Der weltgrößte Chipauftragsfertiger TSMC könnte von den USA mit einer in dieser Höhe rekordverdächtigen Milliardenstrafe wegen Verstößen gegen Exportverbote von Halbleitern belegt werden. Denn jetzt wird berichtet, dass das US-Handelsministerium die vermeintlich von dem taiwanischen Chipfertiger produzierten Chiplets innerhalb von KI-Beschleunigern Huaweis untersucht. Das ist aufgrund der von den USA ausgehenden und von Taiwan unterstützten Handelsrestriktionen seit September 2020 verboten.

Schon im letzten Herbst wurde TSMC-Technik überraschenderweise in Huaweis KI-Beschleuniger gefunden. Nach eingehender Untersuchung des Prozessors von Huaweis KI-Beschleunigerkarte Atlas 300T A2 hatte sich herausgestellt, dass der von Huawei-Tochter Hisilicon hergestellte Ascend 910B zum Teil aus taiwanischer Fertigung kommt. Doch TSMC ist die Kooperation mit Huawei und anderen chinesischen Firmen komplett untersagt. Während Huawei sogar verneinte, den Ascend 910B jemals auf den Markt gebracht zu haben, dementierte TSMC jegliche Lieferungen an Huawei nach September 2020.

Trotzdem ging das Rätselraten um TSMC-Chips in Huawei-Beschleunigern weiter, denn die chinesische Firma Sophgo soll Mittelsmann gewesen sein, um TSMC-Chips zu Huawei zu schleusen. Dieses auf KI-Chips für anwendungsspezifische Aufgaben spezialisierte Unternehmen soll die Chips bei TSMC in Auftrag gegeben und dann an Huawei weitergereicht haben. Allerdings habe TSMC inzwischen sämtliche Lieferungen an Sophgo eingestellt und Sophgo selbst dementierte umgehend. Die Firma hat nach eigenen Angaben TSMC Beweise vorgelegt, die zeigen, dass „Sophgo nichts mit der Huawei-Untersuchung zu tun hat“.

Untersuchung wegen 3 Millionen Chips

Zwar hatte TSMC letzten Oktober noch erklärt, dass mit dem US-Handelsministerium bezüglich dieser Angelegenheit kommuniziert wird und es keine Hinweise gibt, dass TSMC aktuell Gegenstand einer Untersuchung ist. Doch jetzt berichtet Reuters das Gegenteil. Demnach hat das Handelsministerium die Zusammenarbeit des Chipauftragsfertigers mit Sophgo tatsächlich untersucht, nachdem ein von TSMC gefertigtes Halbleiterbauelement in Huaweis Ascend 910B KI-Prozessor gefunden wurde.

Nach Angaben von Lennart Heim, Forscher des Technologie- und Sicherheitszentrums der RAND Corporation, hat TSMC in den letzten Jahren fast drei Millionen Chips produziert, die dem von Sophgo beauftragtem Design entsprechen und die letztendlich offenbar bei Huawei gelandet sind. RAND ist einer der bekanntesten Thinktanks der Welt und beobachtet die Entwicklungen Chinas bei künstlicher Intelligenz (KI).

Milliardenstrafe wäre wohl neuer Rekord

Eine Strafe in zehnstelliger Höhe ist für Verstöße gegen Exportverbote selten, denn diese wird auf Basis der gelieferten Produkte berechnet. 2023 zahlte Seagate eine Rekordstrafe wegen Festplatten-Lieferungen an Huawei. Das waren 300 Millionen US-Dollar. Darauf hatten sich der Festplattenhersteller und das US-Handelsministerium per Vergleich geeinigt, wobei sich der Wert der verbotenerweise gelieferten Festplatten auf über 1,1 Milliarden Dollar beziffert hatte.

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Auf Nachfrage wollte sich das Handelsministerium nicht zu der TSMC-Untersuchung äußern. Eine TSMC-Sprecherin erklärte erneut, dass der Chipauftragsfertiger Huawei seit September 2020 nicht mehr beliefert und mit dem Handelsministerium kooperiert. Letzteres hat bislang keine Maßnahmen gegen TSMC eingeleitet. Typischerweise werden Firmen, denen Verstöße gegen Exportverbote vorgeworfen werden, im Vorfeld über die Untersuchung und mögliche Strafen informiert, sodass diese entsprechend reagieren können.

(fds)