Berlin. Zum ersten Veteranentag in Berlin wollen heute hunderte Kriegsgegner auf die Straße gehen. Es kommt zu Verkehrseinschränkungen.

Berlin werde „zum emotionalen Mittelpunkt der Republik“, das Regierungsviertel sei ein „würdiger Ort für eine würdige Sache“, es werde ein „Fest der Anerkennung“: Mit diesen blumigen Worten bewirbt der Deutsche Bundeswehrverband e. V. die Zentralveranstaltung des ersten Nationalen Veteranentags am heutigen Sonntag in Berlin. Der Tag zur Ehrung der Soldaten treibt jedoch voraussichtlich auch hunderte Menschen auf die Straße, die sich einer in ihren Augen fortschreitenden Militarisierung der Gesellschaft in den Weg stellen. Es kommt zu umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen und Verkehrssperrungen.

Beschlossen wurde die Einrichtung eines nationalen Veteranentag bereits im vergangenen Jahr – durch einen überparteilichen Antrag von SPD, Union, Grünen und FDP im Bundestag. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nannte die Einführung „ein überfälliges Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung“.

Zum ersten Nationalen Veteranentag am 15. Juni 2025 soll das Regierungsviertel zum Ort der Begegnung werden. Organisationen, wie das Soldatenhilfswerk oder die Jüdische Militärseelsorge, stellen sich im „Veteranendorf“ vor, Einsatzveteranen erzählen auf der Bühne ihre persönlichen Geschichten, es gibt ein Musikprogramm auf der Bühne und Foodtrucks, die für das leibliche Wohl sorgen.

Veteranentag: Hier kommt es zu Einschränkungen

Die Veranstaltung wirkt sich auf den Verkehr in Mitte aus. Wie die Polizei Berlin mitteilt, sind folgende Bereiche im Regierungsviertel am Sonntag zwischen 11 und 21 Uhr betroffen:

  • Platz des 18. März
  • Friedrich-Ebert-Platz
  • Jakob-Kaiser-Haus
  • Deutscher Bundestag
  • Platz der Republik
  • Paul-Löbe-Haus
  • Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

„Auch das Befahren der Spree zwischen dem Jakob-Mierscheid-Steg und der Marschallbrücke wird im angegebenen Zeitraum nicht mehr möglich sein“, teilte die Polizei am Freitag mit. Die betroffenen Straßen sollten weiträumig umfahren werden. „Das Abstellen von Kraftfahrzeugen (auch solchen mit Sonder- und Ausnahmegenehmigungen gemäß StVO), Fahrrädern, motorisierten Zweirädern, allen Arten von elektrobetriebenen Fahrzeugen oder mobilen Behältnissen (insbesondere Kleidercontainer, Müllbehälter, etc.) ist in diesem Bereich und den festgeschriebenen Zeiten untersagt.“ Entsprechende Fahrzeuge würden notfalls entfernt werden.

Zum Betreten der Zonen berechtigt seien nur solche Personen, die Personaldokumente sowie einen Dienst- oder Betriebsausweis mit sich tragen würden. Demonstrationen und Kundgebungen seien in den definierten Bereichen nicht zulässig, was dem Plan einiger Demonstrationsanmelder einen Strich durch die Rechnung macht.

Veteranentag in Berlin: Mehrere Demonstrationen angemeldet

Um 12 Uhr soll eine Demonstration mit 110 Teilnehmenden am Friedrich-Ebert-Platz stattfinden – auf dem dortigen Veranstaltungsgelände laden jedoch Abgeordnete und der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages zu einer Fragerunde ein. Weiterhin ist für 13 Uhr am Sonntag eine Gegenmahnwache zum Veteranentag auf dem Platz der Republik 1 mit 100 Teilnehmenden angemeldet. Organisator ist die „Friedenskoordination Berlin“, ein Netzwerk, das nach eigenen Angaben seit 1980 gegen Krieg demonstriert. Wie die Polizei auf Anfrage der Morgenpost erklärt, liefen derzeit Kooperationsgespräche mit den Anmeldern, um einen alternativen Versammlungsort zu finden.

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Darüber hinaus wollen Kriegsgegnerinnen und -gegner am Sonntag um 14 Uhr von der Friedrichstraße bis zum Friedrich-Ebert-Platz laufen, um gegen den Veteranentag zu demonstrieren. Angemeldet sind 700 Teilnehmende, wie die Polizei mitgeteilt hat. In einem Aufruf auf der linksradikalen Webseite Indymedia wird der Familienfest- und Volksfest-Charakter der Bundeswehrveranstaltung kritisiert.

Bereits im Vorfeld des Veteranentags kam es zu Protestaktionen durch Militärgegner. Am Mittwoch stellten Aktivistinnen und Aktivisten vor dem Bundeswehr-Showroom in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße eine symbolische Mauer auf. „Wir feiern eure Kriege nicht“, war darauf unter anderem zu lesen. Ihre Kritik: Vom Krieg profitierten in erster Linie Rüstungskonzerne. In mehreren Bundesländern, darunter Berlin, wurde dazu aufgerufen, Werbevitrinen zu kapern und dort gefälschte Bundeswehrplakate zu platzieren.