Ein Gusseisenrelief der alten Carolabrücke ist geborgen worden. Die Brücke wurde zwischen 1892 und 1895 errichtet und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seitdem lag das Relief im Flussbett der Elbe. Bei Niedrigwasser war es auf der Neustädter Seite zu sehen und galt als kleine Attraktion.
Relief der alten Carolabrücke geborgen. Foto: Stadtverwaltung Dresden
Eine Bergung war bisher aus Kostengründen nicht erfolgt. Nun wurde das Relief im Rahmen der Abrissarbeiten der neueren Carolabrücke geborgen. Ziel ist es, das Objekt vor Schäden zu schützen.
Das Relief wird an das Dresdner Lapidarum übergeben. Dort erfolgt die Einlagerung. Eine Restaurierung ist möglich. Die Denkmalschutzbehörde der Stadt Dresden stimmt die nächsten Schritte der Metallkonservierung mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen ab.
In der Pressemitteilung der Stadt Dresden heißt es: „Vielleicht findet sich im Umfeld der dann neuen, dritten Carolabrücke ein Platz für dieses Erinnerungsstück.“
Initiative Carolabrücke legt neues Brückenkonzept vor
Da die letzte Idee der Initiative Carolabrücke für eine Interimsbrücke im Stadtrat auf keine Zustimmung stieß, hat die Initiative, die sich für eine nachhaltige, ästhetisch ansprechende und zukunftsfähige Elbquerung einsetzt, ein neues Konzept vorgelegt. Das vorgestellte Modell orientiert sich an historischen Vorbildern und kommt dabei ohne zusätzliche Strompfeiler aus. Laut der Initiative erfüllt es alle Anforderungen, darunter auch jene des Denkmalschutzes.
Bogenbrücke mit historischen Anleihen – Visualisierung: Initiative Carolabrücke
Zuletzt habe Baubürgermeister Stephan Kühn dem CDU-Vorschlag einer zweigeschossigen Brücke prinzipielle Umsetzbarkeit attestiert. Im Vergleich dazu sei eine an die typische Dresdner Bogenbrücke angepasste Gestaltung einfacher umzusetzen, so die Initiative. Die Gestaltung der Brücke dürfe nicht allein von der Stadtspitze definiert werden. Vielmehr müsse die Bevölkerung einbezogen werden.
Die Initiative Carolabrücke fordert daher, dass Planungsbüros verpflichtet werden, je zwei Gestaltungsvarianten vorzulegen. Eine davon soll sich an der Ästhetik der ursprünglichen Carolabrücke von 1895 orientieren. Außerdem solle das Wettbewerbsverfahren unter Beteiligung des Stadtrates und der Öffentlichkeit durchgeführt werden. Das bisherige Meinungsbild, das sich in Petitionen und Umfragen zugunsten einer historischen Gestaltung zeige, dürfe nicht ignoriert werden.
Unabhängig vom vorgestellten Entwurf befürwortet die Initiative weiterhin eine statisch sichere Bogenbrücke. Die geforderte Spannweite von 120 Metern sei bei schmaler Konstruktion und hohen Lasten selbst mit modernen Materialien eine Herausforderung. Der Einsturz der alten Brücke zeige, dass physikalische Grenzen beachtet werden müssen. Viele Spannbetonbrücken weisen heute Schäden auf, eingestürzt ist jedoch die Carolabrücke. Daraus leite sich die Forderung nach einer robusten Bogenkonstruktion ab.
Eine rechtliche Möglichkeit für eine neue Bogenbrücke sei vorhanden. Die Stadt hatte für den Wiederaufbau der eingestürzten Brücke eine Sondergenehmigung für einen Strompfeiler erhalten. Diese erlaubt eine vom Erlass abweichende Lösung. Auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt sowie das Bundesverkehrsministerium haben sich mit einem historisch orientierten Brückentyp befasst. Aus Sicht des Wasserstraßenrechts könne eine solche Lösung außerhalb des Fahrwassers genehmigt werden. Die Breite des heutigen Fahrwassers verträgt sich mit den Bögen der historischen Brücke.
Zeichnung Reiner Grötzschel, Maßstab 1:400, ohne Statik-Nachweis, Dampfer „Dresden“ als Größenbezug. Visualisierung Maximilian Georg Liebscher für die Initiative Carolabrücke
Die Initiative geht davon aus, dass eine Genehmigung als einfacher Ersatzneubau nicht möglich sein wird. Die eingestürzte Brücke entspricht weder aktuellen statischen Anforderungen noch den Vorgaben zur Verkehrsführung und zum Städtebau. Umfangreiche Anpassungen seien nötig. Deshalb werde ein Planfeststellungsverfahren unausweichlich sein.
Genau solch ein Planfeststellungsverfahren will die Stadtverwaltung jedoch vermeiden, da sich sonst der Baubeginn weiter nach hinten verschieben würde. Bereits bei schnellstmöglicher Planung mit einem Ersatzneubau rechnet die Verwaltung aktuell mit einem Baubeginn 2027.
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