Autoschieber im Visier
„Falscher Hase“ holt 250 Millionen Euro Steuern zurück
Aktualisiert am 12.06.2025 – 12:16 UhrLesedauer: 2 Min.
Das Handout-Foto zeigt einen Lamborghini: Unbekannte haben den Wagen mutmaßlich aus einer Garage geschoben und sind dann mithilfe eines gestohlenen Schlüssels davongebraust. (Quelle: Privat/Polizeipräsidium Freiburg/dpa/dpa-bilder)
Autoschieber sollen den Fiskus um Steuern in dreistelliger Millionenhöhe geprellt haben. Fast eine Viertelmilliarde holte die Ermittlungskommission „Falscher Hase“ zurück.
Steuerfahnder haben fast eine Viertelmilliarde Euro hinterzogener Steuern von international operierenden Autoschiebern zurückgeholt. Nach der internationalen Großrazzia „Huracán“ gegen Umsatzsteuerbetrug vor zwei Jahren hätten nordrhein-westfälische Steuerfahnder weitere Verdachtsfälle aufgedeckt, teilte das NRW-Finanzministerium in Düsseldorf mit.
In den sichergestellten Unterlagen seien weitere Zwischenhändler aufgefallen, die Teil des kriminellen Umsatzsteuerkarussells gewesen sein sollen. Die Summe von rund 240 Millionen Euro soll noch auf mehr als 300 Millionen Euro steigen, die mehreren EU-Staaten zugutekommen werden. Die „Rheinische Post“ hatte zuvor darüber berichtet.
Das Betrugssystem funktionierte so: Eine „Pufferfirma“ in Nordrhein-Westfalen kaufte Autos im Inland und ließ sich die gezahlte Mehrwertsteuer als Vorsteuer erstatten. Dann verkaufte sie die Autos ins EU-Ausland. Die Händler im Ausland waren die „Missing Trader“: Sie verschwanden, kurz nachdem sie die Fahrzeuge weiterverkauft hatten – inklusive Mehrwertsteuer, die aber nie abgeführt wurde.
„Die Betrüger-Ringe bewegen Geld und Waren zwischen realen, aber nicht angemeldeten Unternehmen in Deutschland und angemeldeten, aber nicht realen Unternehmen in mehreren anderen Ländern“, erläuterte Stephanie Thien, Leiterin des neuen Landesamts zur Bekämpfung der Finanzkriminalität. Mit den weiteren Auswertungen sei es den Fahndern inzwischen gelungen, zusätzliche Verdächtige und Verflechtungen im EU-Raum zu identifizieren.
„Die Drahtzieher haben mit ihrem Scheinfirmengeflecht ein trickreiches Steuerbetrugskarussell aufgebaut, das sich über mehrere EU-Grenzen hinweg gedreht hat“, berichtete NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU).
Mit der Operation „Huracán“, benannt nach einem Luxus-Sportwagen, war der organisierte internationale Mehrwertsteuerbetrug im Juni 2023 öffentlich geworden. Bei der Großrazzia in sieben Ländern waren Luxusautos und Immobilien beschlagnahmt worden. Mehr als 2.000 Fahnder waren im Einsatz, es ging um den Handel mit mehr als 10.000 Autos.