Die Uhr tickt. Schon im August 2025 steht eine der wichtigsten Lebensadern Norddeutschlands, die Bahnstrecke Hamburg-Berlin, für fast ein Jahr komplett still. Die Deutsche Bahn (DB) operiert hier quasi am offenen Herzen. Nennt dies Generalsanierung. Viele Millionen werden dafür investiert.
Direktverbindung Hamburg-Berlin ist spitze in Deutschland
Geld, das unbedingt fließen muss. Schließlich ist die 278 Kilometer lange Eisenbahnverbindung zwischen Hamburg und Berlin laut Konzern hochbelastet, die Trasse ist als Städte-Direktverbindung aber Spitzenreiter in Deutschland.
Bei der Bedeutung der Strecke, der langen Sperrung und dem Begriff Generalsanierung könnte man meinen, dass hier nun wirklich alles angefasst wird, um das Reisen und die Mobilität in die Zukunft zu katapultieren. Dem ist aber nicht so.
Boizenburg wird nicht ganz barrierefrei
Die Bahn spricht zwar davon, dass auch die Stationen an der Strecke angefasst und zu sogenannten Zukunftsbahnhöfen gestaltet werden, aber schon hier gibt es Abstriche. Der Halt in Boizenburg zum Beispiel wird auch nach der Generalsanierung nicht komplett barrierefrei sein, wie der Konzern auf Nachfrage mitgeteilte.
Rico Reichelt und Jens Prötzig finden das nicht akzeptabel. Beide sind Boizenburger. Ersterer ist Bürgermeister der Stadt und Jens Prötzig engagiert sich hier für den Fahrgastverband „Pro Bahn“. Beide erzählen, dass man mit der Bahn schon vor Jahren Gespräche bezüglich der Barrierefreiheit geführt hat, jetzt sei die Enttäuschung natürlich groß, dass das offensichtlich nicht berücksichtigt wurde.
Generalsanierung ist wichtig, aber…
Rico Reichelt hebt dabei hervor, dass er die Notwendigkeit der Generalsanierung nicht abstreitet. Er findet sie sogar äußerst wichtig. Man hätte sie aber doch ganzheitlicher in Angriff nehmen sollen, meint er.
Was ist mit Lärmschutz?
So macht der Bürgermeister auch noch den Punkt des Lärmschutzes aufmerksam. Hierzu habe er noch gar nichts gehört. In seinen Augen gehöre das aber dazu. Vor allem, weil MV, was das angeht, doch komplettes Niemandsland sei. „Ab Büchen enden die Lärmschutzwände, da muss sich die Bahn dringend bewegen“, berichtet Rico Reichelt.
Hier steht die Bahn allerdings weiterhin still. Auf Nachfrage teilt ein Konzernsprecher mit: „Da es sich bei der Generalsanierung nicht um eine Ausbaumaßnahme handelt, also weder ein zusätzliches Gleis gebaut noch die mögliche Geschwindigkeit auf der Strecke erhöht wird, ist kein zusätzlicher Lärmschutz an der Strecke vorgesehen.“
Bei den Einschränkungen, die jetzt schon auf die Nutzer der Schiene im Zuge der Generalsanierung ab dem Sommer 2025 warten, sorgt das für Unverständnis bei den Betroffenen.