Die Berliner Schülervertretung fordert eine Abschaffung des mehrstufigen Schulsystems in der Stadt. Das bisherige System sei veraltet und biete keine Chancengerechtigkeit, heißt es in einem Papier, das der Landesschülerausschuss Berlin anlässlich eines Kongresses veröffentlichte. Es müsse daher durch die Gemeinschaftsschule als einzige Schulform ersetzt werden.
In Berlin besuchen Schüler eine Grundschule, ehe sie – in der Regel nach der sechsten Klasse – in eine weiterführende Schule wechseln. Das kann ein Gymnasium oder eine Integrierte Sekundarschule (ISS) sein. Qualifizierte Schulabschlüsse sind hier nach neun oder zehn Jahren möglich, Abitur nach zwölf (Gymnasium) beziehungsweise 13 Jahren (ISS). Daneben gibt es Gemeinschaftsschulen, in denen Schüler bis zu zehn Jahre durchgehend zusammen lernen.
Frühe Aufteilung verfestige die soziale Spaltung
„Das aktuelle Schulsystem verstärkt noch immer massive soziale Ungleichheiten“, schreiben die Schülerinnen und Schüler. Der Bildungserfolg der Schüler hänge maßgeblich von ihrem sozioökonomischen oder Migrationshintergrund ab.
Die frühe Aufteilung nach der Grundschule verfestige die soziale Spaltung, statt sie zu überwinden. „Gleichzeitig fehlt es vielen Schulen an Ausstattung und Ressourcen, um den Anforderungen modernen, inklusiven Lernens gerecht zu werden.“
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Die Gemeinschaftsschule sei besser: „Gemeinschaftsschulen fördern individuelle Lernwege, soziale Integration und die Entwicklung einer solidarischen Schulkultur“, heißt es in dem Papier. Sie ermöglichten Teamarbeit, projektbasiertes Lernen und gute Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Abschlüssen. In einer einheitlichen Schulform, in der alle Schüler gemeinsam, lange und voneinander lernten, entstehe eine Grundlage für eine zukunftsfähige und inklusive Schule für alle.
Hausaufgaben und Schulnoten sollen weg
In seinem Forderungspapier plädiert der Landesschülerausschuss auch dafür, Hausaufgaben und perspektivisch auch Schulnoten abzuschaffen. Lernen müsse ohne Leistungsdruck und Kontrolle möglich sein. „Der pädagogische Nutzen von Hausaufgaben ist minimal – insbesondere, wenn sie nicht individuell auf den Lernstand abgestimmt sind. Vielmehr erzeugen sie Stress, Frust und Unmut“, heißt es im Papier.
Auch die klassische Benotung reduziere Schülerinnen und Schüler auf Zahlen – ohne dabei deren individuellen Stärken, Entwicklungswege oder Lernbedingungen zu berücksichtigen. „In der Praxis führt das zu Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und Versagensängsten, ohne dabei wirkliche Vergleichbarkeit und Informationen zur Weiterentwicklung zu bieten“, schreiben die Schüler.
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„Wir sehen es daher als notwendig an, dass Noten als zentrales Bewertungssystem grundsätzlich hinterfragt und perspektivisch ersetzt werden.“ Für die Primarstufe, also die Klassenstufen eins bis sechs, fordert die Schülervertretung die vollständige Abschaffung der Zensuren zugunsten „aussagekräftiger, entwicklungsorientierter Rückmeldungen“. In der Sekundarstufe I und II solle eine stufenweise Umstellung erfolgen – mit Ausnahme der Abschlussprüfungen. (dpa)