Kurz vor Spielbeginn trat in der Kölner Arena der Hallensprecher vor die Blöcke, in denen die Fans der Füchse Berlin ihre Plätze hatten. Es war der Hallensprecher aus der heimischen Max-Schmeling-Halle. Er schwor die mitgereisten Anhänger noch einmal ein und schloss mit den Worten: „Lasst uns Geschichte schreiben!“

Geschichte schreiben, das hieß nicht weniger, als nach dem ersten Meistertitel in der Bundesliga auch zum ersten Mal in der Klubhistorie die Handball-Champions-League gewinnen. Aber dieses Vorhaben misslang. Nach 22 ungeschlagenen Pflichtspielen, die letzte Niederlage war fast vier Monate her, verloren die Füchse wieder eine Partie – 26:32 (12:16). Damit ging das deutsche Finale an den Liga-Zweiten SC Magdeburg.

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Das Spiel um Platz drei hatte zuvor in der bereits fast vollbesetzten Halle der HBC Nantes 30:25 (14:9) gegen den FC Barcelona gewonnen, der tags zuvor höchst unglücklich an Magdeburg gescheitert war.

Die Füchse waren in dieser Saison in den drei bisherigen Aufeinandertreffen in der Bundesliga und im Supercup ungeschlagen geblieben, es gab zwei Siege und ein Remis. In der Meisterschaft lagen die Berliner am Ende einen Punkt vor dem SCM. 

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In der Anfangsphase des vierten und letzten Duells dieser Spielzeit leisteten sich beide Teams vor knapp über 20.000 Zuschauern einige Fehler und misslungene Pässe. Als die Füchse mal mit zwei Toren führten (5:3), stand es kurz danach schon wieder unentschieden.

Die Füchse kommen im Angriff nicht richtig durch

Die Berliner kamen kaum zu ihrem atemberaubenden Tempohandball in der Offensive. Mathias Gidsel, der im Halbfinale gegen Nantes nach wenigen Minuten die Rote Karte gesehen hatte, war zwar wieder dabei, entwickelte sich aber diesmal die zur bestimmenden Figur.

Recht früh lief das Team von Trainer Jaron Siewert einem Rückstand hinterher, der kontinuierlich wuchs. Nach einem Fehler im Aufbau und dem Wurf von Antonio Seradilla Cuenca ins leere Tor, waren es in der 19. Minute erstmals drei Treffer (8:11), vier Minuten vor der Pause und auch nach 30 Minuten dann schon vier.

Zum dritten Mal ein deutsches Finale

Vor der Partie der Füchse gegen den SC Magdeburg hatte es zwei Mal ein Endspiel zwischen zwei deutschen Teams gegeben. 2007 hatte der THW Kiel gegen die SG Flensburg-Handewitt gewonnen, 2014 dann Flensburg gegen Kiel.

Auch der Torwartwechsel von Dejan Milosavljev zu Lasse Ludwig brachte in einer insgesamt sehr mäßigen ersten Hälfte der Füchse keine große Veränderung zum Guten. Und vorn endeten die Angriffe immer wieder am glänzend haltenden Sergey Hernandez. Auf dem Weg in die Kabine wurden die Magdeburger Spieler von ihren Fans begeistert gefeiert.

In der zweiten Hälfte sah SCM-Abwehrchef Serradilla Cuenca schnell die Rote Karte, Ludwig hielt nun mehr Bälle. Aber anders als beim entscheidenden Meisterschaftsspiel kürzlich bei den Rhein-Neckar Löwen kam die Wende nun nicht.

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Weil offensiv nach wie vor gegen den überragenden Hernandez zu wenig gelang, wurde der Rückstand nicht kleiner. Im Gegenteil, in der 42. Minute hieß es 17:22. Trainer Siewert reagierte mit einer Auszeit.

Wenige Minuten später folgte die nächste Auszeit – und zehn Minuten vor Schluss brachte Gidsel seine Mannschaft auf drei Tore ran (24:27). Der Welthandballer scheiterte in dieser Phase jedoch auch mehrfach an Hernandez. Dass er mit insgesamt 135 Toren bester Torschütze der Champions-League-Saison geworden ist, dürfte für Gidsel nur ein sehr schwacher Trost sein.

Mageburg vergrößerte den Vorsprung schnell wieder und durfte am Ende über den dritten Titelgewinn in der Champions League nach 2002 und 2023 jubeln. Schon zuvor hatte es laute „Hier regiert der SCM“-Rufe von den Magdeburger Fans gegeben.