Um es mal mit Goethes „Faust“ zu sagen: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“ Nämlich dann, wenn es um Fortbewegung geht. Einerseits versuche ich, im Sinne des Umweltschutzes jede überflüssige motorisierte Fortbewegung zu vermeiden, gehe zu Fuß oder steige aufs Rad. Andererseits kenne ich das unbeschreiblich schöne Gefühl, bei herrlichem Wetter mit offenem Cabrio eine Küstenstraße entlangzubrausen. Muss ja nicht unbedingt die Amalfiküste sein, auch wenn diese zum heutigen Thema passen würde. Das mit dem Küstenstraßenentlangbrausen erledigt sich jedoch mangels Cabrio von selbst. Gut für die Umwelt und eine meiner Seelen – auch wenn die andere dabei leidet.

Eine Möglichkeit, derartige Sehnsüchte wenigstens bedingt zu stillen, ist der bloße Anblick schöner Fahrzeuge. Und da bietet sich ein Besuch der neuen Sonderausstellung „Belle Macchine“ im BMW-Museum München an. Dort geht es nicht um die PS unter der Haube, sondern um die Haube selbst, mehr noch die ganze Karosse, kurzum ums Design. Und zwar um italienisches Automobildesign. Was dann zu den Amalfi-Assoziationen doch hervorragend passt.

„What I want“: Das Art Car #15 von Jenny Holzer war ein Statement der weiblichen Selbstbehauptung.„What I want“: Das Art Car #15 von Jenny Holzer war ein Statement der weiblichen Selbstbehauptung. (Foto: Enes Kucevic / BMW)

„Ich fand es gut, dass eine Frau teilhaben kann, ohne in einem Bikini herumzustehen.“ Das sagte die amerikanische, für ihre Schriftwerke bekannte Konzeptkünstlerin Jenny Holzer 1999 dazu, warum sie die Einladung des Autoherstellers aus München angenommen hatte, ein sogenanntes „Art Car“ zu gestalten. Der Seitenhieb war damals ebenso aktuell, wie er es heute noch wäre. Noch immer räkeln sich leicht bekleidete Frauen für Fotoshootings auf Motorhauben oder stehen dekorativ um die Boliden herum.

Doch zurück zu den Art Cars. Deren Geschichte begann 1975 mit dem Exemplar #1, dessen Bemalung Alexander Calder entworfen hatte. Tatsächlich waren die Fahrzeuge mehr Kunstwerke als Kurvensprinter. Auch wenn die ersten allesamt Rennautos waren und tatsächlich am berühmten 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilnahmen.  Selbst das berühmteste von allen, die #4 von Andy Warhol, auf das dieser eigenhändig und in nur 28 Minuten sechs Kilo Farbe aufgetragen hatte, ging einmal, 1979, in Le Mans auf die Rennstrecke, bevor es ins Museum wanderte.

Inzwischen ist eine ganz beachtliche Flotte entstanden. Einzelne Exemplare wurden immer mal wieder weltweit gezeigt. Zum 50. Geburtstag in diesem Jahr ganz besonders viele. Und von diesem Montag an sind die Art Cars #15 von Jenny Holzer und #20 von Julie Mehretu in der BMW Welt in München zu sehen (bis 31. August).  Parallel dazu zeigt das BMW Museum die Exemplare mit der #7 von Michael Jagamara Nelson, #8 von Ken Done und #13 von Sandro Chia (bis 1. Januar 2026).

Eine sehr sachte Beschleunigung und vor allem eine Übung in Achtsamkeit ist das Projekt Bewegungsmusik von Rupert Huber in der Pinakothek der Moderne (bis 9. November). Huber, ein in Wien lebender Musiker, Komponist und Klangkünstler, experimentiert dabei mit einem Synthesizer namens „The Irvine“, der 2017 von Andy Cavatorta, Tom Huber und der AVL Cultural Foundation entwickelt wurde. Die Klänge dieses einzigartigen Dings werden mithilfe von Galliumphosphat-Kristallen erzeugt. Gesteuert aber werden sie durch die Besucherinnen und Besucher der Pinakothek der Moderne, wenn diese sich durch die Rotunde bewegen. Also sollte man die nächsten Monate nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren spitzen, wenn man das Museum betritt.

Iba One ist einer der populärsten Rapper Malis. Natürlich ziert sein Konterfei auch einen der Kleinbusse auf Bamakos Straßen.Iba One ist einer der populärsten Rapper Malis. Natürlich ziert sein Konterfei auch einen der Kleinbusse auf Bamakos Straßen. (Foto: Seydou Camara)

Vom Museum noch einmal zurück auf die Straße: Ins quirlige und bunte Leben von Malis Hauptstadt Bamako führt die Ausstellung Merci Maman im Museum Fünf Kontinente. Sie zeigt eine ganz besondere Art der Street Photography. Im Mittelpunkt stehen die Sotramas, Kleinbusse, die zwar privat organisiert sind, aber den gesamten öffentlichen Transport von Mensch und nicht selten Tier organisieren. Das Besondere an diesen Sotramas: Sie alle sind aufwendig bemalt mit Bildern bekannter Musiker, Sportler, Politiker oder anderer Prominenter. Sie sind rollende Kunstausstellungen und Straßentheater zugleich und fungieren überdies als Barometer für die gesellschaftliche Stimmung vor Ort. Wer also wissen will, worüber man sich in Mali gerade so unterhält, bekommt bei „Merci Maman“ im Museum Fünf Kontinente sehr unterhaltsam Auskunft (bis 16. November).