Stand: 12.06.2025 22:38 Uhr

2016 verfilmte Akin Wolfgang Herrndorfs Jugendroman „Tschick“ – und hielt sich eng an die Sprache des 2013 verstorbenen Autors. Nun steht das Roadmovie eines Sommers in Brandenburg in der ARD Mediathek.

von Ralf Dörwang

Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“ ist in kürzester Zeit ein Kultbuch, nein: ein Klassiker geworden. Es ist die Geschichte von zwei sehr ungleichen Jungs, die in den Sommerferien kreuz und quer durch Brandenburg fahren, die in die Walachei wollen und in einem neuen Leben ankommen.

 

Gelungener Mix aus Roadmovie und Pubertätsgeschichte

Fatih Akin hat die Story ganz nah am Original inszeniert, in einer gelungenen Mischung aus Roadmovie und Pubertätsgeschichte: schnell und kraftvoll, aber auch leise und zerbrechlich. Der Lada geklaut, im Kassettenrekorder Richard Claydermann. Das ist das Setting.

„Coming-of-Age“-Geschichte nennt man das. „Ich befinde mich immer noch in der Coming-of-Age-Phase“, sagte Akin, als der Film 2016 ins Kino kam. „Wahrscheinlich ist es das. Also, so eine Art Selbstfindungsphase. In der Geschichte muss sich der eine Junge, Maik Klingenberg, so akzeptieren, wie er ist. Tschick muss sich akzeptieren, so wie er ist: schwul. Und ich muss mich auch so akzeptieren, wie ich bin. Daran arbeite ich ständig, und so ein Film gibt die Möglichkeit daran zu arbeiten.“

Tobias Rüther: "Herrndorf - eine Biografie" (Buchcover) © Rowohlt

AUDIO: Biograf über Wolfgang Herrndorf: „Er hat mich wahnsinnig gemacht“ (6 Min)

Der Film hält sich an rotzige Anarchie des Buches

Die beiden Hauptdarsteller Tristan Göbel und Anand Batbileg haben wenig Schauspielerfahrung. Aber man schaut diesen noch ungeschliffenen Darstellern einfach gerne zu, wie sie einen der erfolgreichsten Bestsellerromane Deutschlands spielen. Alle Fans von Tschick wird’s freuen: Der Film hält sich eng an die rotzige Anarchie des Buches. „Herrndorf war ein hervorragender Drehbuchautor“, so Akin. „Er hat viel Vorarbeit für mich geleistet.“

Heute ist „Tschick“ Schullektüre

Wolfgang Herrndorf


Nahm sich 2013 das Leben: Autor Wolfgang Herrndorf.

2010 veröffentlichte der Künstler Wolfgang Herrndorf seinen „Tschick“-Roman. Er wurde schlagartig zum Bestseller. Viele Theaterbühnen spielen ihn bis heute, er ist Schullektüre. Vor drei Jahren nahm sich Herrndorf das Leben. Ein Gehirntumor hatte ihm das Schreiben am Ende unmöglich gemacht. 

Füreinander einstehen, durch Dick und Dünn gehen, die Freiheit entdecken und selber daran reifen. Das sind die großen Momente dieses komischen und ernsten Jugendromans. Und das sieht man auch im Film. „Ich finde, dass der Film cool ist“, sagt der Regisseur völlig unbescheiden. Klar ist der Film cool – bei der Romanvorlage.

AUDIO: Kunst trifft Literatur: Norderstedter lassen Herrndorfs Worte lebendig werden (4 Min)

Weitere Informationen

Ein Mann mit fast kahlrasiertem Kopf schaut in die Kamera. Hinter ihm ist ein Gebäude mit Glasfassade zu sehen. Es ist der Autor Wolfgang Herrndorf auf einem Bild aus dem Jahr 2007. © dpa - picture alliance Foto: Erwin Elsner

Der in Hamburg geborene Autor der großen Romane „Tschick“ und „Sand“ ging vor zwölf Jahren in den allzu frühen Tod.
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"Tschick" von Wolfgang Herrndorf (Cover der Jubiläumsausgabe von 2020) © Rowohlt

Die Sommerabenteuer von Maik und Tschick, erschienen vor 15 Jahren, wurden in fast 40 Sprachen übersetzt.
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Regisseur Fatih Akin © Screenshot

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Regisseur Fatih Akin und sein Ensemble wurden gefeiert. Der Film basiert auf den Kindheitserinnerungen des Regisseurs Hark Bohm.
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Mehrere Leute in Gala-Outfits posieren am roten Teppich von Cannes (Das Team von "Amrum" mit Fatih Akin und Diane Kruger) © Imago Stock ( Terence Baelenx STAR) Foto: Terence Baelenx STAR

Der Film basiert auf den Kindheitserinnerungen des Regisseurs Hark Bohm. Am Donnerstag hat er eine umjubelte Premiere beim Filmfest in Cannes gefeiert.
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Eine Frau, zwei ältere Männer und ein Junge bei einer Filmpremiere (Das Team von "Amrum" mit Fatih Akin und Laura Tonke © Sameer Al-Doumy/AFP/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Sameer Al-Doumy

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Eine poetische Bildsprache und innere Konflikte definieren das Historiendrama mit dem alles hinterfragenden Blick von Kinderdarsteller Jasper Billerbeck.
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Fatih Akin gewann einen Golden Globe, war im Oscar-Rennen und Stammgast in Cannes. Nun ist der Hamburger 50.
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Tschick

Produktionsjahr:
2016
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
mit Anand Batbileg, Tristan Göbel, Nicole Mercedes Müller
Regie:
Fatih Akin
Länge:
63 Min.
FSK:
ab 12 Jahren

Dieses Thema im Programm:

Film im NDR |
12.06.2025 | 00:30 Uhr

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