Illustration von HIV-Viren

Illustration von HIV-Viren, die die Fähigkeit haben, sich in bestimmten weißen Blutkörperchen zu verstecken.

(Bild: Corona Borealis Studio/Shutterstock.com)

Forscher setzen mRNA-Technologie ein, um HIV aus seinem Versteck zu locken. Studien am Menschen stehen noch aus, doch die Ergebnisse wecken Hoffnung auf eine Heilung.

Forscher des Peter Doherty Institute for Infection and Immunity in Melbourne haben eine neue Methode entwickelt, um das HI-Virus aus seinem Versteck in menschlichen Zellen zu locken. Dies könnte ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer Heilung von HIV sein.

Die Fähigkeit des Virus, sich in bestimmten weißen Blutkörperchen zu verbergen, stellt seit langem eine der größten Herausforderungen für Wissenschaftler auf der Suche nach einem Heilmittel dar. Durch dieses Reservoir ist das Virus in der Lage, sich erneut zu aktivieren, ohne dass das Immunsystem oder Medikamente dagegen vorgehen können.

Neue Lipid-Nanopartikel transportieren mRNA in infizierte Zellen

Das australische Forscherteam nutzte die mRNA-Technologie, die während der Covid-19-Pandemie durch die Impfstoffe von Moderna und Pfizer/BioNTech bekannt wurde. In einer Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, zeigten sie erstmals, dass mRNA in die Zellen, in denen sich HIV versteckt, eingeschleust werden kann.

Dazu verpackten sie die mRNA in winzige, speziell entwickelte Fettbläschen, sogenannte Lipid-Nanopartikel (LNP). Die mRNA weist die infizierten Zellen dann an, das Virus sichtbar zu machen. „Unser Ziel als HIV-Heilungsforscher war es, das Virus dort zu erreichen, wo es sich versteckt“, erklärt Dr. Paula Cevaal, Forscherin am Doherty Institute und Co-Erstautorin der Studie.

„Wir programmierten die mRNA so, dass sie den infizierten Zellen sagt, das Virus ‚aufzugeben‘ und sichtbar zu machen. Die Herausforderung bestand darin, die mRNA in diese Zellen zu bringen.“ Bisher galt es als unmöglich, mRNA in die Art von weißen Blutkörperchen zu transportieren, in denen sich HIV versteckt, da diese Zellen die bisher verwendeten Lipid-Nanopartikel nicht aufnahmen.

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Das Team entwickelte daher einen neuen Typ von LNP, den sogenannten LNP X, den diese Zellen akzeptieren. „Wir waren begeistert zu sehen, dass ein neuer Lipid-Nanopartikel, im Wesentlichen ein winziges Fettbläschen, mRNA erfolgreich in HIV-infizierte Zellen transportieren konnte“, so Cevaal. „Es zwang das Virus aus seinem Versteck, was genau das ist, was wir brauchen, um es aus dem Körper zu entfernen.“

Hoffnungsschimmer für 40 Millionen HIV-Infizierte weltweit

Weltweit leben fast 40 Millionen Menschen mit HIV. Sie müssen lebenslang Medikamente einnehmen, um das Virus zu unterdrücken, Symptome zu verhindern und eine Übertragung zu vermeiden. Für viele bleibt die Infektion tödlich: Laut Unaids starb 2023 jede Minute ein Mensch an den Folgen von HIV. Die Ergebnisse der australischen Forscher wecken nun Hoffnung.

„Dies ist das erste Mal, dass diese Strategie in HIV-infizierten Zellen so gut funktioniert hat“, betont Cevaal. „Wir hoffen, dass dieses neue Nanopartikel-Design ein neuer Weg zu einer HIV-Heilung sein könnte.“ Weitere Forschung ist jedoch nötig, um festzustellen, ob das Sichtbarmachen des Virus ausreicht, damit das Immunsystem damit fertig wird, oder ob die Technologie mit anderen Therapien kombiniert werden muss, um HIV vollständig aus dem Körper zu eliminieren.

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Die Studie wurde im Labor an Zellen durchgeführt, die von HIV-Patienten gespendet wurden. Der Weg bis zum Einsatz der Technologie als Teil einer Heilung für Patienten ist noch lang und würde erfolgreiche Tests an Tieren erfordern, gefolgt von Sicherheitsstudien am Menschen, die wahrscheinlich Jahre dauern werden, bevor überhaupt Wirksamkeitsstudien beginnen können.

„Auf dem Gebiet der Biomedizin schaffen es viele Dinge letztendlich nicht in die Klinik – das ist die leider die Wahrheit; ich möchte kein schöneres Bild malen, als es der Realität entspricht“, betont Cevaal. „Aber speziell auf dem Gebiet der HIV-Heilung haben wir noch nie etwas gesehen, das annähernd so gut ist wie das, was wir in Bezug darauf sehen, wie gut wir dieses Virus aufdecken können.“