Viernheim/Kreis Bergstraße/Metropolregion Rhein-Neckar. Wie soll sich das Zentrum Viernheims künftig entwickeln? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Stadtverwaltung im Zusammenhang mit dem Gelände rund um das Alte Rathaus in der Kettelerstraße. Unter dem Titel „Neue Mitte – Viernheim“ wurde nun ein Vorschlag für einen mehrstufigen Planungsprozess erarbeitet. Er bildet die methodische Grundlage, um gemeinsam mit Fachleuten, Politik und Bürgerschaft tragfähige Perspektiven für das rund 9.400 Quadratmeter große Areal zu entwickeln – offen, nachvollziehbar und qualitätsorientiert. Der Vorschlag zur Gestaltung des Prozesses wird zunächst in den politischen Gremien beraten – im Bauausschuss am 24. Juni und in der Stadtverordnetenversammlung am 27. Juni. Die vorgeschlagene Verfahrensstruktur sieht einen mehrstufigen und sogenannten „lernenden“ Planungsprozess vor. Das bedeutet: In jeder Phase werden neue Erkenntnisse aus Analysen, Beteiligung oder Wettbewerben aufgenommen und fließen systematisch in die nächsten Schritte ein. Entscheidungen erfolgen nicht vorschnell, sondern auf Grundlage belastbarer Informationen. So bleibt der Prozess flexibel und nachvollziehbar gegenüber sich wandelnden Anforderungen.
Die Entwicklung des Verfahrens wurde vom Amt für Stadtentwicklung und Umweltplanung koordiniert, das auch die weitere Umsetzung federführend betreut. Zur fachlichen Unterstützung wurde der Architekt und Stadtplaner Gregor Bäumle aus Darmstadt beauftragt. Auf Grundlage seiner umfangreichen Erfahrung mit komplexen städtebaulichen Prozessen hat er im Auftrag der Stadt eine gutachterliche Stellungnahme sowie eine strukturierte Verfahrensempfehlung erarbeitet. Diese bildet die Grundlage für die vorliegende Beschlussvorlage und stellt sicher, dass der Planungsprozess methodisch gesichert und praxisnah aufgebaut ist. „Erst wenn die jeweiligen Verfahrensschritte abgeschlossen sind, ist der richtige Zeitpunkt für inhaltliche Entscheidungen. Das erhöht die Qualität und Akzeptanz der Planung“, betont Erster Stadtrat Jörg Scheidel. „So entsteht ein gut durchdachter Prozess, der nicht nur fachlich fundiert, sondern auch offen für Ideen, Feedback und politische Rückkopplung ist.“
Strukturierter Fahrplan als erster Schritt
Die zur Beratung vorliegende Beschlussvorlage regelt ausschließlich die Struktur und den Ablauf des Verfahrens. Inhaltliche Entscheidungen – etwa zur späteren Nutzung des Geländes – werden ganz bewusst nicht vorweggenommen, sondern erfolgen schrittweise in späteren Phasen: zunächst im Rahmen einer Projektstudie (Phase 0), anschließend durch einen offenen städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb (Phase 1). Ziel ist es, Diskussionen über mögliche Nutzungen und Gestaltungen auf eine berechtigte fachliche und gesellschaftliche Grundlage zu stellen – unter aktiver Einbindung von Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit. Ein zentrales Element des Verfahrens ist der geplante Ideenwettbewerb, der eine Vielzahl von Entwurfsvorschlägen ermöglicht. Auf dieser Grundlage entsteht ein fachlicher Rahmen, der sowohl für die weitere Planung als auch für die spätere Vermarktung des Areals entscheidend ist. Die Entwicklung des Geländes soll voraussichtlich abschnittsweise erfolgen, wobei das gesamte Grundstück oder Teilflächen im Rahmen eines qualitätsgesicherten Verfahrens an Investoren vergeben werden. Durch klare städtebauliche und freiraumplanerische Vorgaben sowie die Einbindung eines Projektbeirats wird sichergestellt, dass auch in der Umsetzungsphase eine hochwertige gestalterische Qualität erhalten bleibt.
Transparenz, Beteiligung und Qualitätssicherung
Der gesamte Prozess ist auf Transparenz und Beteiligung ausgelegt. Die Öffentlichkeit wird bereits mit Beginn der Wettbewerbsphase einbezogen – etwa durch Informationsveranstaltungen und Feedbackformate. Die Beteiligung wird dabei nicht als einmaliges Ereignis verstanden, sondern als Teil eines kontinuierlichen Prozesses, der auf begründeten Grundlagen basiert und durch Rückkopplung weiterentwickelt werden kann. „Die Entwicklung der ‚Neuen Mitte – Viernheim‘ ist eine große Chance für unsere Stadt. Der jetzt vorgeschlagene Weg sorgt dafür, dass wir diese mit Sorgfalt und Beteiligung gestalten können“, so Bürgermeister Matthias Baaß.
Wie es weitergeht
Mit dem vorgeschlagenen Verfahren wird die Grundlage für eine qualitätsvolle und offen gestaltbare Entwicklung des Rathausareals geschaffen. Nach der Beschlussfassung durch die politischen Gremien kann bereits im weiteren Jahresverlauf mit der Projektstudie begonnen werden. Diese bildet den Auftakt für den geplanten Wettbewerbsprozess und die weitere Beteiligung von Öffentlichkeit, Verwaltung und Fachleuten. Über die Ergebnisse der einzelnen Phasen wird jeweils erneut beraten und beschlossen.
Quelle: Stadt Viernheim