Hamburg – Das Ballett an der Staatsoper in Hamburg hat Weltruf. Aber der ominöse Rauswurf von Chef Demis Volpi (40) beschädigt das Renommee der prominenten Tanz-Truppe heftig.

Zumal es nach BILD-Informationen mindestens zwei Jahre dauern wird, bis ein neuer Intendant seine Arbeit aufnimmt. Grund: Der Auswahlprozess ist extrem aufwendig.

Dazu kommt, dass es nach den Querelen der letzten Monate schwierig sein dürfte, überhaupt hochkarätige Kandidaten zu finden. Denn der Job gleicht einem Ritt auf der Rasierklinge.

Das Hamburger Ballett genießt Weltruf

Das Hamburger Ballett genießt Weltruf

Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Zur Erinnerung: Teile des Tanz-Ensembles hatten sich bei Kultursenator Carsten Brosda (50, SPD) und öffentlich über Volpi beschwert. Er verhalte sich „abschätzig“ (Volpi soll u.a. eine Tänzerin angeschnauzt haben, die daraufhin anfing zu weinen), sei fachlich schlecht und häufig abwesend.

Beide Seiten blieben bockbeinig

Diese Kritik hatte der Ballett-Chef komplett zurückgewiesen. Ein umgehend angesetzter Krisengipfel mit allen Beteiligten beim Senator führte zu nichts. Beide Seiten blieben bockbeinig, berichten Insider aus der Kulturszene von Hamburg.

Die Hamburger Staatsoper ist ein wichtiger Fixpunkt in der Hamburger Kultur-Landschaft

Die Hamburger Staatsoper ist ein wichtiger Fixpunkt in der Hamburger Kultur-Landschaft

Foto: picture alliance / imageBROKER

Offenbar war Volpi danach nahegelegt worden, verstärkt ins Gespräch mit seinem Ensemble zu gehen, um die Differenzen beizulegen. Diese Chance habe der Intendant nicht genutzt, hieß es.

Behörde zog die Reißleine

So kam es zur Eskalation. In Fußballsprache: Volpi erreichte als Trainer seine Mannschaft (die Tanz-Truppe) nicht mehr. Am Ende zog die Vereinsführung (die Kulturbehörde) die Reißleine – und setzte Volpi den Stuhl vor die Tür. Denn die komplette Mannschaft zu entlassen, wäre der noch größere Schaden gewesen.

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Für Volpi gibt’s nach BILD-Informationen als Schmerzensgeld rund 1,1 Millionen Euro – das gesamte Salär für seinen Fünfjahresvertrag.

Für die Hamburger Ballettfreunde heißt die Entwicklung Folgendes: Die Tanz-Truppe wird jetzt von zwei Stellvertretern geführt – und die werden wieder verstärkt auf das bewährte Repertoire von Ballett-Legende John Neumeier (86) setzen.

Ex-Ballett-Chef John Neumeier war mehr als 50 Jahre an der Spitze des Tanz-Ensembles

Ex-Ballett-Chef John Neumeier war mehr als 50 Jahre an der Spitze des Tanz-Ensembles

Foto: Christian Charisius/dpa

Neue Akzente auf der Bühne werden frühestens ab 2027 mit einem neuen Ballett-Chef zu sehen sein.

Damit dem nicht dieselbe Ablehnung aus dem Ensemble wie Volpi entgegenschlägt, sollen „klärende Gespräche“ mit den Tänzern geführt werden.