Die Theaterszene in Chemnitz – eigentlich die gesamte Kunst- und Kulturszene der Stadt – ist relativ klein und gut überschaubar. Doch genau darin liegt ihr Wert: Wer in der „grauen“ Stadt etwas auf die Bühne bringen will, versucht nicht einfach auf ein Karriere-Sprungbrett zu hüpfen, sondern will wirklich etwas für die Stadt schaffen. Alle Akteur*innen werden als Bereicherung für die Stadt wahrgenommen. Und wer noch Unterstützung beispielsweise in Form von Probenräumen oder musikalischer Untermalung sucht, wird in Chemnitz schnell fündig. Man kennt und hilft sich.  

Ballett und Oper: Romantisch, klassisch und modern 

In Chemnitz ist das Theater zentral: Drei breite Straßen laufen vor dem Theaterplatz zusammen, wo das Opernhaus gemeinsam mit den Kunstsammlungen und der Petrikirche ein architektonisch beeindruckendes Ensemble bildet. 1909 wurde das Theaterhaus unter anderem mit einem Ausschnitt aus Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ eingeweiht – und noch heute kommt diese Wagner-Tradition wieder vor.

Ende der 80er-Jahre wurde eine umfassende Sanierung geplant, die auch nach der Wiedervereinigung planmäßig vollendet werden konnte. Während die historische Fassade bewahrt wurde, überrascht das Haus innen mit einer modernen und hellen Ausstattung, zu der auch moderne Kunst in Form von Gemälden und Skulpturen gehört.

Erst vor wenigen Jahren machte das Haus bundesweit auf sich aufmerksam, als es vier Regisseurinnen einlud, jeweils einen der vier Teile des „Ring des Nibelungen“ zu inszenieren. Zuletzt konnte auch „Lohengrin“ überzeugen. Das Programm der Opernsparte verlässt sich mit einigen Ausnahmen auf das erprobte Repertoire, deren Inszenierungen gerne mit großen Bildern und einem zeitgenössischen, aber nicht modernistischen Blick überzeugen. Opernfans kommen hier also auf ihre Kosten: Immer wieder machten später erfolgreiche Solist*innen hier ihre ersten Schritte. 

Auch das Chemnitzer Ballett ist im Opernhaus beheimatet, das seit 2017 von Sabrina Sadowska geleitet wird. Die Arbeit der Choreografin ist stark geprägt vom klassischen Ballett des 19. Jahrhunderts – mit Spitzentanz und Sprüngen, die die Tänzer*innen fliegen lassen. Doch Sadowska bleibt dabei immer für die Moderne offen: Ihre Märchenstücke besitzen einen zeitlosen Glanz und sie lädt immer wieder Gäste ein, die eine andere Tanzsprache nutzen. Auch das Festival Tanz|Moderne|Tanz richtet sie aus.