Die Pflegeschule der Berufsbildenden Schule (BBS) in Wörth hat nach Angaben von deren Leiter Dietmar Wehrmaker 120 Schüler. Nach ihrer Ausbildung haben eigentlich alle gesichert einen Arbeitsplatz, wenn sie möchten. Denn Deutschland besteht ein Mangel an diesen Fachkräften. Anders ist dies in Uganda.
Seit März 2021 existiert ein Freundschaftsvertrag zwischen der Sozialstation Rülzheim, Bellheim, Jockgrim, der Pflegeschule der BBS Wörth und der Schule für Kranken- und Altenpflegerinnen sowie für Hebammen in Kooki, Uganda. Die Idee zur dortigen Krankenpflegeschule hatte Pfarrer Rogers Biriija, der derzeit im Bistum Münster seiner Arbeit als Seelsorger nachgeht. Ab September soll er BBS-Schulleiter Alexander Ott zufolge wieder in der Südpfalz, diesmal in der Pfarrei Germersheim, seinen Dienst versehen. Ott, Wehrmaker und Lena Höffel, Pflegelehrkraft an der BBS, Pfarrer Rogers und weitere Teilnehmer besuchten kürzlich über ein Erasmus-Programm eine Woche lang die Partnerschule, deren Mitgründer einige Jahre nach der Jahrtausendwende Pfarrer Rogers war. „1400 Schüler gibt es dort, von der Grundschule bis zum Gymnasium“, sagt Lena Höffel. Hinzu kämen noch Kindergartenkinder und „gut 200 Pflegeschüler“, ergänzt Wehrmaker.
Der Fachraum der Pflegeschule in Kooki.Foto: Alexander Ott/oho
Der Besuch in Kooki diente Schulleiter Ott dazu, die Beteiligten näher kennenzulernen und sich ein Bild von der dortigen Situation zu machen. Wehrmaker zeigte sich von dem grünen Flecken, auf dem Schulen und Kindergarten stehen, beeindruckt. In den Orten drumherum und vielen anderen gebe es sehr wenig Arbeit für die Menschen, viele hielten sich mit einem kleinen Laden über Wasser. Um den Start der Pflegeschule 2021 zu unterstützen, hatte die BBS vor einigen Jahren einen Spendenlauf organisiert – „2300 Euro kamen zusammen“, sagt Wehrmaker. Nun gelte es, der Partnerschule wieder zu helfen. Denn beim Besuch habe man auch Schüler vorgestellt bekommen, die sich das Schulgeld derzeit nicht leisten können. Das betrage 500 Euro für ein Semester. Zweieinhalb Jahre dauere die Ausbildung. Allerdings, „wenn die Pflegeschüler ihre Ausbildung beendet haben, dann werden eventuell nur fünf davon einen Job beim Staat erhalten, in einem Krankenhaus“, schätzt Wehrmaker. Pflegeheime für ältere Menschen gebe es nicht.
Schüler des Gymnasiums in Kooki begrüßen die Gäste aus Deutschland.Foto: Alexander Ott/oho
Ott, Wehrmaker und Höffel entwickeln derzeit Ideen, wie die Partnerschaft vertieft werden kann und beide Schulen davon profitieren können. So möchte Wehrmaker unter anderem mit der katholischen Gemeinde in Wörth versuchen, Patenschaften für die Schüler ins Leben zu rufen, mit denen das Schulgeld übernommen werden kann. Ziel sei eine Unterstützung für einen Schüler von 30 Euro pro Monat. Dies könnten sich eventuell auch mehrere Personen teilen. Auch ein Förderverein für die ugandische Schule wäre denkbar. „Kommendes Schuljahr werden wir wahrscheinlich wieder einen Spendenlauf organisieren“, ergänzt Alexander Ott. Mit diesem könne ein Gegenbesuch der dortigen Schulleitung finanziert werden. Für Ott sei es wichtig, dass diese die Standards der hiesigen Schule, die Abläufe etc. kennenlernen. So werde es unter Umständen auch einfacher, Abschlüsse anzuerkennen. Derzeit müssten Pflegekräfte aus anderen Ländern hier nochmals die Schulbank drücken.
Besuch in Kooki (v. li.) Lena Höffel, Anthony (Leiter der Schul- und Krankenhausverwaltung), Dietmar Wehrmaker, Imelda (Schulleiterin der Pflegeschule), BBS Schulleiter Alexander Ott.Foto: Alexander Ott/oho
Neben der fachlichen Qualifikation gehe es auch um die deutsche Sprache. Die Pflegekräfte oder -schüler aus anderen Ländern müssen Texte gut verstehen und sich fließend mit jemandem unterhalten können. „Das entspricht dem Niveau von B2“, sagt Ott. Dass das meist nicht so ist, haben Lehrerinnen wie Lena Höffel im Unterricht erfahren. Ein großer Teil der Pflegeschüler in Wörth kommt aus dem Ausland – nur ein kleiner Teil hat Ott zufolge keinen Migrationshintergrund. Entsprechend schwierig sei das mit der Sprache und „um den Unterrichtsstoff an die Schüler zu bringen“, sagt Höffel. Zwar werde den Schülern oftmals ein B2-Standard attestiert, nach einem Abschluss in ihrem Heimatland, „doch schon bei einer Nachfrage, was sie gestern gemacht haben, verstehen sie die Frage nicht“, sagt Ott. Und da die Pflegelehrkräfte am Ende die Prüfung abnehmen, werde inzwischen verstärkt auch Wert auf die deutsche Sprache gelegt. Über mehrere Kanäle werde versucht, zusätzliche Deutschstunden zu organisieren.
In Kooki wird nun ebenfalls nach Ende der Pflegeschule ein Deutschkurs angeboten, der derzeit mit B1 ende. Für den Besuch der Pflegeschule in Wörth reicht das jedoch nicht. Deshalb ist es aus Sicht der drei Wörther Lehrkräfte wichtig, den Kontakt zu verstärken, damit Schulabgänger von dort vielleicht hier eine berufliche Zukunft haben. Der Bedarf ist laut Wehrmaker da.