„Felix Börgermann e.K.“ wurde 1847 gegründet und hat seit 1850 den Sitz in der Bergerstraße 15. 1966 übernahm die Familie Zäh, die auch noch heute die Geschicke hinter der Verkaufstheke lenkt.

Ulrike Zäh ist schon seit ihrer Jugend im Geschäft tätig, was lange Jahre von ihrem Vater geführt wurde – heute hat sie gemeinsam mit Mutter und Schwester das Sagen. „Wir führen hauptsächlich Messer, Scheren und Besteck – aber unser Repertoire ändert sich, wir passen uns an“, erzählt die 60-jährige studierte Betriebswirtin. Dass zum Beispiel auch Töpfe und andere Küchenutensilien in den Regalen zu finden seien, läge nahe, „um das Angebot komplett zu machen.“

Ulrike Zähs Weg hinter die Ladentheke gestaltete sich relativ klassisch. „Mit 13 wollte ich mehr Taschengeld, dann hieß es: ‚Dann kannst du ja im Geschäft helfen!‘“ Und das habe sie gemacht, immer parallel zu allem, was sonst anstand, wie Schule oder Studium.

Die Kundschaft käme aus den verschiedensten Branchen. „Schneiderinnen und Schneider, Köchinnen und Köche, Friseurinnen und Friseure kaufen bei uns ein, aber natürlich auch Hobbyköche und ganz normale Menschen“, erzählt Zäh. Viele Betriebe schicken auch ihre Auszubildenden auf die Bergerstraße, um ihre eigene Ausstattung zu kaufen. „Zu spüren, womit man am besten über Stunden arbeiten, schneiden kann, das ist der erste – und sehr wichtige – Schritt.“

Beratung und Expertise anbieten zu können, sei Ulrike Zäh, ihrer Mutter, Schwester und den Mitarbeitenden sehr wichtig – und als Alleinstellungsmerkmal der Grund, warum so viele Kundinnen und Kunden schon seit vielen Jahren immer wieder zurückkämen.

Natürlich probiere sie auch selber aus, was sie anbiete. „Manchmal geht dann so ein Messer auch in der ganzen Familie rund, und wenn alle sagen ‚das ist toll‘, dann ist es schon klar. Dann können wir das guten Gewissens verkaufen.“

Auch wenn das Handwerk der Messerherstellung wahrlich schon lange existiere – „es ist das älteste Werkzeug der Menschheit“ –, gebe es auch dort noch immer Innovation und Fortschritt. „Wo es zum Beispiel hieß, dass die rostigen Messer die schärfsten seien, gibt es heute Hightech-Verfahren, um rostfreie, aber genauso scharfe Messer herzustellen.“

Die Anschaffung von Schneideware oder Besteck sei für viele ein langwierigerer und auch emotionalerer Prozess, als man denken könnte. „Da kommen Paare, die vielleicht gerade zusammenziehen, und die müssen sich erstmal einig werden, was sie wollen. Da ist der Besteckkauf manchmal ein ungeahntes Vehikel, um vielleicht auch Konflikte auszustehen, die vorher gar nicht so ersichtlich waren. Das passiert aber auch bei schon länger Verheirateten“, erzählt Zäh mit einem Lachen. Oder wenn ein (Groß)elternteil mit dem Nachwuchs komme, um das erste Taschenmesser zu kaufen. „Das ist eine ganz besondere Situation – da wird Vertrauen geschenkt und bestätigt, und die Kleinen wachsen dann immer direkt ein paar Zentimeter.“

Die Preise der angebotenen Produkte variieren – und sorgen vielleicht teilweise beim ersten Hinsehen für ein Schlucken. „Ja, eine Nagelschere kann hier 95 Euro kosten – die habe ich dann aber für den Rest der Zeit. Ich habe um meinen 18. Geburtstag herum das teuerste Maniküre-Etui bekommen, das wir damals führten – das habe und nutze ich immer noch.“

Auch ein teures Silberbesteckset, bei dem heute schon mal 490 Euro für einen Löffel zu Buche schlagen, könne über mehrere Generationen vererbt werden. Kann oder möchte man nicht in diesen Dimensionen denken, findet man ab 130 Euro für ein Set eine Alternative, bei den angebotenen Messern ist die Preisrange eine ähnliche.

„Bei uns im Laden treffe ich die ganze Welt.“ Sie sehe schon oft auf den ersten Blick, wer warum bei ihr landet. „Wenn ein junger Mensch mit leuchtenden Augen vor einem Messer für 400 Euro oder einer besonderen Friseurschere steht, dann weiß ich – da wird was für den nächsten Schritt in der Ausbildung gekauft!“

Dass das Geschäft mitten in der Waffenverbotszone der Altstadt liege, die auch für das Mitführen von Messern gilt, sei ihr selbstverständlich bewusst. „Wenn jemand an der Theke vor mir steht und ich das Gefühl habe, da könnten falsche Intentionen im Spiel sein, dann nehme ich mir heraus, den Verkauf nicht durchzuführen.“ Da könnten sie und ihre Mitarbeitenden sich auf ihre langjährige Erfahrung verlassen. „Und auch Kinder bekommen hier nichts, wenn nicht eine erwachsene Person dabei ist. Und am Ende haften die Eltern für ihren Nachwuchs“.

Nicht nur als Handwerkszeug oder zum Kochen seien die Messer, die sie führe, nützlich und gut. „Ein Produkt, das ich oft empfehle, ist das Rettungsmesser. Das gehört für mich eigentlich in jedes Auto. Damit kann man Fenster einschlagen, Gurte und Windschutzscheiben schneiden – ein tolles Geschenk zum ersten Auto, mit dem Wunsch, dass es nie zum Einsatz kommen muss.“

Der Aberglaube, dass man Messer nicht verschenke, gelte für sie nicht. „Wem es lieber ist, der kann ja den symbolischen Cent dazugeben“, schließt Ulrike Zäh mit einem Augenzwinkern.