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Der US-Elektroautobauer Tesla steckt in einer Absatzkrise. Elon Musks Zusammenarbeit mit Donald Trump schadet dem Image des Unternehmens.
Brüssel/Grünheide – Der US-Elektroautobauer Tesla steckt in einer Absatzkrise. Das Unternehmen kann den Aufschwung am europäischen Elektroautomarkt weiter nicht für sich nutzen. Im April stürzten die Neuzulassungen in der Europäischen Union ab, diesmal um mehr als die Hälfte, wie aus Daten des europäischen Herstellerverbands Acea hervorgeht. Und doch produziert man im deutschen Werk im brandenburgischen Grünheide munter weiter. Rund 5000 Wagen in der Woche laufen dort, nach Unternehmensangaben, vom Band.
Tesla: Trotz Absatzproblemen wird in Grünheide viel produziert
„Die Belegschaft fragt sich ständig, wo die Hunderte Autos, die jeden Tag aus dem Werk rollen, überhaupt hingehen“, sagt ein Insider der Wirtschaftswoche. In den ersten vier Monaten des Jahres sank die Zahl der verkauften Teslas in der EU um 46 Prozent. „Vielleicht werden die Teslas irgendwo in den Wald gestellt“, rätselt der Unternehmens-Insider weiter. „Die 46 Prozent bestreitet kein Mensch“, sagt Jörg Steinbach (SPD), ehemaliger brandenburgischer Wirtschaftsminister, dem rbb. Tesla liefere allerdings aus Grünheide auch in europäische Länder außerhalb der EU und dem Nahen Osten.
Tesla-Chef Elon Musk und US-Präsident Donald Trump: Musks Konzern steckt in der Krise. © picture alliance/dpa/Pool/AP
Nichtsdestotrotz kommt Tesla zusehends unter Druck in einem Markt, für den der umstrittene Unternehmer Elon Musk mit der sogenannten Gigafabrik in Grünheide seine Zelte aufschlug und dafür Milliarden investierte. Nicht nur kommt Volkswagen mit seinen Elektroautos mittlerweile auf Touren – und fährt Tesla meilenweit voraus – der Wolfsburger Konzern konnte die Auslieferungen reiner Elektrofahrzeuge in Europa im ersten Quartal mehr als verdoppeln.
Musk und Tesla: Konkurrenz kommt aus China
Auch der chinesische Elektro-Weltmarktführer BYD („Build Your Dreams“) sitzt Musk im Nacken – mehr noch: Er hat ihn in Europa bei reinen Elektroantrieben (BEV – battery electric vehicles) nun überholt. Nach Daten der Marktforscher von Jato Dynamics war es im April erstmals so weit.
Tesla vor dem Niedergang: Wie Elon Musk den Ruf seines Goldesels zerstörte
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Experten führten die Schwäche des Autobauers zuletzt auch auf ein Imageproblem zurück, das mit Mehrheitseigner Musk und dessen politischem Engagement in Verbindung gebracht wird. Musks Arbeit in der Regierung von US-Präsident Donald Trump habe einige Fans irritiert: „Es wird einige grüne Überzeugungsfahrer geben, die sich vor Elon Musks populistischer Verpuppung einen Tesla zugelegt haben, mit dem sie sich jetzt nicht mehr aus der Garage trauen – nach der ‚Flug-Scham‘ kommt die ‚Tesla-Scham‘“, sagt Stefan Wegner, Geschäftsführer und Partner der Werbeagentur Scholz & Friends, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Mittlerweile hat sich Musk aus der Regierung zurückgezogen.
Teslas-Image: Musks Arbeit in der Trump-Regierung irritiert Tesla-Fans
Auch auf dem Heimatmarkt muss sich Tesla um Herausforderungen kümmern: Die Verkaufszahlen im ersten Quartal dieses Jahres sind neun Prozent gesunken, im Vergleich zum Vorjahr. Musks Konzern verkauft in den Vereinigten Staaten allerdings immer noch weit mehr Elektroautos als jeder andere Autohersteller und hält einen Marktanteil von 44 Prozent, berichtet die New York Times. Der Anteil sei jedoch von 51 Prozent im Vorjahr zurückgegangen.
US-Analysten machten für Teslas Absatzprobleme vier Faktoren ausfindig: Die alternde Modellpalette von Tesla, die schlechten Verkaufszahlen des neuesten Modells, dem Cybertruck, sowie den zunehmenden Wettbewerb und Musks Befürwortung von Präsident Trumps Politik, berichtet die New York Times. Sie hätte zu Protesten bei Tesla-Händlern geführt und viele Käufer verprellt.