Weniger Münchnerinnen und Münchner als noch vor einigen Jahren fühlen sich „sehr wohl“ in ihrer Stadt. So beantwortete in einer aktuellen Befragung jeder zweite Teilnehmer (51 Prozent) die Frage „Wie wohl fühlen Sie sich alles in allem in München?“ mit „sehr wohl“. Das geht aus dem jüngsten Quartalsheft des Statistischen Amts hervor. Bei der vorherigen Befragung im Jahr 2016 waren es noch 61 Prozent gewesen.

25 000 Münchnerinnen und Münchner ab 16 Jahren hat das städtische Sozialreferat für die jüngste Befragung zur sozialen Lage im Jahr 2023 angeschrieben. 4251 Personen nahmen daraufhin an der Umfrage teil, davon 54 Prozent Frauen und 46 Prozent Männer. Mehr als drei Viertel der Befragten (77 Prozent) waren Deutsche ohne Migrationshintergrund. Einen solchen hatten zwölf Prozent der Befragten; elf Prozent waren Nichtdeutsche. Die Erwartung, durch Übersetzungen in zahlreiche Fremdsprachen einen höheren Zulauf bei Menschen mit Migrationshintergrund zu bekommen, habe sich nicht erfüllt, heißt es in der Auswertung. Der betriebene Aufwand stehe in keiner Relation zum Ergebnis.

Während also die Zahl jener, die sich in München „sehr wohl“ fühlen, deutlich gesunken ist, gaben mehr Menschen an, sich „eher wohl“ in der Stadt zu fühlen. Ihr Anteil ist von 35 auf 42 Prozent gestiegen. Sechs Prozent sagten, sie fühlten sich „eher nicht wohl“, 2016 waren es nur drei Prozent. Nur ein Prozent der Menschen fühlte sich „gar nicht wohl“ (2016: null Prozent).

Geht es um die Zufriedenheit mit unterschiedlichen Bereichen des eigenen Lebens, zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen den beiden Befragungen. Zum Beispiel beim Thema Partnerschaft: 52 Prozent äußerten sich hier „sehr zufrieden“ und 21 Prozent „zufrieden“. 2016 waren es 53 Prozent beziehungsweise 20 Prozent. Ähnlich sieht es beim Familienleben aus.

Besonders zufrieden sind die Münchner mit ihrem Freundes-/Bekanntenkreis (insgesamt 87 Prozent sehr oder eher zufrieden), mit ihrer Freizeit (insgesamt 88 Prozent sehr oder eher zufrieden) und, man mag es für erstaunlich halten, mit ihrer Wohnung (insgesamt 84 Prozent sehr oder eher zufrieden). Am unzufriedensten sind die Münchner mit ihrer finanziellen Situation (74 Prozent sehr oder eher zufrieden) und mit ihren Arbeitsbedingungen (63 Prozent sehr oder eher zufrieden).

Beide Male fragte die Stadt auch nach der Einstellung zu verschiedenen Bevölkerungsgruppen – mit interessanten Ergebnissen. Die erste Befragung fand kurz nach den hitzig diskutierten Ereignissen in der Silvesternacht 2015/16 in Köln statt, die zweite vor dem Hintergrund einer insgesamt verschärften öffentlichen Debatte um das Thema Zuwanderung. Trotzdem ist in München der Anteil der Menschen, die Zuwanderung positiv bewerten und Migranten wohlwollend betrachten, eher gewachsen. 2016 stimmten 65 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Migrantinnen und Migranten das Leben in der Stadt bereichern, 2023 waren es 73 Prozent.

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So grantig sind die Münchnerinnen und Münchner doch gar nicht – ihr Herz schlägt schließlich italienisch. Wie konnte es also zu diesem desaströsen Umfrage-Ergebnis kommen, wenn in „Monaco“ sogar Wiesn-Bierpreise inzwischen gelassen hingenommen werden?

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Die Meinung, München könne die Aufnahme weiterer Geflüchteter verkraften, vertraten 2016 nur 39 Prozent der Befragten, 2023 waren es hingegen 51 Prozent. Das sei „erstaunlich“, heißt es in der Auswertung, schließlich lebten 2023 mit 8617 Geflüchteten noch einmal deutlich mehr Menschen in Münchner Unterkünften als 2015 (7303). Als mögliche Erklärungen werden der Großstadteffekt sowie die in München insgesamt guten Erfahrungen mit Migration genannt, aber auch die gute soziale Mischung in der Stadt und das hohe Bildungsniveau der Befragten.

Hier meldet die Stadt auch leise Zweifel an der Repräsentativität ihrer Befragung an. Denn Menschen mit mittlerem bis gehobenem Bildungsniveau seien am ehesten bereit, an Befragungen teilzunehmen, und daher tendenziell überrepräsentiert. Man werde künftig neue Strategien entwickeln müssen, um „zielgruppenadäquate Teilnehmer“ für Befragungen zu gewinnen. Ansonsten werde es immer schwieriger, valide Umfrage-Ergebnisse zu veröffentlichen.