Rund ein Viertel der eingewanderten Menschen in Deutschland zieht in Erwägung, das Land wieder zu verlassen – hochgerechnet entspricht dies etwa 2,6 Millionen Personen. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Basis des International Mobility Panel of Migrants in Germany (IMPa). Etwa drei Prozent der Befragten haben demnach bereits konkrete Auswanderungspläne. 

Jene Migrantinnen und Migranten, die eine Rückkehr in ihr Herkunftsland erwägen, nennen vor allem europäische Staaten innerhalb der EU als Ziel – allen voran Polen, gefolgt von Rumänien. Zu den häufig genannten Rückkehrländern zählen aber auch europäische Nicht-EU-Staaten wie die Türkei und die Ukraine. Wer hingegen eine Weiterwanderung in ein anderes Land plant, denkt besonders häufig an die Schweiz, die USA oder Spanien. Die knappe Mehrheit der Eingewanderten (57 
Prozent, rund 5,7 Millionen Personen) plant laut der Umfrage, dauerhaft in Deutschland
zu bleiben.

Geflüchtete berichten von Diskriminierungserfahrungen

Zu den häufigsten Gründen für Auswanderungspläne zählen der Befragung zufolge politische Unzufriedenheit, persönliche Umstände, hohe Steuerlast und übermäßige Bürokratie. Diese Faktoren spielen bei Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten, ebenso eine Rolle wie bei Menschen, die zum Studium oder aus familiären Gründen nach Deutschland kamen. Geflüchtete
nennen zusätzlich Diskriminierungserfahrungen als wichtigen
Grund für den Wegzug. 

© Lea Dohle

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Für Menschen, die in ihr Herkunftsland zurückkehren
möchten, stehen der Umfrage zufolge besonders soziale Faktoren im
Vordergrund. Die am häufigsten genannten Gründe für eine
Rückkehr sind demnach persönliche Bindungen an Partner,
Familienangehörige und Freunde. Für diejenigen, die eine
Abwanderung in ein anderes Land als ihr Herkunftsland planen,
zeigen sich andere Prioritäten – hier sind auch berufliche
Motive und die wirtschaftliche Lage im Zielland wichtig. 

„Abwanderungsabsichten entstehen nicht zufällig“, sagte IAB-Forscherin Katia Gallegos-Torres. „Sie spiegeln ein Zusammenspiel individueller Beweggründe, persönlicher Merkmale sowie der sozialen und gesellschaftlichen Einbindung wider.“

Gerade die gut Integrierten zieht es weg

In Branchen wie Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie unternehmensnahe Dienstleistungen denken zwischen 30 und 39 Prozent der Befragten über eine Auswanderung nach. Aber auch in Sektoren wie dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem verarbeitenden Gewerbe, sowie in Handel, Verkehr und Lagerei liegt der Anteil mit 24 bis 28 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. 

„Gerade die für Erwerbs- oder Bildungszwecke zugezogenen, besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreicheren sowie sprachlich besser integrierten Migrantinnen und Migranten denken überdurchschnittlich häufig über eine Ausreise nach oder äußern konkrete Abwanderungspläne“, sagte IAB-Forscher Lukas Olbrich. „Also genau jene, die Deutschland dringend für die Fachkräftesicherung benötigt.“

Stabile Bleibeperspektiven sind entscheidend

Etwa jede fünfte Person mit Auswanderungsplänen kann sich jedoch eine langfristige Rückkehr nach Deutschland vorstellen. Ein Drittel der Befragten schließt dies aus, rund die Hälfte ist unentschlossen. Diese Zahlen zeigen: Das Rückkehrpotenzial ist hoch – viele halten sich eine Rückkehr offen. 

„Für eine zukunftsfähige Migrationspolitik reicht es nicht aus, den
Zuzug zu fördern“, sagte Yuliya Kosyakova, Leiterin des
IAB-Forschungsbereichs Migration, Integration und internationale
Arbeitsmarktforschung. Ebenso entscheidend sei es, dauerhaft
Bleibeperspektiven zu schaffen. Dazu gehören Kosyakova zufolge der Abbau struktureller Hürden,
schnellere und transparentere Verwaltungsprozesse sowie eine gezielte
Förderung sozialer Integration und gesellschaftlicher Offenheit.