Erst kürzlich ordnete Bundestagspräsidentin Julia Klöckner an, dass am Tag der Berliner CSD-Parade keine Regenbogenflagge mehr am Bundestag gehisst werden soll. Schließlich lebe der Christopher Street Day von der „kraftvollen Präsenz auf den Straßen“, so Klöckner. Was genau sie unter dieser Präsenz versteht, ließ sie offen: Die zuletzt wieder stark angestiegenen Angriffe auf Lesben, Schwule oder Transmenschen? Die Nazi-Aufmärsche, Anschläge und Paraden unter Polizeischutz?

Es ist Pride Month, da wird unter regenbogenbunten Fahnen für Gleichheit, Gerechtigkeit und Vielfalt demonstriert – und gegen Hass, Hetze und Homophobie. Manche nennen das „woken Kram“ (unter anderem eine erst frisch zu Ministerinnen-Ehren gekommene Politikerin), dabei geht es um Solidarität und Sichtbarkeit. In München findet die CSD-Politparade am 28. Juni statt, dazu gibt es viele Kulturangebote, auch in den Kinos: Regulär im Programm laufen Filme wie The Wedding Banquet, On Swift Horses, Mein Platz ist hier oder die Oslo Stories-Trilogie, die sich alle sehr unterschiedlich mit queeren Lebenswelten beschäftigen.

Das Rottmann Kino zeigt am 22. Juni den chinesischen Dokumentarfilm The Last Year Of Darkness (über einen Underground-Club in der Millionenstadt Chengdu), im Studio Isabella ist am 18. Juni im Rahmen der Cine-Español-Reihe der bolivianisch-amerikanische Film Tu me manques – I Miss You (über einen Vater und seinen aus dem Leben geschiedenen schwulen Sohn) zu sehen.

Das City-Kino zeigt im Rahmen der Reihe „Mongay“ jede Woche LGBTQ-Filme, im Juni etwa Komödien wie Vier Mütter für Edward und Kondom des Grauens. „Kino, Mond & Sterne“ (das am 19. Juni in die neue Saison startet) präsentiert am 21. Juni im Westpark den zweifachen Oscar-Gewinner Emilia Pérez unter freiem Himmel. Und das Mathäser kündigt für 20. Juni ein CSD-Event an: Die Österreicherin Kat Rohrer stellt ihre Frauenkomödie What a Feeling vor, im Anschluss ist eine Party in der „35 Millimeter“-Bar des Kinos geplant.

„Typisch Emil“ – Emil Steinberger stellt dasihm gewidmete Künstlerporträt in München vor.„Typisch Emil“ – Emil Steinberger stellt dasihm gewidmete Künstlerporträt in München vor. (Foto: Elmar Bossard / Gorps Film GmbH)

Vielfalt gibt es natürlich auch im restlichen Kinoprogramm, mit Blockbustern wie Lilo & Stitch, Programmkino-Hits wie Der Pinguin meines Lebens oder der Fassbinder-Reihe im Filmmuseum. Bei „Kino am Olympiasee“, dem zweiten großen Open-Air-Kino Münchens, hat sich am 23. Juni Starbesuch angekündigt: Gezeigt wird der Oscar-nominierte und beim Deutschen Filmpreis neunfach preisgekrönte Thriller September 5. Zu Gast sind die Filmemacher sowie die Schauspielerin Uschi Glas, die mit dem Film nichts zu tun hat – aber als Zeitzeugin berichten kann, wie die Münchner Bevölkerung auf das Olympia-Attentat im Jahr 1972 reagierte.

Nach Kanada geht es am 22. Juni im Schwabinger Leopold-Kino: Der aus Montreal stammende Sänger Michael Feuerstack spielt ein Live-Konzert, im Anschluss wird die Literaturverfilmung Die kanadische Reise aufgeführt. Der Franzose Pierre Deladonchamps spielt darin einen Mann auf der Suche nach seinem leiblichen Vater. Doppelte Star-Power hat sich am 20. Juni im Rio Filmpalast angesagt: Dort stellt die Schweizer Kabarettisten-Legende Emil Steinberger das ihm gewidmete Künstlerporträt Typisch Emil vor, begleitet wird er von seinem Münchner Kollegen Michael Mittermeier. Nach der Vorstellung wird es ein Gespräch mit den beiden geben.