Mit einer Spende von Berliner helfen e.V. und ehrenamtlichem Engagement wird Freitags an der Schule in den Rollbergen gemeinsam gefrühstückt.
Immer Freitags, jeweils um 8 und um 10 Uhr steht an der Reinickendorfer Grundschule in den Rollbergen ein ganz besonderes Projekt auf dem Plan: das gemeinsame Frühstück. Aufgeregt aber ordentlich aufgereiht wartet an diesem Morgen die zweite „Schicht“ die Erst- bis Drittklässler von Manuela Wree, bis die Lehrerin das Zeichen zum Eintritt gibt. Dann geht es hinein in den Raum im ersten Stock der Schule, und jeder sucht sich einen Platz an den einladend in grün und weiß gedeckten Tischen.
Ehrenamtliche bereiten das Frühstück vor
„Wer Kakao möchte dreht die Tasse um!“, ruft Lothar Moors und fast alle weißen Tassen werden umgedreht. Lothar Moors gehört zum Team der Ehrenamtlichen, die sich Freitags an der Grundschule in der Waldshuter Zeile in Waidmannslust frühmorgens treffen, um das Frühstück vorzubereiten. „Wir verabreden uns über Whatsapp auf dem Handy, wer kommen kann“, sagt Lothar Moors. Er ist von Anfang an als Ehrenamtlicher mit dabei, als das Frühstücksprojekt vor zehn Jahren gestartet wurde. Ins Leben gerufen hatte es Gertrud Meyer, eine engagierten ehemalige Lehrerin, als sie sah, wie viele Kinder ohne ein ordentliches Frühstück in die Schule geschickt wurden.
Lehrerin Manuela Wree führt das von Gertrud Meyer ins Leben gerufene Frühstücksprojekt an der Grundschule in den Rollbergen weiter.
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Kinder lernen Tischmanieren und Regeln
Ihr Anliegen war nicht nur, den Kindern ein gesundes und appetitliches Essen zu geben, zu dem bis heute auch Obst und klein geschnittenes Gemüse gehören, sondern auch das Vermitteln von Tischmanieren und das gute Gefühl einer gemeinsamen Mahlzeit. Nachdem Gertrud Meyer aus Altersgründen das Projekt, das in der Coronazeit ohnehin pausieren musste, nicht mehr weiterführen konnte, hat Lehrerin Manuela Wree die Organisation übernommen.
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„Die Kinder freuen sich schon immer darauf und fragen, wann sie wieder dran sind“, erzählt die Lehrerin. Denn die neun Klassen der Stufen 1 bis 3 der Grundschule mit 380 Kindern kommen im Wechsel in den Genuss des Frühstücks am Freitag. Finanziert wird das Frühstücksprojekt fast von Anfang an mit Spenden von Berliner helfen e.V. „Im vergangenen Jahr ist noch eine Spende vom örtlichen Toyota Autohaus dazugekommen, damit können wir weitermachen“, sagt Manuela Wree.
Am Buffet dürfen die Kinder sich aussuchen, was sie essen möchten – und auch gern ein zweites oder drittes Mal wiederkommen.
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Genau so wichtig wie die Spenden sind die Ehrenamtlichen, ohne die das Frühstück nicht möglich wäre. An diesem Freitag haben Janina, Ljubov, Alison und Lothar seit dem frühen Morgen Obst und Gemüse geputzt, geschnippelt und auf großen Tellern angerichtet, genau wie die Bärchenwurst und die Salami – ohne Schweinefleisch, die von Lothar besorgten Brötchen aufgeschnitten, Kakao gekocht und die Tische gedeckt. „Und zwar sehr ordentlich, mit dem Besteck und dem Geschirr im korrekten Abstand zur Tischkante, da haben wir alle noch die Regeln von Frau Meyer verinnerlicht“, sagt Manuela Wree lachend, während sie ein Messer mit der Schneidfläche zum Teller dreht.
„Wann sind wir wieder mit dem Frühstück dran?“
Nachdem die Kinder Platz genommen und ihre Tassen umgedreht haben, werden sie Tischweise zum Buffet gerufen, dürfe sich aussuchen, ob sie ein helles oder dunkles Brötchen oder Brot mit oder ohne Butter möchten, den Belag wählen, Erdbeeren oder Paprikaschnitze dazu. „Nicht mehr, als Du auch essen möchtest. Kannst jederzeit wiederkommen“, sagt Lothar Moors zu einem Jungen, der ordentlich zugreift.
„Es macht einfach Spaß zu sehen, wie es den Kindern schmeckt“, meint Ljubov, die Kakao, Wasser und Saft ausschenkt. „Ich achte aber sehr auch sehr darauf, dass die Kinder sagen: Ich möchte bitte oder geben Sie mir bitte“, sagt die Mutter einer Tochter an der Grundschule in den Rollbergen, die sich seit einigen Jahren ehrenamtlich für das Frühstücksprojekt engagiert. „Ich habe dadurch eine andere Beziehung zu den Kindern. Sie respektieren mich auch außerhalb des Frühstücks, wenn ich ihnen etwas sage“, hat sie festgestellt.“
Gemeinsame Mahlzeiten sind selten geworden
Auch die Lehrerin der Klasse a 4, Simone Focken, sieht die positiven erzieherischen Aspekte des Frühstücksprojektes: „Viele Kinder kennen Zuhause gar kein gemeinsames Essen mehr. Dass sich alle für eine Mahlzeit an einen Tisch setzen, man gegenseitig Rücksicht nehmen und anderen etwas reicht, auch das lernen sie hier“, meint sie. „Und auch, dass man nicht so laut reden darf“, ergänzt sie.
Mutter Ljubov freut sich, dass ihre eigene Tochter beim Frühstücksprojekt Sachen kostet, die sie Zuhause ablehnt. „Ich achte auch darauf, dass die Kinder gerade sitzen und nicht mit den Armen halb unter dem Tisch hängen“, sagt sie. Am Nebentisch genießt der siebenjährige Dwight sein Brötchen mit Lachs, dazu Erdbeeren und Weintrauben. Die sechsjährige Antonia greift lieber zu Cornflakes mit Milch. Anna und Edda, acht und neun Jahre alt, essen am liebsten Brötchen mit Honig und Physalis. „Es macht so viel Spaß zu sehen, wie es allen schmeckt. Die Kinder sind total dankbar dafür“, sagt Alison Wölffer, Mutter einer Tochter an der Schule. Sie freut sich, wenn sie von den Kindern auch außerhalb der Schule angesprochen wird: „Du bist doch die Mama vom Frühstücksprojekt. Wann sind wir wieder dran?“
Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre das Frühstücksprojekt nicht möglich: Ljubov, Alison, Lothar und Janina haben das buffet vorbereitet.
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Sie würde gern noch mehr Ehrenamtliche und Eltern für den Frühstückseinsatz gewinnen. An diesem Morgen ist zum ersten Mal Janina dabei, deren Kinder sind ehemalige Schüler und schon fast erwachsen. Auch ihr macht das Frühstück Spaß. Sie freut sich auf das nächste Mal, genau wie die Kinder an diesem Morgen, die sich im Chor von den fleißigen Helfern bedanken und verabschieden.
Kontakt zum Frühstücksprojekt in Reinickendorf
Wer sich für das Frühstücksprojekt in der Grundschule in den Rollbergen engagieren möchte, kann sich unter der Tel. 030-402 30 59 melden oder an Berliner helfen e.V. wenden, per E-Mail an kontakt@berliner-helfen.de oder Tel. 030 8872 77843