Haben Sie schon einmal versucht, einen 400 Kilogramm schweren Konzertflügel auf einen Pkw-Anhänger zu verladen und diesen Anhänger dann per Muskelkraft durch die Stadt zu bewegen? Erschwerend kam am Freitag, dem 13. Juni, dazu, dass es heiß war und mindestens eine Künstlerin oder ein Künstler auf dem Anhänger stand oder saß und etwas an Kunst darbot.
Aber beginnen wir von vorn: Am 11. Juni wurde schon einmal geübt. Es ist unschwer zu sehen, dass die Verladung ihre Tücken hat. Aber es hat geklappt.
Probeverladung Konzertflügel. Foto: Anne Giermann
Jahrtausendfeld erhalten
So konnte am 13. Juni um 13 Uhr die Aktion mit einer Party auf dem Jahrtausendfeld in Leipzig-Plagwitz beginnen. Es ging los mit den Akteuren verschiedener Initiativen, die das Jahrtausendfeld als grüne Oase in Plagwitz erhalten wollen. Vertreter aus der Politik, wie Volker Külow (Linke), Benjamin Schulz (SPD) und Katharina Krefft (Bündnis 90/Die Grünen), gaben dazu ihre Statements ab. Auch die Elternvertreterinnen und Kinder der Grundschule Gießerstraße stellten ihre Forderungen vor. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Initiativen kamen ebenfalls zu Wort.
Elternvertreterinnen GS Gießerstraße. Foto: Thomas Köhler
Selbstverständlich wurde auch die Petition „Es braucht mehr Pflanzen auf unserem Marktplatz“ von den Kindern thematisiert, geht diese doch auf eine Initiative des Leipziger Kinderkongresses zurück. Die Petition braucht noch Unterschriften, das wurde immer wieder betont.
Passend dazu gab es „Begleitfahrzeuge“ des Konzertflügels von der Verkehrswende Leipzig in Form von mobilen Bäumen.
Verkehrswende Leipzig mit mobilen Bäumen. Foto: Thomas Köhler
Start des Protestflügels
Bevor der Protestflügel startete, gab es Musik und Reden. Der Chor mit den Liedern zum Protestflügel wurde von Sahra Kaden und dem Liedermacher Wolfgang Behmenburg „gestimmt“. Wie im Video zu sehen, war das erfolgreich, beim „Protestflügelsong“ und den „Variationen berühmter Komponisten“ auf der Sachsenbrücke klappte es hervorragend.
Wir fragten Sahra Kaden, als Vertreterin der Veranstalter, und Katharina Krefft nach den Zielen der Aktion und ihrer persönlichen Motivation.
Endlich, gegen 15.20 Uhr, setzte sich die Demo in Bewegung. Es ging entlang der Karl-Heine-Straße zur Käthe-Kollwitz-Straße und dann am Elsterflutbecken entlang zur Sachsenbrücke. Unterwegs gab es einige kleinere Aufenthalte, der Anhänger wollte nicht so lenken wie die Schiebenden. Das machte der Stimmung aber nichts aus. Unterwegs wechselten nicht nur die Menschen am Anhänger, sondern auch die Künstlerinnen und Künstler auf diesem.
Protestflügel zieht durch die Karl-Heine-Straße. Foto: Thomas Köhler
Bemerkenswert war: Die Menschen an der Karl-Heine-Straße und die Wartenden an den Haltestellen, an denen während der Demo keine Bahn fuhr, wurden meist durch die Musik und gute Laune angesteckt.
Erster Stopp Sachsenbrücke
Auf der Sachsenbrücke angekommen gab es wieder Redebeiträge. Wir fragten unterdessen die Potsdamer Liedermacherin Amanda Morena, die für die Aktion angereist war, was diese Kunstaktion für sie bedeutet.
Der große Live-Act auf der Sachsenbrücke war Sebastian Krumbiegel, der neben drei Liedern auch persönliche Intentionen immer wieder einfließen ließ.
Sebastian Krumbiegel am Protestflügel. Foto: Thomas Köhler
Wir haben Sebastian gefragt, was ihn dazu bewogen hat, an der Aktion teilzunehmen. Er antwortete gern, auf seine eigene Art.
Ankunft auf dem Marktplatz
Es ging weiter, vorbei an der Musikhochschule zum Marktplatz, wo der Protestflügel vom Intendanten des Leipziger Bachfestes, Michael Maul, begrüßt wurde.
Ankunft auf dem Marktplatz. Foto: Katharina Krefft
Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr dabei. Danke an Katharina für die Eindrücke.
Festzustellen bleibt: Der Protestflügel ist eine coole Aktion. Er verbindet Kunst und Klimabewegung auf nachdrückliche, aber unaufdringliche Weise. Wir brauchen mehr von solchen Aktionen.