Die Semperoper begibt sich mit der Jugendoper „humanoid“ auf eine Reise in die nicht allzu ferne Zukunft: Im Jahr 2037 hat sich der junge Programmierer Jonah nach dem Tod seiner Freundin in sein Atelier zurückgezogen und lebt mit humanoiden Robotern. Seine Freundin hat er durch die perfekte Androidin Alma ersetzt, deren Gedächtnis er jeden Abend löscht. Doch die Roboter entwickeln nach und nach ein Eigenleben, wollen selbstbestimmt leben und entziehen sich der Kontrolle. So entspinnt sich schließlich ein Kampf um Leben und Tod.
Sci-Fi-Oper über Mensch und Maschine
Die Science-Fiction-Oper von Leonard Evers – einem der aktuell erfolgreichsten Komponisten für junge Oper – greift die sehr aktuelle Debatte um das Verhältnis von Mensch und Maschine auf. Regisseur Lars Marcel Braun sagte im Gespräch mit dem MDR , es gehe um die Frage „Wo hören wir auf Mensch zu sein und wo beginnen wir Maschine zu sein und auch umgekehrt.“
Wo hören wir auf Mensch zu sein und wo beginnen wir Maschine zu sein?
Lars Marcel Braun, Regisseur
Der Videokünstler Janic Bebi ergänzt: „Ich glaube die Kernbotschaft ist auch immer ein bisschen sich zu hinterfragen: Wie viel Mensch braucht es, um Maschine zu erschaffen? Und wie beeinflusst sich das untereinander.“ Die Operninszenierung würde eher neue Fragen auftun, als dass „man da eine Botschaft oder Antwort darauf hat.“
Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz?
Das Thema künstliche Intelligenz hat auch bei der Erarbeitung des Stücks eine Rolle gespielt, wie die beiden Künstler erzählen. Sie hätten sich die Frage gestellt: Wollen wir mit KI arbeiten? „Peu à peu sind wir aber zu dem Entschluss gekommen, dass es sinnvoller ist, das nicht zu tun, weil man viel kontrollierter und gezielter Sachen erschaffen kann, wenn man keine KI verwendet“, sagt Janic Bebi. „Ich glaube, dass wir alle viel abhängiger von künstlicher Intelligenz sind, als wir das denken“, ergänzt er. „Wichtig ist, dass wir lernen, das zu kontrollieren und nicht selber kontrolliert werden“, betont Lars Marcel Braun.
Ich glaube, dass wir alle viel abhängiger von künstlicher Intelligenz sind, als wir das denken.
Janic Bebi, Videokünstler
Inhaltlich sei die Arbeit an „humanoid“ sehr spannend gewesen, „weil das keine opern-typische Thematik ist“. Das Thema in Verbindung mit Oper umzusetzen, sei „ein total spannender Prozess gewesen“, erläutert Lars Marcel Braun.
Die etwa einstündige Jugendoper sei zwar eine Sci-Fi-Oper über künstliche Intelligenz und Roboter, aber es gehe um viel mehr als das: „Wir erzählen auch eine Geschichte, die ein Thriller ist“, betont Janic Bebi. Das Thema scheint auf Interesse zu stoßen: Die kommenden Aufführungen sind bereits restlos ausverkauft.