Liebe Leserin, lieber Leser,
die Sache war vorbei, noch ehe sie so recht
begonnen hatte. Um 13.22 Uhr teilte die Kulturbehörde mit, Demis Volpi sei
nicht länger Intendant des Hamburg Balletts. Der Aufsichtsrat der Staatsoper,
der das Ballett angehört, hätte sich mit ihm – „einvernehmlich“ lautet das
Wort, das immer dann gebraucht wird, wenn alle das Gesicht wahren wollen –
verständigt, seinen Vertrag mit der laufenden Saison zu beenden und ihn mit
sofortiger Wirkung freizustellen.
Die Gründe kann man hier, hier und hier nachlesen, die Mitarbeiter der Kulturbehörde als
auch jene des Hamburg Balletts wollten dem gestern ganz ausdrücklich nichts
hinzufügen. Auch Volpi selbst nicht.
Blättern wir also ein paar Monate zurück
– zu dem Tag im März 2024, als Demis Volpi in der Stifter Lounge der
Staatsoper das Programm der Saison vorstellte, die er nun nicht zu Ende führen
wird. „Wir haben kein Handbuch für das, was wir gerade machen“, sagte Volpi
damals mit Blick auf die Aufgabe, die er vor sich hatte: das Hamburg Ballett zu
erneuern und zugleich der Tradition treu zu bleiben. Jedoch, so fuhr er fort: „Ich
bin mit enormer Offenheit, großer Neugierde und, wie ich empfinde, sehr
ehrlicher Vorfreude auf das, was kommt, empfangen worden, und dafür bin ich
sehr dankbar.“
Es war dann aber – nach
allem, was man heute weiß – recht schnell vorbei damit.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Ihr Florian Zinnecker
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WAS HEUTE WICHTIG IST
© Georg Wendt/dpa
Der Senat hat die Mietpreisbremse bis Jahresende
verlängert. Mit der Regelung
darf die Miete für neuvermietete Immobilien maximal zehn Prozent über dem
ortsüblichen Vergleichssatz liegen. Der Bund hatte die Voraussetzungen für den
Erlass einer Mietpreisbremse 2015 zunächst nur bis 2025 ermöglicht. „Nun liegt
es an der Bundesregierung, die Mietpreisbremse bis Ende 2029 zu verlängern“,
sagte Stadtentwicklungssenatorin Karin Pein (SPD). Einen entsprechenden
Gesetzentwurf habe das Bundeskabinett bereits beschlossen.
© ZON
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Die Luftfahrtbranche in Hamburg hat seit der Coronapandemie
deutlich zugelegt und beschäftigt laut einer Studie inzwischen fast 49.000
Menschen. Das seien 18 Prozent mehr als 2019, sagte Wirtschaftssenatorin
Melanie Leonhard (SPD). Die Bruttowertschöpfung der rund 300 Betriebe sei im
vergangenen Jahr sogar um fast 35 Prozent oder 1,8 Milliarden Euro auf 6,9
Milliarden Euro gestiegen. Hamburg gilt nach dem französischen Toulouse
(Airbus) und dem US-amerikanischen Arlington County (Boeing) als drittgrößter
Luftfahrtstandort der Welt.
Nachdem ein 41-jähriger Mann am Montagabend im Stadtteil
Farmsen-Berne von einem unbekannten Täter durch Schüsse lebensgefährlich
verletzt wurde, sucht die
Polizei nach Zeugen. Anwohner hatten die Polizei alarmiert, die den flüchtigen
Täter im Anschluss unter anderem mit einem Hubschrauber und Spürhunden suchte.
Das 41-jährige Opfer wurde in einem Krankenhaus notoperiert, sein Zustand hat
sich mittlerweile stabilisiert.
