen“, denken sicher einige beim ersten Blick auf das neue Album „Nocturne“ von HEXVESSEL. Ja und nein – das Album, das von einem beim Roadburn Festival 2024 in Auftrag gegebene Projekt inspiriert ist, hat zwar einige Gemeinsamkeiten mit dem Vorgänger „Polar Veil“, aber auch mehr als genug Unterschiede. Nicht nur das Album-Cover ist eine schwärzere, unheilvollere Version des Vorgängers, sondern auch die Musik selbst.
HEXVESSEL sind voll im Black Metal angekommen
Natürlich wären es nicht HEXVESSEL, wenn es keinen roten Faden gäbe. „Nocturne“ ist eine Vertonung der Nacht und nimmt die Hörer:innen mit vom sanften Einbruch derselben, das im „Opening“ mit einer ruhigen und friedlichen Piano-Melodie symbolisiert wird, bis hin zum Ende der Nacht mit den Worten „all rise, holy dawn“ auf dem letzten Song des Albums „Phoebus“. Das ist der Beiname des griechischen Gottes Apollon, der nicht nur der Gott des Lichts ist, sondern auch der Gott der Musik. Clever.
Aber auch abgesehen von Anspielungen in Songtiteln und Lyrics gibt es auf „Nocturne“ einiges zu entdecken. Die wohl relevanteste Entdeckung ist, dass HEXVESSEL sich spätestens auf diesem Album von einer Folk-Rock-Band mit Black-Metal-Einflüssen zu einer Black-Metal-Band mit gelegentlichen Folk-Einflüssen transformiert haben – und das mehr als gekonnt. Der erste volle Song des Albums „Sapphire Zephyrs“ lässt nichts anbrennen und zeigt mit Black-Metal-Vocals und -Instrumental, dass die Finnen voll im Genre angekommen sind.
Dass die Nacht nicht nur schön und idyllisch ist, sondern auch Gefahren und Geheimnisse birgt, zeigen Songs wie „Mother Destroyer“ oder „Unworld“, das mit dem verzerrten Lead-Gesang von DØDHEIMSGARDs Yusaf Vicotnik Parvez psychedelic und trippy und fast etwas gruselig ist. Auch die anderen Gast-Musiker auf „Nocturne“ tragen zur Atmosphäre des Albums bei. Die ätherischen Vocals von Gastsängerin Saara Nevalainen fügen eine eigene Ebene zu den Geräuschen der Nacht hinzu, bevor diese mit Vogelgezwitscher am Ende von „Phoebus“ vorbei ist, dem ORANSSI PAZUZU-Sänger Juho Vanhanen seine Stimme für Backing-Screams leiht.
„Nocturne“ kehrt zur dunklen Seite zurück
Nachdem HEXVESSEL mit ihrem Vorgänger „Polar Veil“ schon überrascht und abgeliefert haben, legt „Nocturne“ noch einmal eine Schippe drauf. Das neue Album ist eine spannende Vertonung der Nacht mit allen ihren schönen, aber auch unheilvollen Facetten und voller inhaltlicher und klanglicher Schichten, die entdeckt und aufgedeckt werden wollen. Vor allem ist „Nocturne“ aber eine einzigartige und eindrucksvolle Heimkehr zum Black Metal.