Liebe Leserin, lieber Leser,

im
Überseequartier in der HafenCity befinden sich sehr viele Geschäfte:
Zara, Haribo, Levi’s, Starbucks, H&M, Mango, Adidas, derbe und
so weiter. In diesen befinden sich Sportjacken an Kleiderständern,
Gummibären auf Tischen und Unterwäsche in Regalen. Zwischen den
Geschäften sind breite Fußgängerwege und Restaurants, in
denen man quietschige Desserts und käsegetränkte Bagels kaufen
kann, es gibt herumfahrende Roboterkellner, hölzerne Sitzbänke und
viele, viele Rolltreppen, einige führen in ein Multiplexkino.

Das
Überseequartier ist nämlich: ein Einkaufszentrum. Ein sauberes und
großes, keine Frage, mit hübschen grauroten Betonwegen und einer
Überdachung, die wie ein Wald aus Glasbäumen aussieht. Durch die
Ladenstraßen weht ein angenehmes Lüftchen, und draußen hat man
einen fantastischen Blick auf die Elbe. Das ist im Vergleich zu
anderen Einkaufszentren schon schick, aber alles das macht es nicht
zu einem Wolpertinger (oder wie nennt man das hier im Norden?).

Gestern
nun eröffnete das Einkaufszentrum. Wir haben im Vorfeld viel darüber
berichtet, über die Auswirkungen,
die es auf die Innenstadt
haben
könnte zum Beispiel, und über die teils dramatischen
Zustände auf der Großbaustelle
,
wo fünf Menschen ums Leben kamen.

Zur
Einweihung beschallten am Nachmittag drei Streicher die halligen
Gänge mit klassischer Musik. Dann gingen die Spotlights an, auf
einer kleinen Bühne rief die Chefin des Überseequartiers „Das ist
ein fantastischer Tag für uns alle!“ in ihr Mikrofon; der CEO des
Investors Unibail-Rodamco-Westfield
zeigte sich ebenfalls „very happy to open“, und very happy auch
darüber, dass man mit dieser Shoppingmall das gemeinsame
Zeitverbringen neu erfinden könne. Im Anschluss las unser Erster
Bürgermeister eine Rede vor, er sprach dabei viel über die
HafenCity selbst, dessen Herzstück nun das Überseequartier sei.

© ZON

Newsletter

Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für Hamburg

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Peter
Tschentscher
erwähnte auch – wie zuvor der CEO – die fünf
verstorbenen Arbeiter. Das tragische Unglück mahne, dass das
Arbeiten auf Baustellen dieser Größenordnung mit besonderen
Gefahren verbunden sei und dass Arbeitssicherheit immer Priorität
haben müsse. Dann ging es wieder darum, dass man hier „ein
Stück Hamburg der Zukunft geschaffen“ habe, und weiter:
zwei Poetry-Künstler, drei Scheren, ein großes rotes Band, äh,
Schiffstau, theatralische Musik, schnipp, schnapp, offen war das
Einkaufszentrum.

Draußen
versammelten sich derweil einige Hundert Menschen zu einer
Demonstration, die
Gewerkschaft IG Bau hatte dazu aufgerufen. Ein Mann forderte dort in
ein Megafon rufend das Aufbrechen illegaler
Beschäftigungsverhältnisse auf Baustellen, sicheres Arbeiten und
faire Löhne für die Arbeiter. Und eine Frau fragte: „Warum wird
das Westfield gebaut und nicht die Wohnungen, die wir brauchen?“

Nun
ja.

Diesen
Punkt werden wir hier wohl nicht abschließend klären können, aber
es ist auch egal, denn jetzt ist sie nun mal da, die Zukunft
Hamburgs. Also das Einkaufszentrum.

Haben
Sie einen schönen Tag,

Ihre Maria Rossbauer

Wollen Sie uns Ihre
Meinung sagen, wissen Sie etwas, worüber wir berichten sollten?
Schreiben Sie uns eine E-Mail an hamburg@zeit.de.

Wenn Sie mögen, leiten
Sie die Elbvertiefung gern an Ihre Familie, Freunde sowie Kollegen
weiter. Haben Sie diese Ausgabe weitergeleitet bekommen, können
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.

