Handy-Scrollen beim Essen schafft unvollständige Essenserinnerungen

Die Gedächtnisbildung kann auch von außen beeinflusst werden. Die Forschenden glauben, dass abgelenktes Essen, wie zum Beispiel das gedankenlose Naschen beim Fernsehen oder Scrollen auf dem Handy, die Erinnerungen an Mahlzeiten beeinträchtigt und zu übermäßigem Konsum beitragen kann.

Wenn die Aufmerksamkeit einer Person auf etwas anderes gerichtet ist, könnten laut Studienautorin Lea Decarie-Spain entscheidende Kodierungsmomente beeinträchtigt sein und Essens-Erfahrungen nicht richtig katalogisiert werden. Das führt zu schwachen oder unvollständigen Essensengrammen im Gehirn. Und das kann wiederum dazu führen, dass wir mehr essen, als wir sollten.

Gerüche können Mäuse satt machen

Hungergefühl und Appetit sind komplexe Sinneserfahrungen, die durch viele Komponenten beeinflusst werden. Das Gleiche gilt natürlich auch für das Sättigungsgefühl.

Weil die Nervenzellen direkt mit dem Riechkolben verbunden sind, läuft dieser Mechanismus innerhalb weniger Sekunden ab. Begannen die Mäuse anschließend zu fressen, wurden die Nervenzellen gehemmt. Mäuse, deren Nervenzellen kurz vor dem Fressen aktiviert waren, fraßen insgesamt weniger. Bei fettleibigen Mäusen wurden dieselben Nervenzellen nicht aktiviert, wenn sie Futter riechen konnten. Diese Tiere fühlten sich nicht satter und fraßen nicht weniger.

Gleiche Nervenzellen-Gruppe beim Menschen

Das menschliche Gehirn enthält dieselbe Gruppe von Nervenzellen. Ob diese allerdings auch auf Lebensmittelgerüche reagieren, ist bisher nicht bekannt.

Studien anderer Forschungsgruppen haben gezeigt, dass das Riechen bestimmter Gerüche vor Mahlzeiten den Appetit von Menschen verringern kann. Das würde vielleicht auch erklären, warum manche Menschen nach dem Kochen eines leckeren Abendessens überhaupt keinen Appetit mehr haben, wenn sie permanent Essensdüften ausgesetzt waren. Andere Studien wiederum haben gezeigt, dass übergewichtige Personen in derselben Situation deutlich mehr essen.

Ähnlich wie die Forschenden der University of Southern California weist auch die Max-Planck-Forschungsgruppe darauf hin, dass der Geruchssinn bei der Steuerung des Essverhaltens eine wichtige Rolle spielen kann und deshalb im Kampf gegen Essstörungen und Adipositas berücksichtigt werden sollte.

Nahrung als Belohnung

Nahrung ist nicht nur ein notwendiges Mittel, um Energie zur Verfügung zu stellen. Sie ist weit mehr als das. Sie kann eine sinnliche Erfahrung sein und in unserem Gehirn wie eine Belohnung funktionieren. Und diese Belohnungen mag das Gehirn sehr gern – es lechzt förmlich danach. Grund genug, dass das Gehirn alles dafür tut, um möglichst einfach an die Belohnungen zu kommen.