Antwerpen an der Schwelle zum 17. Jahrhundert hatte ein Alleinstellungsmerkmal: Hier schufen nicht nur die Künstlerfamilien der Bruegels, der van Balens und der Franckens in generationsübergreifenden Werkstätten wertvolle Kunst – in einem wahren Künstlernetzwerk wirkten sie auch miteinander und ergänzten sich.
Ein großformatige Stadtansicht des damaligen Antwerpen zeigt die Wohn- und Arbeitsorte der Künstler und macht deutlich, wie eng verflochten das Schaffen gewesen ist – tatsächlich „Teamwork“. Für viele Besucherinnen und Besucher sei das „sicher ganz spannend, denn wir blicken auf die Werke und schauen viel zu schnell auf den Inhalt des Werkes und gar nicht so sehr, wie es eigentlich entstanden ist“, sagt der SKD-Generaldirektor Bernd Ebert MDR KULTUR.
Austausch statt Konkurrenz
Die Maler, die eigentlich miteinander konkurrieren, hätten damals ihre jeweiligen Talente ausgetauscht, so Bernd Ebert. „Das ganz besondere in Antwerpen in dieser Zeit ist, dass nicht nur innerhalb der Werkstatt zusammengearbeitet wird.“ Aus ökonomischen Gründen und aufgrund der Expertise des einzelnen Malers, arbeitete man mit anderen Werkstätten, die eigentlich Konkurrenz waren, zusammen. „Eine wirtschaftliche Entscheidung, die wir heute bestens nachvollziehen können.“
„Unsere Aufgabe als Museumsfachleute, als Kunsthistoriker ist es, diese Werke wieder in den Kontext zu stellen und zu zeigen, wo sie ursprünglich hingen, warum sie entstanden sind und auch wie sie entstanden sind“, sagt Generaldirektor Ebert.
Ausstellung zeigt Schätze aus dem Depot
Kuratiert wurde die Ausstellung von der Kunsthistorikerin Uta Neidhardt. Sie erzählt, dass für die Ausstellung mehr als die Hälfte der Gemälde aus dem Depot geholt worden seien. „Das heißt jetzt nicht, dass wir die Bilder nicht kannten, oder dass wir nicht wussten, was wir da für tolle Werke haben, aber sie waren eben sehr lange nicht ausgestellt.“ Über die Hälfte der Werke sei seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gezeigt worden. „Das heißt, wir präsentieren hier wirklich Kleinodien, die niemand hier kennen kann“, so die Oberkonservatorin der Galerie Alte Meister.
Die Expertin kam in der Vorbereitung der Schau selbst ins Staunen. Beim Restaurieren einiger Werke konnten überraschende Entdeckungen gemacht werden. So hätte man etwa herausgefunden, dass oft drei verschiedene Maler gemeinsam an einem Bild gearbeitet haben oder dass Werke auch zwischen zwei Werkstätten mehrmals hin und her gewandert sein müssen.
„Wir haben auch unsere fantastische Kopie nach Pieter Bruegel dem Älteren, der Johannispredigt, restaurieren können, wo wir die unglaubliche Qualität dieser Kopie entdeckt haben, die sie in die erste Reihe aller Wiederholungen nach diesem Bild rückt“, betont Uta Neidhardt.
Wir präsentieren hier wirklich Kleinodien, die niemand hier kennen kann.
Uta Neidhardt, Kunsthistorikerin