Berlin – Eskaliert in der Hauptstadt ein Konflikt mit mafiösen Schutzgelderpressern? In der Nacht zum Dienstag detonierte ein Sprengsatz vor einem Lokal in Neukölln. Bereits Wochen zuvor hatten Unbekannte auf ein vergleichbares Café im Kreuzberger Kiez geschossen. Das LKA ermittelt.

Gegen 2.10 Uhr wurden die Anwohner der Schierker Straße aus dem Schlaf gerissen, eine heftige Detonation hatte die Wände wackeln lassen. Der Eingangsbereich und der vordere Teil eines dortigen Cafés wurden zerstört, Fliesen abgesprengt, das Glas der Schaufensterscheibe splitterte, die Markise hing am Tag danach noch herunter. Außerdem durch umherfliegende Trümmerteile beschädigt: das Motorrad des 61-jährigen Betreibers sowie ein geparktes Auto.

Aufräumarbeiten nach der Explosion

Aufräumarbeiten nach der Explosion

Foto: Timo Beurich

Der 24-jährige Angestellte des Cafés bemerkte den Zwischenfall und bekämpfte den Brand mit einem Feuerlöscher, bis die Feuerwehr eintraf. Noch in der Nacht übernahmen spezielle Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) den Fall, sicherten Spuren, brachten diese zur Auswertung. Was genau explodierte, ist noch unklar.

Ein Ermittler zu BILD: „Das sieht auf den ersten Blick alles nach einer Botschaft aus dem Schutzgelderpresser-Milieu aus, wie eine finale Warnung.“ Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.

Zum Glück gab es keine Verletzten

Zum Glück gab es keine Verletzten

Foto: Timo Beurich

Schon vorher Anschläge auf türkische Cafés

War es eine Einzeltat, oder haben es die Kriminellen auf die Betreiber türkischer Cafés in Berlin und deren Einnahmen abgesehen? Erst am 19. Mai dieses Jahres hatte BILD darüber berichtet, dass Unbekannte vier Schüsse auf die Fassade vom Café Waldemar in Kreuzberg abgegeben hatten. Betreiber Ozcan S. (62) betreibt dies seit acht Jahren.

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Und die Liste könnte noch länger sein – wie aus Polizeikreisen verlautete, gab es einen vergleichbaren Vorfall ebenfalls auf ein türkisches Café an der Audre-Lorde-Straße in Kreuzberg, der Besitzer habe aus Angst keine Anzeige erstattet.

Der Ermittler zu BILD: „Das ist eine ernste Situation. Hier werden Waffen und Sprengsätze eingesetzt, die auch Unbeteiligte verletzen oder gar töten könnten.“ Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.