In aller Kürze
• Die Hamburger Feuerwehr zählte im
Jahr 2024 16 Großbrände, nur knapp halb so viele wie im Vorjahr. Die
Zahl der Brandtoten sank auf den historischen Tiefststand von sieben, teilte
Innensenator Andy Grote (SPD) mit • Ex-HSV-Profi Richard Golz
zieht seine Bewerbung für das Präsidium des Vereins zurück. Der ehemalige
Torhüter wollte sich bei der Mitgliederversammlung am 21. Juni als
Vizepräsident im Team von Felix Magath zur Wahl stellen
AUS DER HAMBURG-AUSGABE
© David Maupilé für DIE ZEIT
„Als ich vor dem Vorhang stand, wurde mir heiß und schlecht“
Malte
Jahn arbeitete als Tigerdompteur bei Hagenbeck in Hamburg. Als ein Tiger einem
Kollegen in den Kopf biss, gab ihm seine Großtante einen Rat, der sein Leben
änderte. Lesen Sie hier einen Auszug aus seinem Protokoll, aufgenommen von ZEIT:Hamburg-Autor
Tom Kroll aus unserer Serie „1 von 1,9 Millionen“.
Jeden Dienstag und
Freitag stehe ich mit einem Strohhut auf dem Kopf auf dem Isemarkt. Ich
verkaufe frische Kräuter, Petersilie, Salbei, Thaibasilikum oder Minze. Ich
liebe den Job, die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, die frische Luft,
das fröhliche Durcheinander, meine Kunden. Aber dass ich einmal hier landen
würde, war nicht abzusehen.
Ich bin in den Vier- und
Marschlanden am Deich aufgewachsen. Mein Großvater betrieb dort eine Gärtnerei,
in der er Blumen und Kräuter anbaute. Er kaufte mir auch viele Tiere: Vögel,
Katzen und Hühner. Es war eine wunderbare Kindheit.
Als ich 14 war, musste
ich ein Schülerpraktikum machen, und ich entschied mich für Hagenbecks
Tierpark. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag dort. Die Sonne war
gerade aufgegangen, als ein Arbeiter mich in seinem Pritschenwagen zum
Giraffengehege brachte. „Hier musst du bleiben“, sagte er knapp und rauschte
einfach davon.
Im Stall stand ich allein
vor diesen riesigen Tieren. Ein paar Wochen lang fütterte ich sie alle und
mistete Ställe aus. Ich verstand mich mit den Tierpflegern auf Anhieb gut,
besonders mit Volker Friedrich, und die Zeit verging rasend schnell.
Einmal, als ich gerade im
Bisonrevier die Ställe ausgemistet hatte, kam Claus Hagenbeck zu seinem
morgendlichen Rundgang vorbei. Er nickte Volker Friedrich zu, und der sagte zu
ihm: „Der Junge braucht kein Praktikum mehr. Der kann schon alles.“ Damit war
mein Schulpraktikum beendet, und ich blieb.
Wie es dazu kam, dass Malte Jahn wieder ging, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ
© ddp
„Je länger er standhielt, desto mehr wurde er geliebt, ein Entertainer,
der durch sein pures Noch-da-Sein Freude verbreitete“
ZEIT-Redakteur Peter Kümmel gedenkt des
NDR-Moderators Carlo von Tiedemann, der am Sonntag im Alter von 81 Jahren starb.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
Das kommende Wochenende
steht im Zeichen von „48h Wilhelmsburg“.
Das Festival auf den Elbinseln bietet 168 Konzerte an 56 Orten in Wilhelmsburg
und auf der Veddel.
48h
Wilhelmsburg, 13.–15.6.; das vollständige Programm
und alle Veranstaltungsorte finden Sie hier
MEINE STADT
Zwischen Alster und Wolken © Heike Schlüter
HAMBURGER SCHNACK
Ich
wohne in Schenefeld, 20 Schritte von der Hamburger Stadtgrenze entfernt.
Neulich bei der Gassirunde überholt mich ein junges Pärchen, so Anfang 20. Ich
sage: „Moin.“ Der junge Mann sagt: „Moin.“ Ich höre, wie sie ihm zuflüstert:
„Warum grüßt die uns?“ Er antwortet: „Wir sind hier auf’m Land, da macht man
das so.“
Gehört
von Nicole De la Cruz González
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