Im Januar hat der Stadtrat die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Jahrtausendfeld in Lindenau beschlossen. Der vor allem verhindern soll, dass die bis jetzt unbebaute Fläche am Karl-Heine-Kanal fast völlig bebaut wird. Wenigstens ein Teil soll zum Stadtteilpark werden. Aus Sicht der Bürgerinitiative „Jahrtausendfeld retten!“ ist das zu wenig. Sie kämpft darum, dass die komplette Fläche zum Stadtteilpark wird. Gerade auf dem Teil, den die Stadt zum Park machen möchte, gibt es auch noch massive Probleme mit einer verseuchten Fläche.

Und noch einen weiteren Konflikt gibt es: Das Jahrtausendfeld wird in der stadteigenen Klimaanalyse als „besonders schützenswerte“ Grünfläche gekennzeichnet, die möglichst nicht bebaut werden sollte. Die Stadtbau AG hingegen plant auf dem Jahrtausendfeld ein sechszügiges Schulgebäude für die Leipzig International School (LIS) zu bauen.

Das Jahrtausendfeld als Stadtteilpark

Mit einer Petition und öffentlichen Protestaktionen machte die Bürgerinitiative gemeinsam mit dem Ökolöwen deutlich, dass sie sich an dieser Stelle einen Stadtteilpark wünscht.

Die Stadtbau AG versprach dann im Dezember 2024 in einer Absichtserklärung mit der Stadt Leipzig, dass eine angemessen große öffentliche und qualitativ hochwertige Grünfläche auf dem Jahrtausendfeld entstehen könne. Diese sollte aus zwei Teilflächen bestehen: 3.000m² würde die Stadtbau AG an die Kommune verkaufen, 2.500m² gehören freilich der Gesellschaft für Entsorgung und Sanierung von Altlasten (GESA). Bei der GESA-Fläche handelt es sich um hochgradig verseuchten Boden. Hier stand früher eine Lackiererei, entsprechend verseucht ist der Boden.

„In der Absichtserklärung rechnete man vor, dass mit dem asphaltierten Weg, der bereits der Stadt Leipzig gehört, und der geschützten und nicht nutzbaren Uferböschung eine 8.800m² Grünfläche entstünde“, kritisiert die Bürgerinitiative die wolkigen Pläne von Stadt und Stadtbau AG.

„Gemeinsam mit dem Ökolöwen denunzierten wir diese Rechnung bereits als ‘faulen Deal’ und ‘Alibi-Grünstreifen’. Doch damit nicht genug. Denn die Altlasten auf der GESA-Fläche sind nur mit einer Folie abgedeckt. Über der Folie befindet sich aufgeschüttete Erde, mit Gräsern bewachsen. Ohne einen Austausch des belasteten Bodens können hier gar keine Bäume wachsen, denn die Wurzeln der Bäume würden die Folie zerstören: Altlasten könnten dadurch austreten.“

Keine Bodensanierung geplant

Eine Sanierung des Bodens wäre extrem kostenintensiv. Weder die Stadtbau AG noch die Stadt Leipzig haben bislang vor, die Fläche sanieren oder die Kosten dafür übernehmen zu wollen. Denn beiden gehört das verseuchte Grundstück ja nicht. Eigentümerin ist die GESA als Körperschaft des Bundes. Für die GESA aber gibt es keinen Anlass, die verseuchte Fläche zu renaturieren. So dass sich für die Planung eines Parks ein unübersehbares Problem ergibt: Ohne Altlastensanierung kann die GESA-Fläche bauordnungsrechtlich gar kein Park werden.

„Auf telefonische Nachfrage bei der GESA erfuhren wir: Man empfiehlt hier eine Versiegelung. Tischtennisplatten oder Fahrradständer, das seien die Freizeitelemente, die man an dieser Stelle erwarten könne“, stellt die Bürgerinitiative fest. „Ein Verkauf der GESA-Fläche scheint bisher nicht geplant zu sein. Einen Preis für die Fläche wollte man uns nicht nennen.“

Und auch in der durch die Stadtbau AG gestellten Bauvoranfrage wurde bislang keinerlei Aussage zu einer eventuellen Übertragung der 3.000m² Fläche an der Aurelienstraße an die Kommune geschweige denn eine Aussage zu versprochener öffentlicher Grünfläche getroffen. So äußerte sich das Stadtplanungsamt auch entsprechend in seiner Antwort auf Nachfrage von Linke-Stadtrat Dr. Volker Külow im Mai.

Muss die LIS genau hier stehen?

„Die Kommune muss jetzt endlich handeln“, fordert die Bürgerinitiative. „Der Bebauungsplan könnte sicherstellen, dass die zukünftige öffentliche Grünfläche angemessen groß ist. Weiterhin muss die Stadt Leipzig jetzt gezielt Flächen ankaufen, die entsiegelt werden können, anstatt Geld, das für den Klimaschutz bestimmt ist, in Konstruktionsprojekte zu stecken.“

So kritisiert die Bürgerinitiative, dass die Stadt in den Bau einer Photovoltaikanlage auf einem Parkplatz der Neuen Messe investiert und eine halbe Million Euro aus einem kommunalen Topf, der eigentlich für Klimaprojekte gedacht ist, für den privaten Bau eines Parkhauses in Holzbauweise bereitstellt.

„Die Prämissen der 1990er Jahre – privaten Investoren die Gestaltung der Stadt zu überlassen – sind längst überholt. Es gilt, endlich nachhaltig zu denken und die Orte, an denen wir leben, für die Zukunft zu gestalten, die den zu erwartenden Veränderungen des Klimas Rechnung trägt – und sie abmildert“, betont die Bürgerinitiative.

„Wir appellieren hiermit eindringlich an Herrn Patrik Fahrenkamp, CEO der Stadtbau AG, sowie an die Leipziger International School, insbesondere an Herrn Barabas, ihr Bauprojekt an anderer Stelle fortzuführen. Die Stadtbau AG verfügt über viele weitere attraktive Grundstücke. Schlussendlich wäre die Sanierung und Umnutzung bereits bestehender Gebäude eine klimafreundliche Alternative zum Neubau.“