Am Sonntag feiert Hamburg den ersten nationalen Veteranentag auf dem Rathausmarkt. Einer der Programmpunkte ist die feierliche Beförderung von 420 jungen Bundeswehrangehörigen zu Leutnants und Leutnants zur See. Auch Bundesprominenz kommt.
Ein öffentliches Gelöbnis auf dem Rathausmarkt – das hat es in Hamburg seit Jahrzehnten nicht gegeben, zu sehr war die Bundeswehr in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt. An diesem Sonntag wird sich das ändern, wenn mehr als 400 Frauen und Männer in den Leutnants-Rang befördert werden. Dazu anreisen wird Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der damit eine Premiere in Hamburg feiern wird – denn das Gelöbnis findet anlässlich des ersten bundesweiten Veteranentags statt, der in vielen Städten Deutschlands begangen wird. In der Hansestadt gibt es allerdings auch Protest dagegen. Aber worum geht es überhaupt und wie wird der Tag ablaufen? Ein Überblick.
Wie wird der Begriff „Veteran“ in Deutschland definiert?
Veteranin oder Veteran der Bundeswehr ist, wer als Soldatin oder Soldat im aktiven Dienst steht oder aus dem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist, also den Dienstgrad nicht verloren hat. Nach dieser Definition, die vom Bundesverteidigungsministerium verwendet wird, zählt Deutschland rund zehn Millionen Veteraninnen und Veteranen. Dabei geht es nicht nur um Bundeswehrangehörige in Kriegseinsätzen, sondern um alle aktiven und ehemaligen Bediensteten im Dienst der Bundeswehr in all seinen Facetten – vom Sanitäter im Kosovo bis zur Stabsoffizierin im Verteidigungsministerium.
Was hat es mit dem Veteranentag auf sich?
Im vergangenen Jahr beschloss der Bundestag, jedes Jahr am 15. Juni den Nationalen Veteranentag zu feiern. Die Hamburgische Bürgerschaft forderte den Senat im Anschluss auf, dass sich Hamburg im Jahr 2025 an den Feierlichkeiten beteiligen solle. Der Senat hat daraufhin den Tag für die Hansestadt geplant. Als Linkenabgeordnete den Senat zuletzt nach den Beweggründen zur Ausrichtung des Veteranentags befragten, antwortete der Senat, den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr gebühre „Respekt, Anerkennung und Würdigung für ihren Dienst und ihre Bereitschaft, im Falle eines Falles ihr Leben für die Sicherheit, Freiheit und die Werte der Bundesrepublik Deutschland einzusetzen“. Die Bundeswehr schütze seit ihrer Gründung die demokratischen und freiheitlichen Werte des Landes und auch Hamburgs. Die Bedeutung der Bundeswehr rücke „nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und der zunehmenden Zahl von Naturkatastrophen wieder stärker in die Wahrnehmung der Gesellschaft.“ Anders als der länger bekannte „Tag der Bundeswehr“ geht es aber nicht darum, gezielt Werbung für die Armee zu machen. Auch in anderen Städten im Norden, etwa in Kiel, wird der Veteranentag begangen.
Was passiert an dem Tag in Hamburg?
Im Zentrum steht ein feierlicher militärischer Appell zur Leutnantsbeförderung von Studierenden der Helmut-Schmidt-Universität um 13 Uhr auf dem Rathausmarkt. Verteidigungsminister Boris Pistorius wird dem Appell beiwohnen und zudem gemeinsam mit Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) den Veteranen danken. Im Anschluss bittet Tschentscher ab 15 Uhr im Namen des Senats geladene Gäste zum Empfang in das Rathaus. Zudem lädt die CDU auf Initiative der Bundeswehrexpertin der Hamburger CDU, Wiebke Köhler, von 10 Uhr bis 12 Uhr zur Podiumsdiskussion mit Veteranen auf dem Museumsschiff Rickmer Rickmers ein.
Was ist eine Leutnantsbeförderung?
Der Leutnant und der Leutnant zur See sind die niedrigsten Offiziersgrade der Bundeswehr. Sie werden an Bundeswehrangehörige vergeben, die die Offizierslaufbahn eingeschlagen und sich ersten Prüfungen auf dem Weg dorthin gestellt haben. In diesem Jahr werden 420 junge Männer und Frauen in Hamburg zum Leutnant befördert. Sie alle sind Studierende der Bundeswehruniversität in der Hansestadt – einer von zwei Einrichtungen ihrer Art. Die zweite Bundeswehruniversität gibt es in München. Die Beförderung findet in Hamburg jedes Jahr Mitte Juni statt. Üblicherweise gibt es den Appell auf dem Sportplatz des Universitätsgeländes in Wandsbek. Auf Einladung des Senats werden die jungen Soldatinnen und Soldaten in diesem Jahr auf dem Rathausmarkt feierlich in ihren ersten Offiziersrang befördert. Ab dem 1. Juli tragen sie den Titel Leutnant dann offiziell.
Gibt es auch Kritik am Veteranentag?
In Hamburg gehört etwa die Bürgerschaftsfraktion der Linken zu den Kritikern. „Wir lehnen öffentliche Appelle der Bundeswehr und Militärparaden ab“, erklärte der Co-Fraktionsvorsitzende David Stoop. Schon die „Verantwortung gegenüber der deutschen Vergangenheit“ mahne zu einem vorsichtigen Umgang mit Militärpräsenz in der Öffentlichkeit. Die Linke sieht unter anderem im Veteranentag eine Militarisierung der Gesellschaft. Stoop: „Anstatt jetzt gigantische Aufrüstungspakete aufzulegen und in der ganzen Republik militärische Feiern durchzuführen, sollten wir die zivilgesellschaftliche Orientierung der Bundeswehr stärken und uns international um Abrüstung bemühen.“ Die Linksfraktion ruft auf zur Kundgebung gegen das öffentliche Gelöbnis, organisiert vom Hamburger Bündnis gegen Militarisierung und Krieg, um 12 Uhr an der Mönckebergstraße auf.
Womit rechnet die Polizei?
Die Polizei rechnet nicht mit Störungen. Angemeldet sind drei Protestkundgebungen in der Innenstadt unter anderem von der Partei Die Linke und der Linksjugend mit insgesamt 850 Demonstranten. Linksextremisten werden nur vereinzelt erwartet. Der Rathausmarkt wird zur Drohnenflugverbotszone. Es gilt der Bannkreis rund um das Rathaus.
jlau, juve, dfe