Nach dem Ausscheiden von Youssef Alami in den Ruhestand war die Stelle des Flüchtlingshelfers in Wegberg zunächst unbesetzt geblieben. Doch mit dem erneuten Anstieg der Flüchtlingszahlen wurde die Notwendigkeit eines kompetenten Ansprechpartners in der Gemeinschaftsunterkunft an der Nordstraße deutlich. Zum Jahresbeginn 2025 hat Ismail Abou Mughdheb diese wichtige Aufgabe übernommen. Mit seiner beeindruckenden Vita und seiner Erfahrung im Asylbereich ist er prädestiniert, die neuen Herausforderungen zu meistern.
Abou Mughdheb ist kein Unbekannter in der Region, denn zuvor war er als Asylverfahrensberater beim Caritasverband in Viersen, genauer in der ZUE Landesunterkunft tätig. „Viele der Menschen, mit denen ich dort gearbeitet habe, habe ich hier in Wegberg wiedergetroffen“, berichtet er mit einem Lächeln. Trotz dieser Verbindungen ist er in Wegberg speziell für die Geflüchteten in der Obdachlosenunterkunft an der Nordstraße verantwortlich, nicht jedoch für jene in der ZUE Petersholz.
Schon in Syrien hat Abou Mughdheb als Rechtsanwalt beim Staat in Suwayda gearbeitet und bringt somit fundierte juristische Kenntnisse mit, die ihm helfen, sich auch in der deutschen Bürokratie schnell zurechtzufinden. Doch seine Expertise geht weit über theoretisches Wissen hinaus, denn er kennt das Gefühl, fremd in einem neuen Land zu sein, aus eigener Erfahrung. 2015 musste er selbst aus Syrien flüchten und fand in Berlin zunächst eine neue Heimat. Dort wurde er von einem Sozialarbeiter betreut und entdeckte, wie wichtig Unterstützung und Integration sind. „Durch Integrationskurse habe ich gelernt, Deutschland zu verstehen“, erinnert sich Abou Mughdheb. Sein Weg führte ihn weiter über den Bundesfreiwilligendienst, bei dem er seinerseits Geflüchtete unterstützte, andererseits selbst betreut wurde. Diese doppelseitige Perspektive hat ihm wertvolle Einblicke verschafft.
Heute lebt er mit seiner Familie in Viersen. Seine Frau stammt ebenfalls aus Syrien und gemeinsam haben sie zwei Kinder. „Sie sprechen Deutsch als Muttersprache. Das ist ihre Heimat und wir wollen in Deutschland bleiben“, erklärt er. Diese persönliche Verbindung zu Deutschland und seine eigenen Integrationsbemühungen machen Abou Mughdheb zu einem perfekten Mittler zwischen Kulturen.
In der Obdachlosenunterkunft an der Nordstraße leben derzeit 194 Menschen, darunter etwa ein Viertel Frauen und rund 30 Kinder. Diese Vielfalt bringt Herausforderungen mit sich, insbesondere wenn es darum geht, ein harmonisches Miteinander zu schaffen. Gemeinsam mit Fachbereichsleiter Gerd Pint versucht Abou Mughdheb, Konflikte durch eine durchdachte Zuweisung zu minimieren. Die Zimmerbelegung erfolgt nach Kriterien wie Nationalität, Arbeitsstatus und persönlichen Vorlieben, um ein gutes Zusammenleben zu fördern.
Mit seiner natürlichen Empathie und seiner Fähigkeit, sich in die Lage der Geflüchteten hineinzuversetzen, bietet Abou Mughdheb mehr als praktische Unterstützung. „Ich erkläre, wie Verfahren ablaufen und warum sie so gestaltet sind“, beschreibt er seine Arbeit. Das Verständnis für kulturelle Unterschiede ist dabei essenziell. „Die Menschen kommen aus Ländern mit anderen politischen Systemen und Gesetzen. Hier unterstütze ich, indem ich die neuen Gegebenheiten erkläre und kulturelle Unterschiede anerkenne.“ Ganz praktisch findet sich diese Unterstützung zum Beispiel in der Wohnungssuche oder Arbeitssuche wider, aber auch Termine beim Arzt zählen dazu.
Abou Mughdheb nutzt seine eigene Fluchterfahrung als Brücke, um Vertrauen zu den Menschen aufzubauen, die Hilfe benötigen. „Die meisten sprechen meine Sprache und schätzen, dass ich ihre Erfahrungen nachvollziehen kann“, bemerkt er. Seine Arbeit ist nicht nur eine berufliche Herausforderung, sondern ihm ein persönliches Anliegen. Denn er weiß aus eigener Erfahrung: Integration ist der Schlüssel zu einem neuen Leben in Frieden und Sicherheit.