„Einigung wäre möglich gewesen“
Trump: „Sehr enttäuscht von Russland und Ukraine“
12.06.2025, 21:27 Uhr
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Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen die russische Invasion. Doch trotz der Bemühungen Trumps ist kein Waffenstillstand in Sicht. Lediglich auf den Austausch von Gefangenen könne sich die Kriegsparteien einigen. Nun äußert sich der US-Präsident immer ungeduldiger.
US-Präsident Donald Trump hat angesichts stagnierender Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew Frustration geäußert. „Ich bin sehr enttäuscht von Russland, aber ich bin auch von der Ukraine enttäuscht“, sagte Trump vor Journalisten im Weißen Haus. Seiner Ansicht nach wäre eine Einigung zwischen beiden Ländern bereits möglich gewesen. Pro Woche würden bis zu 6000 Menschen im Ukraine-Krieg sterben, sagte Trump. Darunter seien zahlreiche Zivilisten, die „von Raketen getroffen werden“.
Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen. Trotz einer Initiative des US-Präsidenten sind alle Bemühungen um eine Waffenruhe gescheitert. Bei den zwei jüngsten Gesprächsrunden zwischen Moskau und Kiew in Istanbul wurde lediglich nach tagelangem Streit der Austausch von Gefangenen vereinbart.
Der Republikaner Trump hatte sich auch am Donnerstag trotz der vier Telefonate mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin frustriert geäußert über Russlands Krieg in der Ukraine und den Mangel an sichtbaren Fortschritten hin zu einem Friedensabkommen. Nach russischen Angaben sollen die bilateralen Gespräche bald von Istanbul nach Moskau verlegt werden.
Der nunmehr dritte Austausch in dieser Woche ist das einzige greifbare Ergebnis von zwei Verhandlungsrunden in Istanbul, bei denen Russland Forderungen nach einer bedingungslosen Waffenruhe ablehnte und von der Ukraine verlangte, große Teile ihres Territoriums aufzugeben und ihre Nato-Beitrittspläne aufzugeben.
Trump hatte bereits vor einem Monat die Ukraine aufgefordert, Russlands Angebot zu Gesprächen über ein Ende des Ukraine-Kriegs anzunehmen. „Russlands Präsident Putin will kein Waffenstillstandsabkommen mit der Ukraine, sondern möchte sich am Donnerstag in der Türkei treffen, um über ein mögliches Ende des Blutbads zu verhandeln“, schrieb Trump am 11. Mai auf seiner Online-Plattform Truth Social. Trump fügte an: „Die Ukraine sollte dem sofort zustimmen.“
Rutte: Russlands Haltung nicht hilfreich
Kritik an der Herangehensweise Russlands bei den Bemühungen um eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg übte jüngst auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Die Russen schicken jetzt zwei Mal diesen Historiker zu den Gesprächen nach Istanbul, wollen mit der Geschichte von vor 1000 Jahren anfangen und erklären dann mehr oder weniger, dass die Ukraine Schuld hat“, sagte Rutte vor dem Treffen der Außenminister unter anderem aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Rom. Das sei nicht hilfreich. „Aber zumindest versuchen wir, Schritt für Schritt voranzukommen.“
Russland wurde in Istanbul von dem Präsidentenberater Wladimir Medinski vertreten. Der ehemalige Kulturminister hat mehrere historische Sachbücher verfasst, die Medienberichten zufolge von Kritikern als revisionistisch eingestuft werden.
Selenskyj: „Um Frieden geht es Putin nicht“
Moskau geht nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nur darum, schärfere US-Sanktionen zu vermeiden. „Für sie ist es wichtig, (Präsident Donald) Trump zu zeigen, dass es eine diplomatische Brücke zwischen der Ukraine und Russland gibt“, sagte Selenskyj am Mittwochabend bei einem Interview in Odessa.
Damit könne der russische Präsident Wladimir Putin immer sagen: „Wir sprechen doch miteinander!“ Um Frieden gehe es Putin nicht. Ziel Moskaus sei vielmehr ein „Dialog ohne Europäer und ohne Amerikaner“, um die Ukraine zu isolieren.
Ein langer Krieg ohne die Unterstützung Kiews durch seine Verbündeten wäre für Putin „die perfekte Variante“, ist sich Selenskyj sicher. „Einen langen Krieg mit den Partnern und mit Sanktionen hält er nicht aus.“