WAS HEUTE IN HAMBURG WICHTIG IST

Schleswig-Holsteins
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat gestern acht Frauen und
Männer mit der Rettungsmedaille am
Bande
ausgezeichnet. Sie hatten sich im
Januar 2023 während der Messerattacke
in Brokstedt
dem Angreifer in den Weg gestellt und Verletzte versorgt. Bei dem
Angriff tötete ein psychisch auffälliger Mann in einem Regionalzug
auf dem Weg von Kiel nach Hamburg zwei junge Menschen. Der Täter
wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Durch ihr
Einschreiten verhinderten die Geehrten weitere Todesopfer. „Kaum
eine Gewalttat hat die Menschen in unserem Land in den vergangenen
Jahren so erschüttert und aufgewühlt wie der Messerangriff von
Brokstedt“, sagte Günther. In die Erinnerung an diese schreckliche
Tat aber mische sich neben Trauer auch ein anderes Gefühl:
„Dankbarkeit und Bewunderung, dass es Menschen wie Sie gibt. Die
hilfsbereit, solidarisch, mutig und selbstlos zur Stelle sind und das
Richtige tun.“

© Axel Heimken/​dpa

Das
mehr als 100 Jahre alte sogenannte Elefantentor
des Tierparks Hagenbeck soll abgerissen und neu aufgebaut werden.

Das Mauerwerk war teilweise brüchig und galt als nicht mehr sicher.
Das Bauwerk wurde nach Angaben des Tierparks von 1902 bis 1907 nach
Entwürfen des Berliner Theaterarchitekten und Malers Moritz Lehmann
errichtet. Die Tierfiguren, darunter zwei Elefantenköpfe aus Bronze,
schuf demnach der Bildhauer Josef Pallenberg, die Bronzefiguren
Rudolf Pranke. Der komplette Abriss soll bis Mai erledigt sein, im
kommenden Jahr sollen die Besucher wie gewohnt durch den ehemaligen
Haupteingang gehen können.

Im
Prozess um eine mutmaßlich
antisemitische Attacke während
einer Veranstaltung an der Universität Hamburg
hat erstmals die Geschädigte ausgesagt. Die 55-Jährige, die dem
Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft angehört, schilderte
vor dem Amtsgericht, wie sie im Mai vergangenen Jahres von der 27
Jahre alten Angeklagten beleidigt, gewürgt und ins Gesicht
geschlagen worden sei. Die von ihrem Mann organisierte Ringvorlesung
fand im Kontext des Kriegs im Gazastreifen und vor dem Hintergrund
propalästinensischer Proteste im Uni-Umfeld statt. Am kommenden
Freitag wollen Generalstaatsanwaltschaft und Nebenklage plädieren.
Die Verteidigung will ihr Plädoyer am 28. April halten, im Anschluss
soll dann auch das Urteil gesprochen werden.

In aller Kürze

• Ein Mitarbeiter einer Hamburger Spedition ist
unter einem Gabelstapler eingeklemmt und lebensgefährlich verletzt
worden. Der Mann wurde von der Feuerwehr
befreit und wiederbelebt und befindet sich nun im Krankenhaus •
Das Hamburgische
Wattenmeer
trägt heute seit genau 35 Jahren diesen Namen. Der Nationalpark
liegt an der
Außenmündung der Elbe und ist seit 2011 Teil des
Unesco-Weltnaturerbes Wattenmeer.

THEMA DES TAGES

© [M]: action press

Zielpersonen: die Kinder. Risiko: „Unfallgefahr mit ggf. Todesfolge“

An
Neujahr 2024 wurden zwei Kinder der Steakhaus-Erbin Christina Block
entführt. Nun ist klar: Die Ermittler verdächtigen israelische
Spione, einen TV-Moderator – sowie den Opa und die Mutter.
ZEIT-Reporterin Anna Kunze
hat den Fall rekonstruiert, lesen Sie hier einen Auszug aus ihrem
Text:

