Heide – Die mit 600 Millionen Euro Staatshilfe gebaute Northvolt-Batteriefabrik in Heide sollte Deutschlands Antwort auf Chinas Batterie-Vormacht werden. Nun droht ausgerechnet China von der Pleite des schwedischen Mutterkonzerns zu profitieren.
Die deutsche Tochter sucht händeringend Investoren, damit die Produktionsstätte weitergebaut werden kann. Die Hoffnung: ein europäischer, möglichst deutscher Geldgeber. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (51, CDU) sagte kürzlich: „Es ist in unser aller Interesse, sie in unserem Land zu halten beziehungsweise neu anzusiedeln.“
Doch BILD erfuhr nun aus dem Top-Management eines deutschen Autobauers: Kein Hersteller hierzulande will in eine Batteriefertigung in Deutschland einsteigen. Die Energiekosten seien einfach zu hoch. Northvolt Deutschland sei „keine Option mehr“.
Strompreise zu teuer für Investoren
Der schwedische Insolvenzverwalter Mikael Kubu beteuert weiter, er strebe eine europäische Lösung an: „Wenn ich als Schwede und Europäer für einen Moment meinen Hut als Konkursverwalter abnehme, fände ich es fantastisch, wenn dieses Unternehmen in Schweden und Europa bleiben könnte.“
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Aber was, wenn sich wegen der hohen Strompreise niemand findet? Energie-Experte Hubertus Bardt (51, IW Köln) warnte schon früher in BILD, dass die hohen Strompreise europäische Investoren abschrecken. „Der Strompreis ist viel zu hoch und es ist auf Dauer nicht möglich, gegen die laufenden Kosten anzusubventionieren.“
China hat „strategisches Interesse“ an Northvolt
„Bei chinesischen Staatsunternehmen besteht dieses Problem nicht. Hier geht es vor allem um geoökonomische Interessen.“ China habe „ein strategisches Interesse daran“, eine solche Fabrik zu kaufen.
China dominiert den Weltmarkt für Batterien, insbesondere bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos. Und mehr noch: Der autoritäre Staat kontrolliert nahezu die gesamte Wertschöpfungskette, von der Rohstoffgewinnung bis zur Endfertigung.
Baubeginn in Heide: Hier drückten Veronika Wand-Danielsson (66, Schwedische Botschafterin), SH-Ministerpräsident Daniel Günther (51, CDU), Damals-Kanzler Olaf Scholz (66, SPD), und der frühere Wirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne) gemeinsam mit den Northvolt CEOs Peter Carlsson (54) und Christofer Haux (Northvolt Deutschland) symbolisch auf einen Buzzer
Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen
Mit der Fabrik bei Heide wollte Northvolt dem chinesischen Vorsprung etwas entgegensetzen und Batteriezellen für bis zu einer Million Elektroautos pro Jahr produzieren. Wenn daraus nichts wird, könnte das für Deutschland doppelt bitter werden: Die staatliche Förderbank KfW hat Northvolt rund 600 Millionen Euro zugesagt, abgesichert jeweils zur Hälfte von Bund und Land.