Als sich um genau 19.45 Uhr Polizisten in einer Reihe vor dem Ausgang der U-Bahn-Station „Heinrich-Heine-Allee“ am Bolker Stern aufstellen, wirken die fast in sie hereinlaufenden Altstadtbesucher erst mal etwas überrascht. Zwei junge Männer aus Süddeutschland – ausweislich ihrer T-Shirts kürzlich „Kreisliga-A-Meister“ geworden – fragen mit schwäbischem Akzent: „Ist das hier immer so?“

Das zwar nicht, doch umfassende Kontrollen der Waffenverbotszone in der Altstadt führt die Düsseldorfer Polizei regelmäßig durch. So suchten die Einsatzkräfte auch am Freitagabend nach Waffen wie Messern oder auch nach Pfefferspray. Am Bolker Stern – einem der Hauptzugänge zur Altstadt – wurden Gitter unmittelbar hinter dem Aufgang aus der U-Bahn-Station aufgebaut, die ohne Umwege auf die kontrollierenden Polizisten zuführten. Die Besucher mussten ihre Rucksäcke öffnen, Hosentaschen wurden abgetastet. Nach einer halben Stunde wurden schon ein paar Pfeffer- oder Tierabwehrsprays gefunden, ein Küchen- und ein Taschenmesser. An anderen Hauptzugängen, etwa am Grabbeplatz, wurde ähnlich kontrolliert. Ein Sprecher der Polizei Düsseldorf erklärte das so: „Die Probleme, die wir hier mit Messern haben, haben wir meistens nicht mit Düsseldorfern, sondern mit Auswärtigen.“ Und die reisten über diese Hauptzugänge an. Wie viele Polizisten an dem Einsatz beteiligt waren, sagte der Sprecher nicht genau, nur so viel: „Es sind mehrere Dutzend Kollegen in Uniform im Einsatz, außerdem Zivilfahnder.“ An einem solchen Abend könnten bis zu 10.000 Personen kontrolliert werden, diesmal waren es mehr als 8700.

Die am Samstag veröffentlichte Bilanz der Polizei sieht wie folgt aus: Sichergestellt wurden 15 Messer und zwei Pfeffersprays. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Messer mit kurzen Klingenlängen wie Schweizer Taschenmesser oder sogenannte Multiwerkzeuge. 37 Platzverweise wurden von den Einsatzkräften ausgesprochen, es kam zu vier Ingewahrsamnahmen.

Nach 1 Uhr sei es vereinzelt zu Streitigkeiten gekommen, teilte die Polizei mit. „Aggressives Verhalten konnte jedoch im überwiegenden Teil der Fälle durch die Einsatzteams niederschwellig und schnell entschärft werden.“

Die Waffenverbotszone in der Altstadt wurde im Dezember 2021 eingerichtet. Ende 2024 teilte die Polizei mit, dass in den ersten drei Jahren mehr als 73.000 Menschen kontrolliert wurden, dabei seien 569 Messer und 184 sonstige Waffen gefunden worden. Die Polizei hatte betont, dass jede gefundene Waffe ein Erfolg sei, weil sie nicht mehr während einer Auseinandersetzung eingesetzt werden könnte. Innenminister Herbert Reul (CDU), der sich im Verlauf des Abends vor Ort über den Einsatz informierte, sah das ähnlich, auch wenn „nicht jeder, der ein Messer dabei hat, jemanden umbringen will.“ Viele erhofften sich dadurch, sicherer zu sein, das Gegenteil sei aber der Fall: „Dann wird es gefährlicher“, so Reul. „Wunderdinge“ dürfe man sich von einer solchen Verbotszone nicht erwarten, sie leiste aber ihren Beitrag zu mehr Sicherheit, auch durch Abschreckung.

Nicht nur Zustimmung für Kontrollen

Die Kontrollen, die nicht nur während dieser großen Einsätze stattfinden, sondern stichpunktartig an jedem Wochenende, erfahren allerdings nicht nur Zustimmung. Besonders zu Beginn sei die Stimmung unter angesprochenen Jugendlichen irgendwann gekippt, sagt Derick Addy, Streetworker bei der gemeinnützigen Genossenschaft „kohleG“, die im Auftrag des Jugendamts an den Wochenenden in der Altstadt unterwegs ist. „Das hatte damals einen faden Beigeschmack in Richtung Racial Profiling“, sagt Addy, also der Kontrolle einer Person etwa wegen ihrer Hautfarbe. Manche Jugendliche seien mehrfach am Tag kontrolliert worden. „Das hat unsere Arbeit etwas erschwert, weil die Stimmung eher gereizt war“, so der Streetworker. Zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zur Polizei habe das nicht beigetragen.

Nach diesen Erfahrungen seien die Streetworker auf die Polizei zugegangen, die seitdem auch Rücksicht darauf nehme. Mittlerweile laufe es besser, auch die Jugendlichen seien verständnisvoller. Die individuellen Kontrollen sieht der Streetworker dennoch kritisch. Besser seien groß angelegte Kontrollen an den Eingängen zur Altstadt. „Die halten wir für sinnvoll und gut, weil dann wirklich jeder kontrolliert wird.“

Innenminister Reul dagegen sagte, die Jugendlichen seien „ja nicht dumm“. Es komme bei solchen Maßnahmen immer auf die passende Erklärung an. Zumindest in den ersten Stunden schien diese gut aufgenommen zu werden. Es gab keine Pöbeleien oder ähnliches. Im Gegenteil, die Stimmung wirkte ungebrochen fröhlich.