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Der Industriekonzern Thyssenkrupp zieht die Vertragsverlängerung von Vorstandschef Miguel Lopez (60) überraschend vor. Der Aufsichtsrat werde bereits auf seiner Sitzung am kommenden Freitag über die Personalie abstimmen, erfuhr BILD aus hochrangigen Konzernkreisen. Ursprünglich war die Abstimmung erst für September vorgesehen.

Ein Selbstläufer wird die Verlängerung nicht. „Nach jetzigem Stand werden die Arbeitnehmervertreter dagegen stimmen“, heißt es im Konzern. Im Aufsichtsrat sitzen neben zehn Vertretern der Aktionäre weitere zehn Kontrolleure aus Betriebsrat und IG Metall.

Die Stahlproduktion soll wie andere Konzernteile abgegeben werden

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Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser

Entscheidend wird dann das Votum von Chefaufseher Siegfried Russwurm (61) sein. Bei einer Patt-Situation hat er ein gesetzlich festgeschriebenes Doppelstimmrecht. Schon bei früheren Entscheidungen – etwa beim Verkauf der Stahlsparte – hatte er dieses ziehen müssen. „Er dürfte erneut auf diese Option zurückgreifen“, sagt eine involvierte Person. Lopez’ aktueller Vertrag würde im Mai kommenden Jahres enden.

Der Grund für die frühere Vertragsverlängerung ist die BILD-Berichterstattung über die geplante Zerlegung des Unternehmens. Da die Pläne vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangt waren, sieht sich Lopez geschwächt, wie mit dem Vorgang vertraute Personen berichten: „Er will daher sofort einen neuen Vertrag“.

Der Konzern bestätigt auf Anfrage, dass eine Verlängerung für dieses Jahr geplant sei. Ein Sprecher äußert sich aber nicht zu Details.

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Investoren und Mitarbeiter hatte der Vorstandschef erst im September darüber informieren wollen, dass der Traditionskonzern in eine Holding umgebaut und weitere Firmenteile wie der Stahlhandel abgegeben werden sollen. Aus Reihen der Politik und aus dem eigenen Unternehmen wurde Lopez dafür kritisiert.

Jochen Ott (51), SPD-Fraktionschef in NRW, erklärte daraufhin, Lopez sei „der schlechteste Manager, den es in Deutschland gibt“.

Die Aufsichtsräte sollen den Weg für den Börsengang der Werttochter TKMS frei machen

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Foto: Marcus Brandt/dpa

Die Unruhe unter den 98.000 Mitarbeitern ist seitdem groß. Viele fürchten mit Blick auf den Umbau um ihre Jobs, wie Betriebsräte berichten. Bekannt ist, dass die Belegschaft der Zentrale von 500 auf 100 Beschäftigte verkleinert werden soll. Auch bei den einzelnen Sparten – Stahl, Handel, Autozulieferer, Anlagenbau – fallen Tausende Stellen weg.

Ziel des Umbaus ist laut Konzernkreisen letztlich die Auflösung der Traditionsfirma. Auf der Sitzung am 20. Juni soll der Aufsichtsrat auch die Abspaltung der Werftensparte TKMS bewilligen. Noch im Herbst könnte der führende Hersteller von konventionellen U-Booten und Überwasserschiffen an die Börse gebracht werden.