Heute vor drei Jahren starb Bernd Bransch, Vereinsikone des Halleschen FC und Kapitän der DDR-Mannschaft bei der WM 1974. Eines der berühmtesten Spiele der deutschen Fußballgeschichte wäre ohne ihn nicht zustande gekommen.

Er war Hauptdarsteller in einem der berühmtesten Spiele der deutschen Fußballgeschichte – und derjenige, der es überhaupt erst möglich gemacht hatte.

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Vor drei Jahren starb Bernd Bransch, Kapitän und Libero der DDR bei der WM 1974 in der damaligen BRD und bei dem legendären 1:0 über die spätere Weltmeister-Elf um Franz Beckenbauer. Das deutsch-deutsche Duell in Hamburg war Branschs berühmtester Auftritt – das Vermächtnis des zweimaligen DDR-Fußballers des Jahres ist allerdings noch um einiges größer.

Ikone des Halleschen FC

Bransch, geboren am 24. September 1944 in Halle an der Saale, prägte von dort aus den Vereins- und den Auswahlfußball in Ostdeutschland über viele Jahre. Er war kein Ausnahmetalent wie die wenige Monate vor ihm verstorbene Stürmer-Legende Joachim Streich, er musste sich seine Position durch harte Arbeit verdienen – errang aber gerade dadurch und dank seiner ruhigen Ausstrahlung den Respekt und die Autorität, die ihn zum Anführer machte.

14 Jahre lang war der vielfältig einsetzbare und auch torgefährliche Bransch Stammspieler beim Halleschen FC Chemie bzw. dessen Vorgänger SC Chemie Halle. Bis heute ist er die Klub-Ikone schlechthin für den jetzigen Halleschen FC – auch wenn ihm dort nie der Titel vergönnt war.

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Die einzige Trophäe, die Bransch im Vereinsfußball errang, holte er 1974 mit dem FC Carl Zeiss Jena: Er ging zum Saale-Rivalen, als Halle im Jahr zuvor zwischenzeitlich abgestiegen war und wurde mit den Thüringern FDGB-Pokalsieger und Vizemeister. Trotzdem ging er nach seinem erfolgreichsten Jahr zurück zur alten Liebe und blieb dort bis zum Karriereende 1977.

Bransch ermöglichte die WM-Sternstunde 1974

In die A-Nationalmannschaft der DDR wurde Bransch 1967 erstmals berufen und auf Anhieb Stammspieler. 1972 nahm Bransch am olympischen Fußballturnier in München teil, zwei Jahre später folgte im gleichen Land die große Sternstunde.

Mit zwei Toren im entscheidenden Quali-Spiel gegen Rumänien war Bransch derjenige, der die einzige WM-Teilnahme der DDR möglich machte – und damit auch das berühmteste Spiel der Landesgeschichte.

Am 22. Juni 1974 gewann die DDR völlig überraschend das politisch stark aufgeladene Duell mit dem WM-Gastgeber und „Klassenfeind“. Taktisch gut eingestellt von Trainerfuchs Georg Buschner, entschied bekanntermaßen ein Tor von Jürgen Sparwasser die Partie. „Wir haben ihnen den Schneid abgekauft“, freute sich Bransch, der hinten die Abwehr gegen Gerd Müller und Co. dicht hielt.

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Während die DDR dann in der Zwischenrunde ausschied, wurde die DFB-Auswahl noch Weltmeister. Mehrere Spieler bekundeten danach, dass sie das ohne den Motivationsschub nach dem Dämpfer gegen das Nachbarland wohl nicht geschafft hätten.

Schicksalsschläge während und nach der Karriere

Für Bransch folgte zwei Jahre danach mit dem Olympia-Gold in Montreal. Bransch war nur noch Ersatzspieler, wurde jedoch beim 3:1-Finalsieg gegen Polen fünf Minuten vor Schluss eingewechselt. Es war eine ehrenvolle Geste Buschners für Branschs Verdienste.

Bransch blieb dem Halleschen FC auch nach der Karriere treu, fungierte unter anderem als Klubpräsident und Manager, später war er noch beratend tätig und im Verwaltungsrat des Vereins.

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Zum Leben Branschs gehörten auch Schicksalsschläge: 1971 erlebte er die Brandkatastrophe im Hotel „Silbernes Seepferd“ in Eindhoven, bei dem vor dem Europapokalspiel gegen PSV der junge Mitspieler Wolfgang Hoffmann und 19 weitere Menschen ums Leben kamen.

Nach der Wende war Bransch zeitweise arbeitslos und musste den frühen Krebstod seiner Frau Brigitte verkraften. In seinen letzten Lebensjahren war Bransch selbst schwer erkrankt, litt an der unheilbaren degenerativen Krankheit ALS. Er verstarb am 11. Juni 2022.

„Bernd war als Leistungssportler und als Mensch ein Vorbild“, würdigte die aus der DDR entstammende Trainerlegende Bernd Stange Bransch nach seinem Tod in der Bild: „Als junger Trainer in Jena konnte ich von ihm lernen, was einen Top-Athleten ausmacht. Er war es auf dem Platz. Er hatte alles, was einen Kapitän ausmacht. Ein ganz Großer hat uns verlassen.“