Am
1. Januar 2024 um 0.16 Uhr fährt ein Mietwagen mit hoher
Geschwindigkeit vom dänischen Ort Gråsten an der Ostsee in Richtung
Deutschland. In dem SUV befinden sich mehrere Männer und zwei
Kinder. Es wird nicht viel gesprochen, eines der Kinder atmet
unruhig. Das Kind fragt auf Englisch, was denn mit seinem Vater
geschehen sei. Es bekommt keine Antwort. Einer der Männer aber sagt,
das Kind solle einfach atmen, man bringe es jetzt nach Hause, zu
Mama. Das wolle es nicht, erwidert das Kind, es wolle zu seinem
Vater. Der Mann sagt, das Kind solle den Mund halten und brav sein.

Dieses
Gespräch hat ein Sender aufgezeichnet. Eines der Kinder trägt ihn
um den Hals, wie einen Brustbeutel. Das Gerät stammt von der
dänischen Polizei. Das Kind hat darauf den Alarmknopf gedrückt,
unbemerkt von den Männern. Jetzt nimmt der Sender Töne auf und
übermittelt seine Position an die dänischen Beamten.

Die
Männer, so geht es aus einem Transkript der Polizei hervor, sprechen
zwischendurch Hebräisch: Fahr los, fahr schneller, bieg hier nicht
ab. Dann hält das Auto an, Türen werden geöffnet, die Insassen
steigen aus. Um 0.29 Uhr zeichnet der Sender die Geräusche von
Menschen auf, die zu Fuß unterwegs sind. Ein Kind klingt, als
versuche es, etwas zu sagen, während ihm der Mund zugehalten oder
mit einem Knebel blockiert wird. Jemand weint.

Um
0.35 Uhr ruft ein Mann: „Quiet“,
ruhig. Ein Kind – oder sind es zwei? – versucht zu sprechen,
wieder mit zugehaltenem oder geknebeltem Mund.

Um
0.53 Uhr ist kein Geräusch mehr zu vernehmen, das auf Bewegung
schließen ließe. Mehrfach wird der Alarmknopf gedrückt. Flüstern.

Dann
ruft jemand zweimal um Hilfe.

Über
den weiteren Hergang und die gesellschaftlichen Verstrickungen des
Falls lesen Sie weiter in der
ungekürzten Fassung auf ZEIT ONLINE.

Zum
vollständigen Artikel

DER SATZ

© Jonas Walzberg/​dpa

„Wer
heute geblitzt wird, hat es nicht anders verdient – herzlichen
Glückwunsch.“

ZEIT:Hamburg-Ressortleiter
Florian Zinnecker hat starke Gefühle zum Blitzermarathon, der heute
stattfindet – seinen
Kommentar lesen Sie hier

DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN

Diesen Freitag beginnt
das Internationale
Bachfest Hamburg
. Im Eröffnungskonzert wird Carl Philipp
Emanuel Bachs für Hamburg geschriebene Passionskantate „Die letzten
Leiden des Erlösers“ aufgeführt, die thematisch einen Bogen zum
Abschlusskonzert am Ostersonntag spannt.

Wir
verlosen 5 x 2 Karten für das Eröffnungskonzert „Bach & Bach“
am Freitag, den 11. April ab 19.30 Uhr (Einführung ab 18.45 Uhr) in der
Laeiszhalle, Großer Saal. Wenn Sie gewinnen wollen, schreiben
Sie uns bis morgen, 12 Uhr, eine E-Mail mit dem Betreff „Bach &
Bach“ an hamburg@zeit.de. Die Gewinner werden von uns direkt
benachrichtigt. Viel Glück!

MEINE STADT

16 Uhr, U-Bahn Überseequartier: Es geht aufwärts © Florian Zinnecker

HAMBURGER SCHNACK

Unterwegs
mit meinen Enkelinnen (17 und 13). Ich habe ihnen erzählt, dass ich
in der S-Bahn mit einem Baby geschäkert habe. Die Jüngere fragte
dann: „Was ist Schäkern?“ Bevor ich antworten konnte, sagte die
Ältere: „Das ist Flirten mit Babys.“

Gehört
von Barbara Christiansen

Das war
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