„Endlich, endlich“ hat die Mönchengladbacher Künstlerin Anja Schurtzmann ihre aktuelle Ausstellung in der Galerie im Atelierhaus E71 genannt. Ein Titel mit doppelter Bedeutung. Schurtzmann ist vor etwa 18 Monaten in die Künstlerförderung c/o-Mönchengladbach aufgenommen worden und kann nun „endlich“ eine Ausstellung in der Galerie der Stadt gestalten. „Endlich“ ist aber auch alles, was geschieht im Leben. Da wird von großen Räumen in kleine Räume umgezogen, ein Geschäft aufgegeben, ein Büro aufgelöst und Menschen geraten in die Situation, sich von Dingen, die sie lange begleitet haben, trennen zu müssen. Sie werfen Ballast ab, sagt Schurtzmann.

So wie ein Modeladen, der im Herbst die Sommerkollektion zum „Sale“ anpreist, hat die Mönchengladbacher Künstlerin in ihrer Ausstellung Objekte mit dem leuchtenden Schriftzug „Sale“ beschrieben: Legosteine ihres Sohnes in einer Plastikverpackung, die bestickte Tischdecke ihrer Mutter, ein 15-bändiges Lexikon, das wie ein Fries gegen eine Wand der Galerie aufgestellt ist. Schurtzmann hat „aus Alltagsdingen und Lebensstationen Objekte gemacht“, sagt sie. Das macht nachdenklich: Heißgeliebtes Spielzeug wird zum Verkaufsobjekt, die Wissensquelle vergangener Jahrzehnte zum dekorativen Kunstgegenstand.

Die 54-jährige Mönchengladbacherin hat an der Hochschule Niederrhein Objektdesign studiert. Seit 23 Jahren arbeitet sie freiberuflich. In der Ausstellung im E71 verbindet sie die Stränge ihrer künstlerischen Arbeit. Neben den Objekten, in denen die Spuren des Ballastabwerfens und der Neuorientierung aufscheinen, zeigt sie großformatige Malerei und die kleinen, etwa handflächengroßen „Kunststücke“. Inhaltlich gar nicht so weit weg von den Objekten ist die Malerei, taucht doch auch hier der Schriftzug „Sale“ auf, wenn auch fragmentarisch und im Sinne einer Linie, die sich nahtlos in die Komposition einfügt.

Die „Kunststücke“ sind mal erzählerisch, wenn Vater und Kind vor einem Horizont stehen, mal spielen sie mit Farben, mal konfrontieren sie mit einem Spruch wie „Mehr Langeweile“. In der großformatigen Malerei mit poetischen Titeln wie „Am Saum des Gedankens“ oder „Hellbauer Tag“ verschmelzen zeichnerische und malerische Elemente, wenn Farbflächen in zurückhaltenden Farbtönen von Linien gekreuzt werden. Schurtzmann arbeitet mit Acryl, Bleistift und Ölkreide. Sie gehe oft von einem Gegenstand oder Text aus, erklärt sie. Ein Akt, ein Satz werden im Laufe des Malprozesses immer stärker reduziert und abstrahiert – eine gemalte Welt der Assoziationen entsteht.

Info Die Ausstellung in der Galerie im Atelierhaus E71, Eickener Straße 71, ist bis zum 22. Juni samstags und sonntags von 12 bis 16 Uhr geöffnet.