Es bestehe der Verdacht eines Tötungsdelikts, weshalb eine Mordkommission die Ermittlungen übernommen habe.

Bei dem Toten handelt es sich um den Arzt Wolfgang Conzelmann – er stand erst am Dienstag vor Gericht, weil er 2022 den damaligen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in einem Facebook-Post beleidigt haben soll.

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Die Polizei sei gegen 15.40 Uhr zu der Praxis gerufen worden, sagte ein Behördensprecher am Freitagabend. Dort hätten Einsatzkräfte den Mann aufgefunden. Für die Polizei habe sich beim Anblick der Leiche schnell herausgestellt, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben sei. Reanimationsversuche durch Rettungskräfte vor Ort scheiterten.

Der mutmaßlichen Tötung sei ein Überfall auf die Arztpraxis vorausgegangen, berichtete die „B.Z.“. Dazu wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft bislang nicht äußern. Am Abend bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben sei – das habe die Obduktion des Leichnams ergeben. Weitere Details etwa zur Todesursache nannte er jedoch nicht. Auch zur Identität des Täters sei noch nichts bekannt, dieser ist flüchtig.

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Die Hausarztpraxis befindet sich in der Nähe des Leopoldplatzes, einem Brennpunkt der Berliner Drogenszene. Ob es einen Zusammenhang zu dieser gibt, wollte die Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel nicht bestätigen, bekannt sei jedoch, dass der getötete Mediziner in seiner Praxis auch viele Drogenabhängige behandelt hatte.

Conzelmann stritt für eine liberalere Drogenpolitik

Conzelmann hatte sich seit Jahrzehnten in der Versorgung von Suchtkranken engagiert. Seine Praxis befand sich früher in der Luxemburger Straße, direkt am U-Bahnhof Leopoldplatz, seit 2015 praktizierte er in der Genter Straße. Dabei setzte er schon in den 1990er-Jahren auf einen Ansatz der „akzeptierenden Therapie“, wie aus seiner Website hervorgeht.

Dort berichtete er etwa, dass er damals Drogenpatienten, die sich illegal Tabletten beschafften und konsumierten, diese legal in der Praxis verabreichte – im Rahmen einer Therapie. Er sei deshalb seinerzeit in den Blick von Polizei und Justiz geraten. „Ich habe Hunderte von Drogenpatienten erfolgreich therapiert und damit dem Schwarzmarkt und der Drogenmafia entzogen“, wehrte er sich.

Der Mediziner stritt für eine liberalere Drogenpolitik, trat wiederholt bei der „Hanfparade“ als Redner auf. Auch im Fenster seiner Praxis in der Genter Straße hingen Zettel mit politischen Botschaften. „USA befiehlt: Deutschland ruiniert!“, „Krieg ist gut fürs Klima“, „Energie sparen! Regierung abschalten!“ oder „Hungern, Frieren, Inflation, Grüner, Gelber, Roter Wohlstand. Hauptsache Krieg“, war dort etwa zu lesen, wie auf Fotos bei Google zu sehen ist.

„Frieren für den Endsieg“: Verfahren am Dienstag eingestellt

2022 soll Conzelmann bei Facebook ein Bild veröffentlicht haben, das an ein nationalsozialistisches Propagandaplakat aus dem Jahr 1938 erinnerte. Ein Porträt Habecks sei eingefügt worden, dazu die Parole „Frieren für den Endsieg“. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn an, am Dienstag kam es zum Prozess im Amtsgericht Tiergarten.

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Conzelmann bestritt die Vorwürfe, weder sei „das Bild eine Straftat noch ich der Urheber“, trug Bibelzitate vor und versicherte: Er sei kein Querdenker, sondern ein Denker. Das Gericht stellte das Verfahren ein, weil die Sache strittig war, der Angeklagte in einem fortgeschrittenen Alter und bislang nicht straffällig geworden sei. (mit dpa)