Halle. Elisabeth R. aus Halle im Kreis Gütersloh bleibt spurlos verschwunden. Die demente 88-Jährige gilt seit Sonntag, 1. Juni als vermisst. Zuletzt gesehen wurden sie an dem Tag gegen 11.25 Uhr im Altenzentrum Eggeblick in Halle. Tagelang hatte die Polizei nach der vermutlich stark orientierungslosen Frau gesucht, mehrere Hubschrauber, Spürhunde und Polizeibeamte waren im Einsatz. Jetzt haben die Beamten ihre Maßnahmen eingestellt.

„Wir können derzeit nichts mehr machen. Es sind keine Polizisten mehr unterwegs, die die Gegend absuchen“, bestätigt Polizeisprecherin Simone Marzloff. Es gebe aktuell auch keine Beobachtungen mehr aus der Bevölkerung, denen man nachgehen müsste. Dennoch ist die Polizei natürlich weiterhin dankbar über jeglichen Hinweis und würde die Suchmaßnahmen auch umgehend wieder aufnehmen.

Vor dem Pfingstwochenende hatte noch ein Hubschrauber erneut die Bahnstrecke des Haller Willem abgeflogen, weil die Mantrailer-Hunde mehrmals in diese Richtung gezogen hatten. „Leider erneut ohne ein Ergebnis“, sagte Polizeisprecherin Katharina Felsch seinerzeit. Der Aufwand der Polizei war enorm. „Aber dieser Fall ist auch sehr besonders“, ordnete Felsch die Lage ein. „Wir haben überhaupt keinen Anhaltspunkt, in welche Richtung sie gegangen sein könnte.“


Dieses neue Foto der Vermissten hat die Polizei am Freitag veröffentlicht. Die Beamten weisen darauf hin, dass sie nicht die Kleidung trägt, die sie am Tag ihres Verschwindens trug. - © Polizei Gütersloh

Dieses neue Foto der Vermissten hat die Polizei am Freitag veröffentlicht. Die Beamten weisen darauf hin, dass sie nicht die Kleidung trägt, die sie am Tag ihres Verschwindens trug.
| © Polizei Gütersloh

Mögliche Videoaufnahmen sollen eingesehen werden

Am Freitag, 6. Juni, hatte die Polizei ein neueres Foto der Vermissten auf dem Fahndungsportal veröffentlicht. Es zeigt sie mit einem Rollator, der bisher ebenfalls nicht gefunden wurde. Die Beamten betonen, dass Elisabeth R. zum Zeitpunkt des Fotos andere Kleidung getragen hat als am Tag ihres Verschwindens. Umfeldermittlungen hatten ergeben, dass R. neben einem gestreiften Oberteil vermutlich noch eine dünne blaue Jacke und eine blaue Weste bei sich hat.

Die Ermittler bitter weiterhin darum, dass Haus- und Ladenbesitzer in der Umgebung mögliche Videoaufnahmen einsehen, um weitere Erkenntnisse zum Aufenthaltsort der Vermissten zu erlangen. Sollten relevante Bilder gefunden werden, mögen sich die Betreffenden zunächst mit der Gütersloher Kriminalpolizei unter Tel. 05241 8690 in Verbindung setzen.

Freiwillige Helfer verteilen mehr als 3.000 Flyer

Je länger die alte Dame verschwunden ist, umso stärker hatte sich die Öffentlichkeit eingeschaltet. Vor allem in den Sozialen Netzwerken spekulierten und diskutierten Menschen in den vergangenen Tagen – unter anderem darüber, dass Elisabeth R. Beziehungen nach Werther hatte. Sie soll dort in der Kirche gewesen und in früheren Zeiten oft dorthin zu Fuß gelaufen sein. Tatsächlich weiß auch die Polizei davon und hat die Strecke bereits in Augenschein genommen – allerdings ohne dass man hier eine Spur von ihr gefunden hätte.


Stefanie Kriwath und Alexander Stüssel haben in den vergangenen Tagen aktiv nach der vermissten Elisabeth R. gesucht. Ohne Erfolg. - © Privat

Stefanie Kriwath und Alexander Stüssel haben in den vergangenen Tagen aktiv nach der vermissten Elisabeth R. gesucht. Ohne Erfolg.
| © Privat

Mehr als 150 Freiwillige hatten sich in einer Whatsapp-Gruppe angeschlossen. Stefanie Kriwath und ihr Bruder Alexander Stüssel waren die Initiatoren. Die Teilnehmer sind zuletzt immer wieder in kleineren Gruppen durch Halle gelaufen und haben sich unter anderem auch die angrenzenden Waldbereiche vorgenommen.

„Nach so vielen Tagen schwindet natürlich die Hoffnung, dass wir sie lebend finden. Aber wir geben nicht auf“, sagte Stefanie Kriwath. Mit den anderen Helfern verteilten sie mehr als 3.000 Flyer und suchte verborgene Ecken und Straßen nach der 88-Jährigen ab. Ohne Erfolg.

Gerücht über Leichenfund im Tatenhauser Wald

Zwischenzeitlich kam für kurze Zeit das Gerücht auf, im Tatenhauser Wald sei eine Leiche gefunden worden. Auf Nachfrage stellte sich allerdings heraus, dass hier lediglich eine Frau randaliert hatte und deshalb die Polizei anrücken musste.

Da es auch im Laufe des Wochenendes bisher keine neuen Erkenntnisse über mögliche Aufenthaltsorte von Elisabeth R. gab, beendeten die freiwilligen Helfer die aktive Suche. „Da unsere Suche leider zu keinem Erfolg geführt hat, haben wir uns dazu entschlossen, die Suche einzustellen. Wir sind allen Hinweisen nachgegangen, die wir bekommen haben, doch leider waren die erfolglos“, schreibt Stefanie Kriwath in der Whatsapp-Gruppe. Wir bedanken und bei allen, die bei der Suche dabei waren und akribisch mit gesucht haben.“

Hubschrauber, Hunde und Drohnen im Einsatz

Rückblick: Nachdem bemerkt wurde, dass Elisabeth R. verschwunden war, wurde am Sonntagmittag zunächst das gesamte Seniorenheim untersucht – jedes Zimmer, jede Etage, jeder Winkel. Gerade vor dem Hintergrund, dass sich demente Personen in einer neuen Umgebung vielleicht in der Tür irren, war diese Maßnahme das erste Mittel der Wahl.

Parallel dazu wurde der Bereich rund um das Haus an der Straße Tiefer Weg unter die Lupe genommen. Als die 88-Jährige auch dort nicht gefunden wurde, zögerte die Polizei keinen Augenblick und setzte im weiteren Suchverlauf noch mehr Polizeibeamte, Hubschrauber, Drohen und Spürhunde ein. Auch Hinweisen aus der Bevölkerung ging die Polizei nach – allerdings ohne Erfolg.

„Ich kann nicht verstehen, dass jemand so spurlos verschwindet“, sagte Polizeisprecherin Katharina Felsch. Der Fall sei mysteriös, zumal das Alter und der Gesundheitszustand von R. nicht vermuten lassen, dass diese weite Wege gegangen ist.

Suche nach dementer alten Dame in Halle

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Altenzentrum: „Wir wollen bewusst niemanden einsperren“

Im Eggeblick hofft man trotz allem auf ein gutes Ende. „Vielleicht spielt uns wenigstens das Wetter in die Karten“, sagte Claudia Schröder, Pressesprecherin des Bielefelder Johanneswerks, dem Träger der Einrichtung im Haller Norden vor einigen Tagen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner könnten sich im Haus und auch außerhalb des Hauses jederzeit frei bewegen, so die Sprecherin.

Dies entspreche dem Betreuungskonzept des Hauses, wo es keine spezielle Behandlung für demenziell erkrankte Personen gibt.

„Die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Angehörigen entscheiden sich bewusst für dieses Konzept“, sagte Schröder. Es gebe auch andere Pflegeeinrichtungen, in denen Bewohner mit Demenz keinen so großen Bewegungsradius haben. „Wir wollen aber ganz bewusst niemanden einsperren.“

„Wir passen natürlich auf, aber in solch seltenen Fällen kann es passieren, dass jemand einen unbeobachteten Moment abpasst und verschwindet“, fuhr Claudia Schröder fort. Genau das ist offenbar am Sonntag passiert und bis jetzt weiß niemand, wohin Elisabeth R. gegangen ist.

Hinweise nimmt weiterhin jede Polizeidienststelle unter der Rufnummer 110 entgegen. Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.