Die Politik Donald Trumps erzeugt unter den Gästen von Sandra Maischberger nur kollektives Kopfschütteln. Beim Duell zwischen Heidi Reichinnek und Wolfgang Kubicki kommt es dagegen zum argumentativen Schlagabtausch, aber auch zu gegenseitigen Zuneigungsbekundungen. Das letzte Wort hat am Ende aber der Kaiser.

US-Präsident Donald Trump überzieht die Welt mit Zöllen, erhöht den Druck auf politische Partner und bringt damit auch seine heimische Wirtschaft in Schwierigkeiten. „Wie durchdacht ist sein Plan“, möchte Sandra Maischberger von ihren Gästen wissen und kann sich des geeinten Gegenspruchs sicher sein: Was Trump will, „ist mit Logik nicht zu fassen“, sagt ARD-Wirtschaftsexpertin Anja Kohl.

Er sprenge den Welthandel und die bisherige Ordnung, wobei das Endziel seiner Politik dennoch unklar sei. „Ökonomischer Vandalismus“, der die „Axt am Welthandel“ ansetze, nennt Media Pioneer-Herausgeberin Dagmar Rosenfeld das Vorgehen des US-Milliardärs.

„Irrational“ findet Trumps Politik auch Gordon Repinski, Chefredakteur von Politico Deutschland. Er liefert dennoch Erklärungsansätze: Es gehe ihm nicht, wie von Rosenfeld eingeworfen, um einen Ausgleich des Handelsbilanzdefizits der USA gegenüber Europa, sondern darum „die Vorteile der US-Wirtschaft herauszuholen, wo immer es geht“. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass Trump tatsächlich an die Wirkung seines Protektionismus glaube. Das Resultat: „Die Verlässlichkeit in den Investitionsstandort USA ist nicht mehr gegeben“, sagt Repinski.

Seine Wirtschaftspolitik könnte daher Widerstand erfahren: „Die Bürger werden merken, das geht zu ihren Lasten, sie werden das bezahlen müssen“, sagt Kohl. Das sei das Potenzial, das Trump zu Fall bringen könnte. Dabei komme es aber nicht nur auf die Bürger, sondern auch auf den politischen Kontrahenten an. Rosenfeld ist hier wenig zuversichtlich: „Ich sehe bei den Demokraten noch keine Figur, die zum Gesicht der Partei werden kann.“

Danach diskutieren zwei, die beide zum Gesicht ihrer jeweiligen Partei geworden sind und dabei inhaltlich so weit auseinanderliegen wie Europa und der amerikanische Kontinent: FDP-Urgestein Wolfgang Kubicki und Linken-Fraktionsvorsitzende Heidi Reichinnek. Schon bei der Reaktion auf die US-Zollpolitik sind sie sich uneinig. Während Reichinnek sich eine Digitalsteuer wünscht, die vor allem die amerikanischen Tech-Riesen treffen würde, will Kubicki alle Zölle streichen.

Als es um deutsche Politik geht, intensiviert sich der zu erwartende Lagerkampf noch weiter. Einerseits Kubicki als Vertreter einer Partei, die, wie er sagt, „am Boden liegt“, andererseits Reichinnek als Vertreterin der wiedererstarkten Linken. Von den Umfrage-Unterschieden ist zwischen den beiden nichts zu spüren, was folgt ist ein Schlagabtausch auf Augenhöhe.

In Runde Eins diskutieren die Kontrahenten über das Rentensystem. Für das fordert Reichinnek eine „Revolution“, eine Rentenkasse, in die alle Bürger gleichermaßen einzahlen. Eine staatliche Aktienrente bringe hingegen keinen Nutzen mit sich – auch mit Hinblick auf das aktuelle Chaos an den Märkten. Kubicki sieht das anders und gibt ihr Anlage-Nachhilfe: „Man darf nicht Tageskurse betrachten, sondern muss die langfristige Entwicklung betrachten.“

Auch als es um Sparmaßnahmen für den Bundeshaushalt geht, finden sie nicht zueinander. Als Kubicki vorschlägt, man könne etwa die Entwicklungshilfe kürzen, verdreht Reichinnek demonstrativ die Augen und wirft ihm beim Thema Kinder- und Altersarmut vor, an der Realität vorbeizuschrammen. Kubicki attestiert, die meisten Menschen hätten ja ein relativ gutes Leben in Deutschland, Reichinnek kontert: „Dann reden sie mit den falschen Leuten. Gehen sie mal zur Tafel.“

Die beiden liefern ein Exempel, wie der Austausch unter demokratischen Gegnern zwar inhaltlich hart, menschlich aber fair geführt werden kann. „Wir mögen uns“, gibt Kubicki offen zu. Er möge Menschen „die ihre Meinung frei von der Leber weg sagen“. Auch Reichinnek respektiere ihn und lobt, dass er sie bei ihren Reden im Bundestag als Bundestagsvizepräsident immer überziehen ließ – „mehr als alle anderen Vizepräsidenten“.

Dann gibt es noch mehr Überraschungen. Während die Linken-Chefin CSU-Vorhaben wie die Mütter-Rente lobt, geht Kubicki auf Abstand zu deren Parteichef und der Wandelbarkeit dessen politischer Positionen: „Zu Markus Söder möchte ich mich nicht mehr äußern. Der vertritt im Zweifel alles“.

Als ob die Zuneigung zwischen FDP und Linken nicht schon verwunderlich genug wäre, darf am Ende auch noch ein Schlagersänger das Schlusswort liefern. Allerdings ein in der Politwelt nicht gerade unbekannter: Roland Kaiser, SPD-Mitglied seit 2002. Mit Maischberger spricht er über das Comeback nach seiner schweren Lungenkrankheit und wünscht sich auch für seine Sozialdemokraten einen neuen Aufbruch: „Die Partei muss sich genauso erneuern, wie viele Parteien das tun müssen“, sagt Kaiser.

Als Kaiser von seiner letzten Weltreise erzählt, versucht er am Ende aber noch einmal den Hauch von Optimismus zu versprühen: In diesem „wunderschönen Land, auf dem schönsten Kontinent“, sollten wir „auch glücklich und zufrieden sein können und nicht ständig meckern“. Wer sollte den Bürgern die Welt auch rosig malen, wenn nicht ein Schlagersänger.