Mehr als zwölf Millionen Menschen in Deutschland sind an ihrem direkten Wohnort extremer Hitzebelastung ausgesetzt – auch in Mainz. Das geht aus dem aktuellen „Hitze-Check“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hervor, der am Donnerstag (12. Juni) veröffentlicht wurde und bei dem die Landeshauptstadt bundesweit auf Platz 8 landet, in Rheinland-Pfalz sogar auf Platz 3. Damit hat es Mainz wieder in die Top 10 der hitzebelasteten Städte Deutschlands geschafft.
Für den „Hitze-Check 2.0“ wurde für alle 190 Städte in Deutschland mit über 50.000 Einwohnern ein sogenannter „Hitzebetroffenheitsindex“ (HBI) ermittelt. Dieser soll zeigen, wo die Menschen wie stark von Hitze betroffen sind. Dazu werden zu gleichen Teilen einbezogen: die durchschnittliche Oberflächentemperatur in den Sommermonaten Juni bis August, die Versiegelung von Siedlungs- und Verkehrsflächen, die Dichte an Grünflächen sowie die Bevölkerungsdichte.
So heiß ist es in Mainz
Für Mainz ist demnach in den Sommermonaten die Oberfläche im Durchschnitt rund 37 Grad heiß. Rund 52 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen sind laut der Studie versiegelt, also mit undurchlässigen Materialien bedeckt, sodass etwa kein Regenwasser versickern kann. Das durchschnittliche Grünvolumen in Mainz entspricht pro Quadratmeter rund 2 Kubikmeter. Zum Vergleich: Wiesen erreichen laut der DUH bis zu einem Kubikmeter Grün pro Quadratmeter, bei Wäldern ist es in der Regel achtmal so viel. Stadtnahe Wälder und Grünflächen werden in das Grünvolumen nur mit einbezogen, wenn diese weniger als einen Kilometer von bewohnten Gebieten entfernt liegen.
Außer Mainz haben im Hitze-Check 2.0 bundesweit 30 weitere Städte die Rote Karte erhalten. Diese Kommunen sollen besonders stark von Hitze betroffen sein und sich durch „hohe Temperaturen, enorme Versiegelung und zu wenig kühlendes Grün“ auszeichnen, wie die DUH schreibt. Ihre HBI-Werte sind die höchsten der Studie und liegen alle signifikant über dem Mittelwert.
„Besonders von Hitze betroffen sind Städte im Süden Deutschlands“, schreibt die DUH. Dabei liegen die drei Städte mit dem höchsten HBI-Wert allesamt im Rhein-Neckar-Gebiet: Mannheim auf Platz 1, gefolgt von Ludwigshafen und Worms auf Platz 2 und 3. In den obersten zehn der von Hitze betroffenen Städte sind auch fünf Kommunen aus dem Rhein-Main-Gebiet zu finden, darunter Frankfurt und Mainz. In Mainz sollen dabei rund 68 Prozent der Menschen in stark hitzebelasteten Gebieten leben.
Mainz wieder unter den Top 10
Mainz teilt sich die Top-10-Liste wieder mit Ludwigshafen, Worms und Mannheim, die schon im Hitze-Check 2024 deutschlandweit zu den Städten mit der stärksten Hitzebelastung gezählt wurden. Die Landeshauptstadt fand sich im vergangenen Jahr auf Platz 5 des Rankings (wir berichteten). 2024 wurde die Belastung allerdings nur anhand der Versiegelung und des Grünvolumens bewertet.
Den Hitze-Check will die DUH als Alarmsignal und „Weckruf“ für die Kommunal-, Landes- und Bundespolitik verstanden wissen. „Ab sofort muss die Begrünung von Städten und der Erhalt von Bäumen genauso priorisiert werden wie Wohnungsbau und die jeder anderen Infrastruktur“, sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH.
Die Studie würde aufzeigen, wo am dringlichsten Grünflächen geschaffen werden müssten. „Von den 34 Millionen Menschen in den untersuchten Städten sind 32 Millionen von mittleren und extremen Hitzebelastungen betroffen. Rund 3000 Menschen sterben hierzulande jedes Jahr an den Folgen extremer Hitze“, so Metz. Europa sei zudem der Kontinent, der sich am schnellsten erwärme. Städte in Deutschland würden sich immer weiter aufheizen, was Investitionen in mehr Grünflächen und in Begrünung noch nötiger mache, so die DUH.
Hintergrund
Für die Ermittlung der Werte wurden nur bewohnte Flächen betrachtet, die dafür in Rasterzellen von 100 mal 100 Meter unterteilt wurden. Für jede bewohnte Rasterzelle wurden die vier Indikatoren einzeln ermittelt. Dabei gilt: Je höher der HBI-Wert an einem Ort ist, desto höher sei dort die Hitzebelastung. Wenn sie höher ist als der durchschnittliche HBI-Mittelwert, gilt das Gebiet als stark hitzebelastet. Wenn sie im Durchschnitt liegt, ist die Belastung „mittel“. Dadurch konnte die Hitzebelastung laut der DUH dieses Mal einwohnerbezogen ermittelt werden.
Städte in Norddeutschland wie Kiel, Wilhelmshaven oder Flensburg sind dagegen auch 2025 eher im grünen Bereich. 131 der 190 Kommunen liegen im HBI-Durchschnitt.
Näheres zum Hitze-Check erfahrt ihr hier.