Stand: 14.06.2025 18:18 Uhr

Die Füchse Berlin stehen zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte im Endspiel der Champions League. Sie gewannen ihr Halbfinale gegen Nantes souverän – trotz einer frühen Roten Karte.

Unbeeindruckt von einer frühen Roten Karte gegen Superstar Mathias Gidsel sind die Füchse Berlin mit einem starken Auftritt erstmals ins Finale der Champions League gestürmt. Der Hauptstadt-Club setzte sich im ersten Halbfinale beim Final Four in Köln gegen den französischen Vizemeister HBC Nantes mit 34:24 (18:12) durch und greift eine Woche nach der Meister-Premiere nun auch nach Europas Handball-Krone.
 
Im Endspiel treffen die Berliner, bei denen Tim Freihöfer mit zehn Toren bester Werfer war, am Sonntag (18 Uhr) auf den Gewinner des anschließenden Duells zwischen dem SC Magdeburg und Titelverteidiger FC Barcelona. Welthandballer Gidsel ist dann wieder spielberechtigt.

Füchse-Trainer Jaron Siewert (Mitte) jubelt mit seinen Spielern über einen Punkt bei den Rhein-Neckar Löwen. Quelle: imago images/camera4+

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Berliner Topstart, doch dann das Gidsel-Aus

Wurfeffizienz, Tempovorstöße, offensives Positionsspiel – die Füchse brachten ihre Stärken von Beginn an routiniert zur Geltung. In einem unheimlich intensiven Spiel führte der neue Deutsche Meister nach acht Minuten mit 5:3. Nantes verkaufte sich zwar teuer, spielte aggressiven Handball, konnte der individuellen Qualität der Berliner aber nur wenig entgegensetzen.
 
Doch dann der Schock: Füchse-Star Mathias Gidsel sah bereits in der neunten Minute die Rote Karte. Der Däne rutschte beim Verteidigen unglücklich aus und so in Kauldi Odriozola von Nantes hinein. Das Schiedsrichtergespann sah die Aktion als grobes Foulspiel an und schickte Gidsel vom Feld. Eine diskutable Entscheidung – und der größtmögliche Tiefschlag für die Füchse, die kurzerhand den amtierenden Welthandballer ersetzen mussten.

Füchse-Spieler Mathias Gidsel sieht nach nur neun Minuten die Rote Karte (Foto: IMAGO / wolf-sportfoto)

Milosavljev und Andersson tragen die Füchse zur Halbzeitführung

Doch die Füchse behielten den Kopf oben, spielten ihren Stiefel weiter souverän herunter und führten nach 15 Minuten mit 10:6. Selbst in Phasen der doppelten Unterzahl blieben sie dank ihren Führungsspielern wie Fabian Wiede stabil.
 
Dass der Vorsprung nicht schmolz, lag aber vor allem an Torhüter Dejan Milosavljev, der einen herausragenden Tag erwischte und Nantes verzweifeln ließ. Nach dem Gidsel-Platzverweis wurde dessen dänischer Landsmann Lasse Andersson zum wichtigsten Berliner Angreifer, ob als Balleroberer, Torschütze oder Vorbereiter. Die Füchse gingen dank einer starken Teamleistung und individuellen Glanzmomenten verdientermaßen mit 18:12 in die Halbzeitpause.

Füchse lassen keinen Zweifel am Finaleinzug

Die komfortable Halbzeitführung sorgte bei den Füchsen für ein Selbstverständnis, das sie nahtlos in die zweite Halbzeit übertragen konnten. Die Hauptstädter verteidigten durchgehend diszipliniert, konnten sich weiterhin auf Milosavljev verlassen und offensiv auftrumpfen, als hätte es den Gidsel-Ausfall nie gegeben.
 
Andersson, Nils Lichtlein und Co. wirbelten mit dem Selbstbewusstsein eines frischgebackenen Meisters, ließen Nantes kaum eine Chance. Die Franzosen waren durch den Spielstand gezwungen, offensiv ins Risiko zu gehen. Daraus ergaben sich aber viele Berliner Tempovorstöße, die sie mit einer klinischen Sauberkeit nutzten. Nach 40 Minuten führten die fulminant aufspielenden Füchse mit 23:15.

Mathias Gidsel jubelt über einen Treffer bei den Rhein-Neckar Löwen. Quelle: imago images/foto2press

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Zum Ende wird es deutlich

Nantes war anzumerken, dass der Glauben an ein Comeback langsam schwand. Wenn ein Gidsel-Ausfall die Füchse nicht aus der Ruhe bringen kann, was dann? So geriet der Einzug ins Finale zu keinem Zeitpunkt mehr ernsthaft in Gefahr. Die Mannschaft von Trainer Jaron Siewert ließ den Vorsprung im zweiten Durchgang nie unter sechs Treffer fallen.
 
Die Mannschaft konnte beweisen, nicht einzig von Gidsel abhängig zu sein. Spieler wie Andersson oder Freihöfer traten in diesem Spiel aus dem Schatten des Welthandballers hervor, spielten sich zum Ende in einen regelrechten Rausch. So zogen die Füchse auf beeindruckende Weise mit einem erstaunlich deutlichen 34:24-Sieg ins Finale der Champions League ein.

Das Spiel im Liveticker

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.06.2025, 15 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg