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Das erste Album nach dem ESC-Gewinn mit „Waterloo“. Haben Abba Erfolgsdruck verspürt? Das taten sie, nach eigenen Aussagen, nie. Dennoch veröffentlichten sie sieben von elf Songs als Singles, mehr als bei jedem anderen Album. In der chronologischen Auswahl bewiesen sie wenig Instinkt. Die ersten vier Singles waren „So Long“, „I’ve Been Waiting For You“, „I Do, I Do, I Do, I Do, I Do“ und „Bang-A-Boomerang“ – keine Dokumente einer Weiterentwicklung.
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Erst mit „Mamma Mia“ und „SOS“ begann die neue Abba-Zeitrechnung. Der Euro-Rock von „Mamma Mia“ war Proto-Rock-Disco, mit dem die Schweden – wie oft zu Karrierebeginn – fremdländischer Folklore mit touristischen Floskeln huldigten. Aber war auch ein Hit. „SOS“ war gewagter. Der freundlich-bittende Ton früher Stücke wie „Honey Honey“ war vorbei. „SOS“ bedeutete einen ähnlichen Sprung wie „She Loves You“ der Beatles. An die Stelle der frühen Fab-Four-Singles aus „I“- oder „Me“-Sicht rückte damals eine weniger Ich-bezogene Perspektive – das Leben der Anderen. Abba offenbarten mit „SOS“ erstmals eine dunkle Seite: Das Scheitern der gesamten Biografie, weil die Liebe verflogen ist und die Beziehung zerbrochen. „SOS“ ist Ausdruck purer Orientierungslosigkeit – dieser Hilferuf kennt ja keinen festen Adressaten.
50 Jahre „Abba“ – Jubiläumsedition mit Licht und Schatten
„Abba“ ist ein mittelmäßiges Album – bis auf „Mamma Mia“ und „SOS“ wenig enthalten, das in den Kanon aufgenommen werden müsste. Aber die Platte feiert ihr 50. Jubiläum und erscheint als obligatorisches Half-Speed-Remaster auf Doppel-LP. Parallel wird eine schmucke Singles-Box von 7-Inch-Vinyls veröffentlicht. Die B-Seiten sind keine eigens eingespielten Lieder, sondern Albumstücke. Faszinierend zu beobachten muss der Auswahlprozess der Covermotive gewesen sein: Die vier Abba-Musiker strahlen auf den meisten Fotos, selbst dann, wenn es ums Verlassenwerden geht. (Universal Music)