Würde die russische Armee in diesem Tempo weiter vorrücken, bräuchte Putin wahrscheinlich noch Jahrzehnte, um die gesamte Ukraine zu erobern. Aber in dem Konflikt steht vor allem die Abnutzung des Gegners im Zentrum der Strategie beider Seiten. Denn am Ende wird wahrscheinlich die Seite triumphieren, die über einen längeren Zeitraum Soldaten, Waffen und Geld bereitstellen kann.
Bei der Pressekonferenz in Rom sprechen alle EU-Vertreter und Rutte von Zeichen der gemeinschaftlichen Solidarität gegenüber der Ukraine. Kaja Kallas spricht gar von einer „Superwoche“, weil die EU außerdem das 18. Sanktionspaket gegen Russland vorbereitet. „Ein stärkeres Europa stärkt auch die Nato“, meint die EU-Außenbeauftragte. Sie ergänzt: Je stärker die Ukraine militärisch sei, „desto stärker ist sie am Verhandlungstisch.“
Die aktuelle Strategie der Europäer zielt auf die Verbesserung der ukrainischen Position, darüber gibt es in Rom keine unterschiedlichen Meinungen. Schließlich ist man sich einig in der Analyse, dass Putin nicht verhandeln möchte. Dass Putin mehrere ukrainische Gesprächsangebote ausgeschlagen hat, sei ein klares Zeichen, dass Russland keine Verhandlungen akzeptiert, sagt der ukrainische Außenminister Sybiha. „Die Kosten für Putin steigen.“ Dennoch sehe die Ukraine aktuell keine Bereitschaft bei Russland, den Krieg zu beenden.
Auf den ersten Blick steht das westliche Bündnis relativ geschlossen hinter dem ukrainischen Abwehrkampf. Doch dass es dabei auch Uneinigkeiten gibt, das wird in der italienischen Hauptstadt deutlich. Außenminister Wadephul wird mit dem „Manifest“ von SPD-Politikern konfrontiert, die sich für sofortige Verhandlungen mit Russland und gegen die Aufrüstungsdynamik zur Abschreckung Russlands aussprechen. Kallas äußert sich mit Blick auf weitere EU-Sanktionen optimistisch, obwohl die Slowakei bereits mit einer Blockade gedroht hat.