Die „goldene Stempelung“, der letzte Arbeitstag, liegt bereits einige Zeit zurück, als wir Renate Schmitz treffen. Am 19. Dezember 2024, also kurz vor Weihnachten, war es so weit: Nach über zwei Jahrzehnten Studierendenwerk, das 2003 zu ihrem Arbeitsbeginn noch Hochschul-Sozialwerk Wuppertal hieß, schied sie aus dem Berufsleben aus. Was sie erlebt hat, ist in einem Buch zusammengefasst, das sie für sich angefertigt hat und durch das wir während unseres Gespräches blättern. „Das sind meine Erinnerungen an meine Arbeit, meine Kolleginnen und Kollegen und meine Gäste, mit denen ich viele schöne Momente erlebt habe“, sagt sie.

„Deine Anwesenheit macht nicht nur das verregnete Wuppertal heller, sondern auch mein Gemüt!“

In dem Buch verbirgt sich jedoch viel mehr: Postkarten, Briefe und persönliche Widmungen von Wegbegleiterinnen und -begleitern. In einer eingeklebten Herzchen-Karte steht: „Deine Anwesenheit macht nicht nur das verregnete Wuppertal heller, sondern auch mein Gemüt!“ Eine Gruppe von Studierenden, die oft gemeinsam in der Mensa zu Mittag aß, schreibt: „Sie haben uns jeden Uni-Tag ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und wir können uns gar nicht vorstellen, wie unsere Mensa-Pausen nun ohne sie werden.“ Für eine internationale Studentin war Renate Schmitz sogar einer der ersten positiven Kontakte in Deutschland: „Sie haben mir bewiesen, dass es in dieser Welt, in der die meisten Menschen oft ernst wirken, jemanden geben kann, die einfach so ein Geschenk macht und ein Lächeln schenkt.“ Verabschiedet hat sie sich auch von einem Studenten, mit dem sie gemeinsam eine kleine Tradition begründet hat: „Er war derjenige, der immer kurz vor Schluss mit dem letzten Essen zur Kasse kam. Das letzte, was ich kassiert habe, habe ich ihm dann ausgegeben.“

Eine Gruppe von Studierenden krönte Renate Schmitz zur „Mensakönigin“ – Foto: privat
Stets freundlich zu den Gästen und engagiert für die Belegschaft

Renate Schmitz hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen – mit Selbstverständlichkeiten, wie sie bescheiden sagt: „Auch wenn ich einen schlechten Tag habe, darf ich das nicht an den Kunden auslassen.“ Genau aufgrund dieser freundlichen Grundhaltung ist sie von einer Gruppe von Studierenden zur „Mensakönigin“ gekrönt worden.

Zugleich hat sie sich auch für ihre Kolleginnen und Kollegen stark gemacht. So war sie von 2018 bis zum Ruhestand die Schwerbehindertenvertretung und nahm am Personalrat teil. „Viele habe ich über Monate und Jahre begleitet und ihre Lebensgeschichten hautnah erlebt – das schafft Verbindung“, fasst sie ihr Wirken zusammen.

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Viele Pläne für den (Un-)Ruhestand

Was sie mit der neu gewonnenen Zeit nun macht, fragen wir sie: „Ich werde ehrenamtliche Vorlesepatin an Schulen und werde dort leseschwache Kinder unterstützen. Zudem plane ich viele Camping-Ausflüge mit meinem Ehemann.“

Die Verbindungen zu den Gästen und den Kolleginnen und Kollegen haben ihr den Gang in den Ruhestand vereinfacht und zugleich vermisst sie sie sehr. „Ich möchte deshalb noch mal ein großes Dankeschön an alle für die riesige Anerkennung meiner Arbeit und meiner Person sowie für die große Wertschätzung aussprechen!“, so Renate Schmitz. »mw«